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Gemeinderat verlieh am 17. Oktober 2008 zehn Ehrenzeichen und einen Ehrenring
vero / 18.10.2008 12:24
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Danke zu sagen für uneigennütziges Engagement für das Gemeinwohl zählt zu den gepflegten Traditionen in Wörgl. So lud die Stadt am 17. Oktober 2008 zum Ehrenabend ins Komma Wörgl, um verdiente Persönlichkeiten zu ehren. Nach der festlichen Einleitung durch ein Bläserquintett der Stadtmusikkapelle Wörgl begrüßte Bürgermeister Arno Abler die geladenen Gäste, darunter Wörgls Ehrenbürger Altbürgermeister Herbert Strobl.

"Derzeit gibt es 27 Ehrenzeichenträger, 6 Ehrenringträger und einen Ehrenbürger", wies Bgm. Abler darauf hin, dass der Gemeinderat mit Ehrungen sehr sparsam umgehe und nur etwa alle drei Jahre die Auszeichnungen vergebe. Um in den Kreis der Geehrten aufgenommen zu werden, nannte der Bürgermeister drei Grundsätze als Kriterium: "Diese Basiswerte sind das innere Feuer, um uneigennützig etwas zu verändern, davon nicht nur zu reden sondern anzupacken. Zweitens braucht es Empathie - das Einfühlungsvermögen in die Sorgen und Nöte anderer, der Einsatz für andere nicht aus egoistischen Motiven, sondern für das Gemeinwohl. Und drittens Integrität und menschliche Größe - diese Menschen sind Vorbild, tragende Ecksteine in unserer Gesellschaft. Sie verkörpern Werte, ohne die eine Gesellschaft nicht funktionieren kann."

Abler wies auf das "Jahr der Werte" in Wörgl anlässlich des Freiheitskampf-Gedenkjahres 2009 hin und registrierte "eine Verflachung in der Gesellschaft mit den Gefahren des Materialismus, die in Egoismus und Isolation münden. Wir sind dankbar, dass die Geehrten gegen diesen Trend stehen."

Freuen sich über das Ehrenzeichen - v.l.: Hermann Ellmerer, Paul Endl, Helmut Farthofer.

Die neuen Ehrenzeichenträger

Um zu wissen, wofür die Geehrten nun die Auszeichnung erhalten, übernahmen GemeinderätInnen die Aufgabe, die ausgewählten Persönlichkeiten vorzustellen. UFW-GR Dr. Herbert Pertl eröffnete den Reigen mit der Laudatio für Hermann Ellmerer. Der Landwirt, 1936 geboren, wirkte über Jahrzehnte in Gremien des Bauernbundes, darunter 12 Jahre als Ortsbauernobmann, war 18 Jahre in der ÖVP-Stadtpartei tätig, 24 Jahre im Pfarrgemeinderat, engagierte sich beim Tourismusverband und bei der Feuerwehr, wirkte 10 Jahre als Laienrichter beim Arbeitsgericht und seit 1998 als Obmann des Seniorenbundes. Der Vater von zwei Kindern wurde bereits mit der Verdienstmedaille des Landes geehrt.

Weit über seine Pflichten engagierte sich Paul Endl, dessen Verdienste Vizebgm. Maria Steiner auflistete. Paul Endl wirkte von 1974 bis 1980 im Gemeinderat, war Obmann des Sozialausschusses und Sozialreferent und setzte sich für den Neubau des Betagtenheimes und die Einführung der Schulstarthilfe sowie des Babypaketes ein. Der SPÖ-Funktionär ist selbst Vater von drei Kindern. Er engagierte sich für leistbares Wohnen, die Erstellung von Wohnungsvergaberichtlinien, die Erstellung des Flächenwidmungsplanes und zählte zu den Gründungsmitgliedern des Gesundheits- und Sozialsprengels, in dessen Vorstand er mitwirkte. Als sozial engagierter Mensch setzte er sich auch als Betriebsrat bei der Tiroler Gebietskrankenkasse sowie bei der Gewerkschaft ein.

