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Beschluss vom Wörgler Gemeinderat am 21.2.2013

 

Das Frieden-Wohnbauprojekt entsteht am Gradl-Areal, das den Gradl-Anger und den Parkplatz daneben umfasst, und besteht aus zwei Gebäudekomplexen und einer Tiefgarage, deren Ein- und Ausfahrt mit Gemeinderatsbeschluss vom 21. Februar 2013 östlich der beiden Häuser in der Friedhofstraße 2 und 4 fixiert wurde.

Am liebsten hätten am 21. Februar 2013 sieben der 21 Wörgler Gemeinderäte die Beschlussfassung über die Tiefgaragenzufahrt zur geplanten Frieden-Wohnanlage auf dem Gradl-Areal und der dazugehörigen Einbahnregelung zwischen Neuer Post und Bawag von der Tagesordnung abgesetzt – doch die Mehrheit gab nach kontroverser Diskussion grünes Licht für die neue Verkehrsregelung.

Der Verkehr in Wörgl ist generell ein neuralgisches Thema – im Speziellen ergibt sich jetzt durch die Bebauung des Gradl-Areals eine buchstäblich verfahrene Situation: Wie soll die Tiefgarage, die neben den Stellplätzen für die 80 Wohnungen auch öffentliche ausweisen wird, an den Verkehr angebunden werden? Die ursprünglich geplante Einfahrts-Variante zwischen Musikschule und Kirche wurde vom Stadtentwicklungsausschuss aus zwei Gründen verworfen: aus gestalterischen Gesichtspunkten betreffend den neuen öffentlichen Platz südlich der Kirchmauer – die Rampe würde den Platz durchschneiden - und aus rechtlichen Gründen, da die Stadt ihre Eigentumsrechte in diesem Bereich vertraglich bereits an Andreas Lenk, Eigentümer der Neuen Post abgetreten hat.

Von der ursprünglichen Planung, die Tiefgarageneinfahrt zwischen Musikschule und Kirche zu situieren (Bild links und Mitte), wurde abegrückt. Die Straße zwischen Neuer Post und Bawag-Gebäude soll stattdessen als Zufahrt von der Innsbruckerstraße aus verwendet und Einbahn in Richtung Süden werden.

Die neue Verkehrslösung sieht vor, dass die Tiefgaragenein- und ausfahrt östlich der Häuser Friedhofstraße 2 und 4 (jetzt Brunnen) situiert wird. Die Straße wird ebenso wie die Straße zwischen Neuer Post und Bawag Einbahn in Richtung Süden und bleibt der Kirchgang bei Begräbnissen. Bild rechts: Die Garage der Neuen Post wird abgerissen, die Kirchmauer in diesem Bereich neu aufgebaut.

Der neue Plan lautet nun, Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage in die Friedhofstraße münden zu lassen und mittels Einbahnregelung zwischen Neuer Post und Bawag in Richtung Süden den Verkehrsfluss zur verbessern. Beide Hauseigentümer beantragten die Einbahn, die auch vom Baubezirksamt befürwortet wird, da damit das Queren von ausfahrenden Fahrzeugen in die Bahnhofstraße verhindert und somit ein Störfaktor im Verkehrsfluss der Innsbruckerstraße wegfalle.  Die Zufahrt zur Tiefgarage wäre  damit auch von der Innsbruckerstraße aus möglich, wobei allerdings eine eigene Linksabbiegespur aus Platzgründen  abgelehnt wird.

Bei der Einbindung des Verkehrs in die Wildschönauerstraße soll der ampelgeregelten Kreuzung eine weitere Ampel vorgeschaltet werden, die auch im Hinblick auf die neue Fuß- und Radwegachse südlich des Gradl-Areals ein sicheres Queren der Fußgänger und Radfahrer an dieser Stelle gewährleisten soll.

 

Von links GR Manfred Mohn (Bürgermeisterliste Arno Abler), Verkehrsreferent UFW-GR Ing. Emil Dander und FWL-STR Mario Wiechenthaler.

