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Die "Privatisierung" des Perchtenlaufes in Wörgl ging 2008 weiter
vero / 06.12.2008 00:39
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Wörgl  Brauchtum  Stadt  Kultur  Perchtenlauf  Verbot 

"Zurück zu den Wurzeln" wählten sich die "Wörgler Perchten" als Motto, die wieder mehr ans ursprüngliche Brauchtum vom Angerberg anknüpfen wollen und auf die Verwendung von Feuer und modernen Masken verzichten. Auf die Fellteufel, die in Breitenbach verpönt sind, verzichten die Wörgler allerdings nicht. In ihren Reihen springt  Ernst Schiller (Bild links ganz links) mit, der seit seinem 6. Lebensjahr den Brauch nun aktiv 30 Jahre lang ausübt - und der jüngste Tamperer Alexander zählt gerade einmal vier Jahre. "Nächstes Jahr wollen wir eine eigene Kinderperchtengruppe nach altem Brauch starten", erklärt Schiller.

Alexander tamperte beim Auftritt am 5. Dezember beim Schusterbauern in der Kanzler-Biener-Straße in Wörgl  schon brav im Takt mit den Großen (Bild links). Die "Wörgler Perchten" sind am 6. Dezember 2008 ab ca. 16 Uhr in Niederbreitenbach beim Perchtentreff zu sehen, Start ist beim Feuerwehrhaus, weiters beim Aral Pub in Langkampfen Dornau sowie bei der Familie Haun in Niederbreitenbach. Durchwegs modern gibt sich Truppe allerdings auch beim Marketing: Wie viele andere Perchten Passen auch statteten sich die Wörgler Perchten mit einheitlichen Sweat-Shirts aus (Bild rechts).

Die Hauserwirt Pass startete am 5. Dezember 2008 mittags beim Hölzlbauern in der Kanzler-Biener-Straße in Wörgl ihre Tour.

In der spektakulären Inszenierung verwendet die Hauserwirt Pass Feuer und Rauch und greift damit auf die ebenfalls alte, rituelle Verwendung von Feuer zurück, die bei Winter- und Sommersonnenwende ja ebenso eine große Rolle spielt. Räuchern zur Vertreibung "böser Geister" ist am Weihnachtsabend, zu Silvester und zu Dreikönig auch noch vielerorts üblich.  Hier zu urteilen, das ist noch Brauchtum und das nicht mehr, wird als Willkür gesehen und nicht akzeptiert. Lebendiges Brauchtum bleibt in der Entwicklung auch in anderen Bereichen nicht stehen, und die jungen Brauchtumspfleger agieren nicht als Museums-Kultur, sondern als Jugendkultur, die hier ihre Kreativität auslebt.

Nachwuchssorgen kennt auch die Hauserwirt Pass nicht - links die Berger-Brüder. Authentische Werbeträger: Mit dem Tourplan bedruckte sich die Perchtenpass T-Shirts.

Die Fluckinger Pass absolvierte ihren ersten Auftritt am Teufeltag in der Bodensiedlung bei Toni Schrettl (Bild links und Mitte). Beim Auftritt in der Bahnhofstraße mittags blieb die Öffentlichkeit ausgesperrt und Zaungast (Bild rechts) - das Absperrband war behördlich vorgeschrieben.

Jede Perchtenpass versucht, Eigenheiten herauszuarbeiten und sich damit von anderen zu unterscheiden. Die Fluckinger Pass, die 2007 ihr 10-jähriges Bestehen feierte, wählte dafür außergewöhnliche Tamperer-Rhythmen und verzichtet auf teures Feuerwerk.  Der Sensen schwingende Fellteufel agiert als Stabführer, gibt den Takt an, während die Hex zum Einsatz der Glockinger bläst.

Nach dem schweißtreibenden Auftritt verpflegen die einladenden Familien die Perchten und ihren Betreuer-Tross, ohne den Auftritte nicht zu bewältigen wären. Wenn einmal die Masken gefallen sind, fallen auch die "Berührungsängste"...

Spaß am Gruseln hatten auch diese vier kleinen Zaungäste beim Kargl-Bauern (Bild links). Nachmittags wurde die Brixentaler Straße für das angemeldete, öffentliche Perchtentreffen bei Binders Lounge gesperrt. Wörgls neues Jugendzentrum ZONE und die Kulturzone waren dabei auch mit einem Glühweinstandl vertreten - im Bild rechts die Standl-Mitarbeiter Andy Winderl, Wörgls Jugendkoordinator Klaus Ritzer und Rudi Hechenberger.

Die Stockal Pass aus Itter marschierte als erste im abgezäunten Areal auf dem Parkplatz von Binder´s Lounge ein. Der Publikumsandrang war enorm, die Sicht auf das Geschehen aufgrund der beengten Platzverhältnisse aber leider weniger gut.

 

Bei Binders Perchtentreffen machte auch der Nikolauszug des Stadtmarketings Station, der heuer am frühen Nachmittag beim M4 startete. Als Engerl mit an Bord der von Pferden gezogenen Kutsche: I-MOTION-Jugendliche wie Melanie (Bild rechts). Ins Nikolaus-Kostüm schlüpfte wieder U1-Moderator Mag. Andi Madersbacher.

Weitere Bilder vom Perchtenlauf und Nikolaus in Wörgl sehen Sie hier in der Galerie