Dass der 1955 in Langkampfen geborene Helmut Farthofer 1974 mit der Familie und dem Betrieb nach Wörgl übersiedelte, war ein Glücksfall für die Stadt. Gemeinderätin Evelyn Treichl würdigte Farthofers vielseitigen Einsatz vor allem bei der Feuerwehr, der er ebenfalls seit 1974 angehört, 15 Jahre davon als Kommandant-Stellvertreter. Ebenfalls 1974 heiratete der Maschinenbaumeister seine Frau Gerti, mit der er zwei Kinder groß zog. Als Tochter Silvia mit 23 Jahren starb, war das ein schwerer Schicksalsschlag für die ganze Familie. Helmut Farthofer stieg 1981 in den elterlichen Betrieb ein und baute diesen aus. Heute beschäftigt das Unternehmen 70 Menschen in Wörgl und 15 Mitarbeiter in Thüringen. Zu Farthofers gesellschaftlichem Engagement zählt auch die Mitarbeit im Verein Stadtfest seit  20 Jahren. 2006 wurde er dafür zum Ehrenobmann ernannt.

Das Ehrenzeichen der Stadt Wörgl erhielten Thomas Gasteiger (links im Bild mit Gattin Helga), Peter Greiderer (Bild Mitte) und Walter Kendlbacher (rechts).

Die "Laudatio für einen Unbequemen" kündigte Grün-Gemeinderat Mag. Alexander Atzl an, als er Thomas Gasteiger als neuen Ehrenzeichenträger vorstellte. Gasteiger, 1943 geboren, erlernte das Elektrikerhandwerk, absolvierte die Ausbildung zum Werkmeister für industrielle Elektronik und war bis zur Pensionierung 2004 in Wörgler Unternehmen tätig. Sein öffentliches Wirken begann bei der Musikkapelle Bruckhäusl, der er seit 1959 angehört und ihr  in den Jahren 1968 bis 1974 als Obmann vorstand. In den 1970er und 1980er Jahren war er Mitglied im Pfarrgemeinderat und wirkte tatkräftig am Neubau der Holzmeisterkirche mit, organisierte Dorffeste und Benefizaktionen zur Finanzierung des Kirchenbaues und der Orgel. Seine politische Laufbahn begann 1986 bei der ÖVP als Ortsvorsteher für Bruckhäusl bis 1992. Von 1992 bis 1998 war Thomas Gasteiger Ersatzgemeinderat und legte 1997 aus Protest gegen die Müllpolitik des Landes Tirol, enttäuscht über die politischen, nicht gehaltenen Versprechen alle ÖVP-Funktionen nieder. "Seither bezeichnet sich Thomas als freier Radikaler, wobei seine Motivation die Verbesserung der Lebensbedingungen in Bruckhäusl ist", so Atzl. Dabei zeige er sich kompromislos - rein sach- und nicht parteipolitisch agierend, konsequent in der Umsetzung und kooperativ in der Zusammenarbeit über die Gemeindegrenze hinweg, was sich auch in seinem Engagement in der Bürgerinitiative Bruckhäusl aktiv zeigt, der er seit 1984 in leitenden Funktionen - seit 2006 als Obmann - angehört. Damit verbunden ist auch sein Engagement in der Lokalen Agenda 21, deren schönster Erfolg bisher die Organisation der  Fotoausstellung "Bruckhäusl seinerzeit - die Arbeitswelt" mit über 700 Besuchern war. Atzl strich weiter Gasteigers Arbeit als Gemüsebauer hervor, bei der er seit Jahren selbst gezüchtete effektive Mikroorganismen einsetzt und mit der reichhaltigen Ernte seines Gartens nicht nur die eigene Familie mit drei Kindern und fünf Enkelkindern, sondern auch einen Freundeskreis in der Umgebung mit versorgt. Atzl würdigte Gasteigers "vorbildlichen Einsatz für die Verbesserung der Lebensbedingungen in Bruckhäusl und seine Zivilcourage, mit der er gemeinsam mit der Bürgerinitiative die vorzeitige Schließung der Deponie Riederberg erwirkt hat."