Mit dem Argument, dass es im Bereich der Friedhofstraße jetzt schon staue und das Linksabbiegen auf der Innsbruckerstraße zusätzlichen Stau verursachen wird, lehnten  Gemeinderat Manfred Mohn und Stadtrat Mario Wiechenthaler diese Regelung ab. Außerdem bestehe noch das Ansinnen der Apotheke, die in die Neue Post übersiedelt, einen Park- & Rideschalter einzurichten. Mohn wies zudem auf ein Schreiben der Familie Strasser, Eigentümer des Bawag-Gebäudes, an alle Gemeinderäte mit der Forderung hin, dass man die beiden Parkplätze in der geplanten Einbahnstraße für Post- und Bawag-Kunden behalten wolle.

Das Ausmaß des Schlamassels wurde erst richtig klar, als Verkehrsreferent GR Emil Dander um Erläuterung der Eigentumsverhältnisse ersuchte. Es stellte sich heraus, dass der Parkflächengrund zur Hälfte im öffentlichen Eigentum ist, das gesamte Gebäude beim Bau aufgrund alter Vermessungspläne vor 30 Jahren falsch situiert wurde und jetzt mit dem südöstlichen Eck auf öffentlichem Grund steht und noch dazu im Straßenraum eine 1898 im Grundbuch vermerkte Dienstbarkeit für Ablagerung von Holz und Wirtschaftsgütern besteht.  „Kann da also Holz auf der Straße gelagert werden?“ fragte Bürgermeisterin Hedi Wechner nach und bekam zur Antwort: „Theoretisch ja!“ Auch wenn das seit Jahrzehnten nicht praktiziert wurde.  

„Vertagen“, schloss sich daraufhin Mario Wiechenthaler mit einem Antrag an Mohns Forderung an, hier vor Beschlussfassung nochmals zu verhandeln. Verkehrsreferent Dander drängte allerdings auf eine sofortige Entscheidung und meinte, „eine Dienstbarkeit kann man löschen“. Bürgermeisterin Hedi Wechner wies auf das grundsätzliche Einverständnis der Grundeigentümer zur Einbahnregelung hin, woraufhin eine Mehrheit von 14 Mandataren diese mit Beschluss auch besiegelten.

Im Zuge der neuen Nutzung des ehemaligen Gasthofes Neue Post als Apotheke  und für Ordinationen wird im Zuge des Umbaues der Vorplatz neu gestaltet. Die Kastanienbäume werden entfernt, der ehemalige Gastgarten kirchenseitig mit einer barrierefreien Rampe zur Erschließung von Apotheke und Kirchhof sowie westseitig einem Glasanbau auf der bestehenden Terrasse versehen. Was die Regelung des Begräbnisganges betrifft, ist laut Pfarrer Theo Mairhofer vereinbart, dass die Route wie bisher südlich vom Kirchhof aus über die Friedhofstraße führen wird und bei der Gestaltung des angrenzenden Cafés im Gradl-Areal durch entsprechenden Sichtschutz darauf Rücksicht genommen wird.

 

Für das Wohnbauprojekt und die Gestaltung des neuen öffentlichen Platzes wird das "Gasteiger-Haus" (Bild links) abgerissen. Der Platz südlich der Kirche wird verkehrsfrei, an der Kirchmauer soll ein Brunnen errichtet werden. Die bestehende Kirchgasse wird aufgelassen, womit hier keine Zufahrtsmöglichkeit zu Kirche und Musikschule mehr besteht. Um weiterhin ein Anliefern der Instrumente zu gewährleisten, sollen die fünf Dauerparkplätze östlich des Musikschulgebäudes beim Hintereingang in die Tiefgarage verlegt und der damit gewonnene Raum als Haltezone verwendet werden. Überlegt wird auch noch, eine Haltebucht vor dem Haupteingang der Musikschule an der Brixentalerstraße im Bereich der aufgelassenen Kirchgasse einzurichten.

 

Im Zuge der Adaptierung des ehemaligen Gasthofes Neue Post für den neuen Verwendungszweck als Apotheke und für Ordinationen in den beiden Obergeschoßen heißt es Abschied nehmen von den beiden Schattenspendern im Gastgarten: Die Kastanienbäume müssen einer Rampe sowie einem Glasanbau weichen. Laut Mitteilung des Bauamtes sei mit dem Grundstückseigentümer vereinbart worden, dass dieser "zwei Stadtlinden in entsprechender Größe" pflanze. Die Fassade der Neuen Post steht unter Denkmalschutz und wird außer dem Glasvorbau nicht verändert.