„Lost in Wörgl“ – gelungenes Kabarett-Debüt

Zwei Niederösterreicher, die es wegen der Liebe nach Wörgl verschlagen hat, entdeckten in Tirol eine weitere Leidenschaft, die beide verbindet: Ihr Herz für die Kleinkunst. Nachdem der Wörgler Fasching grundsätzlich ein sehr bescheidenes  und hinsichtlich einer Büttenredner-Tradition ein nicht existentes Dasein fristet, wagten Stefan Peschta und Jürgen Chmela-Heiss – beides erprobte Bühnen-Haudegen bei der Gaststubenbühne Wörgl – nun erstmals mit einem selbst gebastelten kabarettistischen Wörgler Jahresrückblick einen Ausflug ins satirische Genre. Mit Erfolg, wie die beiden Vorstellungen des Kabarett-Debüt

„Lost in Wörgl“ im Astnersaal und in der KULTURzone zeigten.

So wie „An English Man in New York“ seinen Kulturclash erlebt, dürften auch die beiden Neo-Kabarettisten sich als Niederösterreicher in Tirol fühlen – sie texteten den Song zum Auftakt ihres ersten Kabarett-Programmes kurzerhand um, bevor der humoristische kalendarische Streifzug durch private Erlebnisse und öffentliche Ereignisse und Begebenheiten allerlei Stoff für die Lachmuskeln des Publikums bereithielt.

Wie man einen Integrations-Spritzer – Wasser aus Tirol und Wein aus Niederösterreich – in unterschiedlicher Dosierung zubereitet verrieten die Beiden ebenso wie die Zutaten für einen Do-it-yourself-Whirlpool. Die Anleitung zur BOB-Party im Sparefroh-Stil, erlebt in der Galerie am Polylog, fehlte ebenso wenig wie ein Punschranking nach einer zur Weihnachtszeit absolvierten Tour quer durch die Punsch-Standln vom M4 bis zum Christkindlmarkt. Mit dem Feen-Punsch als Damen-Augen-Herzerl-Zauberer Top-Favoriten. Wo in Wörgl Sekt-Alarm ausgerufen und ein Reparatur-Seidl im Repair-Café kredenzt wird, war in den „Lach- und Sachgeschichten“ von Stefan und Jürgen ebenso zu erfahren wie Urlaubs- und Theaterausflugs-Highlights in Prutz.

Eine Parodie des Wörgler Rad-Flashmobs eröffnete den zweiten Teil des Abends mit Seitenhieben auf die Wörgler Gemeindepolitik, mit denen die Beiden allerdings sparsam umgingen. Um Themen wie die doch nicht zustande gekommene Badl-Volksabstimmung oder das Stadtpark Fischerfeld-Hickhack kam man dabei naturgemäß nicht herum.

Unterstützt wurden Stefan Peschta und Jürgen Chmela-Heiss von Dominik Kainzner, der als grantelnder Haus- und Technikmeister sich auf der Bühne und aus dem Off einmischte, sowie von Stefan Peschtas Schwester Judith, die Kreuzwort-rätselnd immer dann zum Triangle griff und „Übersetzungsdienste“ leistete, wenn typisch niederösterreichische Dialektausdrücke einer genaueren Erläuterung bedurften. Für den unterhaltsamen, überaus gelungenen Kabarettabend gab´s viel Applaus – und das Publikum freut sich schon auf eine Neuauflage des kabarettistischen Jahresrückblickes 2016.