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Neu: Verein zur Förderung der HeimwerkerInnen-Kultur in Wörgl eröffnet Zeitsparwerk

Die Idee, gemeinschaftlich eine Werkstatt zu betreiben,  ist als Form solidarischen Wirtschaftens zwar nicht neu, aber in unseren Breiten ziemlich unbekannt. "Für alles gibt es schon Vereine - für Musik, Sport, Freizeitaktivitäten - aber nicht für Menschen, die sich als Heimwerker betätigen. Die meisten Gleichgesinnten trifft man noch im Baumarkt",  diese Feststellung veranlasste Richard Spindler und seinen Freundeskreis aus der Filmcrew des Now-Budget-Filmes "Mc Finnen und Wallace" (Bild links) dazu, selbst initiativ zu werden. "Wir haben ja schon mehrere Projekte gemeinsam durchgeführt. Wir gossen zum Beispiel in einer privaten Gagare Lautsprecherboxen aus Beton", erzählt  Spindler, Obmann des neu gegründeten Vereines zur Förderung der HeimwerkerInnen-Kultur. Wobei sich Gewissensbisse einstellten - für die Garagenbesitzer dürften derartige Belagerungen vielleicht doch nicht so optimal sein...

So begann man nach Alternativen Ausschau zu halten. Richard Spindler, von Beruf selbständiger Programmierer und bestens vertraut mit der Open Source-Community, lernte kooperative Zusammenarbeit im Software-Bereich kennen und schätzen. Mit Hackerspaces und dem Metalab in Wien als Vorbild, in dem sich Hacker und Computerfreaks treffen, wurde die Idee geboren, gemeinsam eine Werkstatt anzumieten.

Beeindruckt von der Kreativität, die Kunst- und Elektronik-Festivals zu Tage fördern, setzt Richard Spindler auch im Zeitsparwerk auf die inspirierende Wirkung einer kreativen Umgebung und einer daraus resultierenden Eigendynamik. "Wir wollen die Leute dazu ermutigen, selbst aktiv zu werden, etwas zu tun", erklärt Richard Spindler, der die Kreativwerkstatt durchaus auch als Starthilfe für Ein-Personen-Unternehmen sowie als Generationen verbindendes Projekt sieht: "Ein Ziel wäre etwa, dass hier Enkelkinder von ihren Großeltern vergessene handwerkliche Fertigkeiten lernen können." Mit dem Zeitsparwerk soll auch ein Experimentier- und Lernraum entstehen: "Wir werden Bastelkurse organisieren und sammeln Literatur zum Thema Heimwerken." Vom Metallbau bis zur Möbelanfertigung reicht das Spektrum. Und zum Auftakt startet Richard einen Kurs für das Selberbauen von elektronischen Musikinstrumenten.

Aus dem Konzept ergibt sich, dass Vereinsmitglieder nur selbst kreativ Tätige werden können. Der Verein arbeitet nicht gewinnorientiert, ohne Einschränkungen der Tätigkeitsbereiche und versucht, möglichst viele Einrichtungsgegenstände als Spende zu erhalten. Im Vorstand wirken neben Obmann Richard Spindler aus Bad Häring Albert Frisch aus Kirchbichl als Schriftführer und Richard Schwarz aus Wörgl als Kassier mit.

Der Zeit eine neue Qualität geben

Bei der Lokalsuche wurde das Team in Wörgl in der Anichstraße 6 fündig. Auf 130 Quadratmetern soll nun der kreative Freiraum entstehen, der sich "Zeitsparwerk" nennt. Doch was spart man sich hier? In welchem Sinne ist hier sparen überhaupt zu verstehen? Die Doppeldeutigkeit des Names lässt ein Lächeln auf Richard Spindlers Gesicht aufziehen - die Verwirrung ist geplant: "Hier ist die Zeitsparkasse aus Michael Endes Momo und dessen Philosophie der Hintergrund. Zeitsparen kostet Zeit. Wir wollen uns Zeit zurückholen vom Fernsehen, wollen Konsum in Zeit verwandeln, die wir für uns nützen können." Ganz nach dem Motto "was wirklich glücklich macht, gibt es nicht für Geld", laden die Initiatoren zu einer Zeitreise. Einerseits in die Vergangenheit, wenn es darum geht, altes Handwerk nicht sterben zu lassen, und andererseits in die Zukunft - durch die Anwendung neuer Technologien. Das Zeitsparwerk lädt dazu ein, die Zeit anzuhalten - inne zu halten und die eigenen Fähigkeiten und Talente zu entdecken und sich dann die Zeit dafür auch zu nehmen, eine neue "Zeit-Qualität" zu schaffen. 

Kontaktmöglichkeit auf www.zeitsparwerk.org