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JUB lud zur Lesung ins Jugendzentrum mit Hannes Blamayer, Kai Rossmann und Martin Fritz
vero / 22.12.2008 21:58
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Mit einer literarischen "Abrechnung" mit den technischen Unzulänglichkeiten des Geiwi-Liftes unterhielt Hannes "Blamayer" (links) als erster im Lese-Reigen das bunt gemischte Publikum in der ZONE. Hannes ist längst kein Unbekannter mehr in Tirols junger Literaturszene - so durfte er, als er noch unter dem Familiennamen Breitenlechner auftrat, auch schon den prall gefüllten Sieger-Beutel beim Poetry Slam im Bierstindl in Innsbruck mit nach Hause nehmen und überzeugte auch beim österreichweiten Contest mit seiner extravaganten Wortgewandtheit. Kreativer Umgang mit Sprache und Bildern zeichnet auch seine Gedichte und Raps aus, etwa über "Die Traurigkeit der Erde oder wie wir die Welt retten wollen". Wein, Weib und Gesang - die zeitlosen Triebkräfte menschlicher Dichterkunst - kommen bei Hannes auch nicht zu kurz, wenn er philosophierend sich in Wasser und die Geliebte in Wein verwandelt und so die verflossene Liebe im Wortrap besingt.

In eine surreale Welt entführte Kai Rossmann (2.v.l.) - in drastischen Bildern schilderte er die Befreiung einer Fliege aus dem Mund seiner Schwester. Überraschende Wendungen und Wortgewalt durchdringt seine Lyrik - die erzählt  von gefährlichen Almwanderungen, Personentransporten nach der Reifeprüfung, vom Alter und aus der Geburtenstation. Und wer vermutet hinter einem Weihnachtsgedicht schon ein Messerattentat mit tödlichem Ausgang?

Einen "Befreiungs-Literaturabend" ortete der Dritte im Bunde, Martin Fritz, der unbekümmert aus seiner "Werkerziehungsmappe" vorlas und dabei sehr kritisch mit dem "Wikipedia-Unsinn" ins Gericht ging. Was wird da alles frei erfunden und zum Beweis der Unsinnigkeiten für Freunde noch schnell nächtens ins Web getippt? So kürte er seine Top 3 Wikipedia-Ausdrücke - die Parkbanklähmung und den Thresenhals als Folge übermäßigen Alkoholkonsums sowie die "tea-and-time"-Tasse mit eingebauter Sanduhr zur zeitgerechten Teezubereitung. Mit hintergründigem Humor schilderte er den Lebenslauf einer raubkopierten Sony-Playstation made in China und legte mit seinem Bühnendialog "voll zach" den ZuhörerInnen mit überspitzter Milieu-Sprache nahe, vom Marihuana-Anbau wie -Konsum doch besser Abstand zu nehmen.

Beim "Open Mike" krallte sich Richard Schwarz das Mikrofon und lieferte mit seinem satirischen Ausflug in Wörgls Geschichte unsinnige Erklärungen aller Art - etwa warum die Neandertaler nicht als Wörgler bekannt wurden,  dass Wörgls erste urkundliche Erwähnung auf in Blähungen eines Kutschers zurückgingen und in Bruckhäusl dem "Teufel der A...." (Allerwerteste) angebohrt wurde, weshalb es heute dort immer noch übel rieche.

Positiv überrascht vom großen Publikumsinteresse war am Ende des Abends dann klar: Die LiteraturZONE soll keine Eintagsfliege bleiben, sondern weitergehen. Wie und wann, wird sich weisen. Wer auf den Geschmack gekommen ist und schon vorher Lust auf Literatur hat: Am 8. Jänner 2009 lädt Martin Fritz mit seiner Lesebühne "Text ohne Reiter" ins Moustage in Innsbruck, und jeden letzten Freitag im Monat (nicht im Dezember 2008) geht im Gasthof Bierstindl in Innsbruck der Poetry Slam über die Bühne. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin hat dabei fünf Minuten Zeit für den Vortag. Das Publikum votet als Jury und entscheidet, wer als Sieger die Süßigkeiten erhält.

Tolle Stimmung bei der ersten LiteraturZONE im Wörgler Jugendzentrum - viel Applaus gab es für Hannes Blamayer, Kai Rossmann und Martin Fritz. Bild rechts: Ein Teil der Filmcrew von "Mc Finnen und Wallace" war Gast bei der Lesung in der ZONE.

Western als open source-Projekt: "Mc Finnen und Wallace"

Als "Kriegsheimkehrerdrama" bezeichnen die Filmemacher von "Mc Finnen und Wallace" ihren zweiten in Tirol gedrehten Western, der bereits mehrmals im Metropol-Kino in Innsbruck zu sehen war, beim film:riss Studentenfilmfestival in Salzburg am 11. November 2008 den Publikumspreis in der Rubrik Fiktion gewonnen hat und ab Jänner 2009 als DVD erhätlich ist. Unter der Regie von Robert Spindler spielen u.a. Richard Spindler, Richard Schwarz und Kai Rossmann. Richard Spindler schrieb dazu das Filmschnittprogramm für den Computer. "Wir haben alles selbst gemacht - eigene Software, eigene Story, eigene Musik - und alles open source", schildert das Team. Wer jetzt neugierig geworden ist: Den Film-Trailer und weitere Infos gibt´s auf www.mcfinnenundwallace.com

Weitere Bilder von der 1. LiteraturZONE gibt´s hier in der Galerie