"Ohne Geld koa Musig" - so stellte Vizebürgermeisterin Hedi Wechner  KR Peter Greiderer dem Auditorium vor. Als Geschäftsleiter der Raiffeisenbank engagiert er sich seit 20 Jahren als Finanzberater und Hauptsponsor der Academia Vocalis, war 10 Jahre lang deren Finanzreferent und sorge so "für die nötige Bodenhaftung der hohen Kunst." Peter Greiderer wurde 1946 geboren, ist Familienvater von drei Kindern und freut sich bereits über fünf Enkelkinder. Seine Laufbahn im Bankenwesen begann 1963 bei der Handels- und Gewerbebank. 1973 wechselte Greiderer zur Länderbank, ab 1978 zur Raiffeisenzentralkasse in Innsbruck und seit 1982 lag, bis er vor kurzem in den Ruhestand trat, die Geschäftsleitung der Raiffeisenbank Wörgl und Umgebung in seinen Händen. Während dieser Zeit übte er weitere Funktionen im Raiffeisen-Sektor aus - als Vorsitzender der Raiffeisen-Landesbank, im Datenübertragungsverein, im Solidaritätsverein sowie bei der Einlagensicherung. Greiderer engagiert sich im Kiwanisclub Kufstein und ist Mitbegründer der Academia Vocalis.

Mit der Viktor-Adler-Plakette erhielt Walter Kendlbacher für sein öffentliches Wirken bereits die höchste SPÖ-Auszeichnung. UFW-Gemeinderat Emil Dander stellte den Werdegang des ehemaligen Stadtpolizisten vor. 1927 geboren musste Kendlbacher im Zweiten Weltkrieg Kriegsdienst leisten. 1957 heiratete er und ein Jahr später trat er der Stadtpolizei Wörgl bei, der er bis 1986 angehörte. 20 Jahre lang war er Personalvertreter und Betriebsrat, von 1974 bis 1986 SPÖ-Gemeinderat, wobei ihm die Themen Kultur, Schule, Sport, Stadtentwicklung und Verkehr besonders am Herzen lagen.

Zwei neue Ehrenzeichenträger sind das Ehepaar Maria Knoll-Madersbacher und Prof. Friedrich Madersbacher.

"Mit Maria Knoll-Madersbacher ehren wir einen Mensch, der andere zum Staunen anregt", leitete Kulturreferent Hannes Mallaun seine Ansprache zur einzigen neuen Ehrenzeichenträgerin ein. Maria wirkte in jungen Jahren bereits im Kirchenchor Wörgl mit, dann im Kirchenchor Kirchbichl, absolvierte zahlreiche Soloauftritte und Konzertreisen sowie im Rahmen ihres Gesangsstudiums u.a. Meisterkurse bei Prof. Werba. Als Gesangspädagogin unterrichtete sie an der Musikschule Wörgl und St. Pölten und begann bereits früh mit der Kulturarbeit für Wörgl. Sie ist Gründungsmitglied des Motettenchores Wörgl, leitete 10 Jahre lang den Konzertveranstaltungsverein Pro Musica und war von 1998 bis 2004 im Kulturausschuss für ihre sachpolitische Arbeit und Erfahrung sehr geschätzt. Maria ist Ehrenmitglied des Motettenchores, erhielt den Wörgler Kulturpreis "Wörgler Personale" sowie die goldene Vereinsnadel des Landes Tirol. Als Gründungsmitglied der Academia Vocalis kümmert sie sich seit Jahren vorbildlich um die Einbindung der Jugend und betreute als Stimmbildnerin bereits zwei Kinderopern - "Das tapfere Schneiderlein" und heuer die Erfolgsproduktion "Das Dschungelbuch", für die sie als Projektleiterin alle Fäden in der Hand hielt und u.a. mit 44 Kindern und Jugendlichen gesangstechnisch gearbeitet hat.

Als weiteren im Bunde der neuen Ehrenzeichenträger präsentierte SPÖ-Stadtrat Michael Pfeffer Prof. Friedrich Madersbacher. "2002 erhielt Friedl bereits den Professorentitel für seine außergewöhnliche Kulturarbeit verliehen, was ein anerkennender Ausdruck seiner großen Erfahrung und seines Wissens ist." Madersbacher erlernte in jungen Jahren das Tischlerhandwerk bis zur Meisterschaft und begann bereits in der Lehrzeit mit dem Gesangsstudium. Seine Frau Maria lernte er beim Kirchenchor Kirchbichl kennen, und auch er gehört zu den Gründern des Motettenchores Wörgl sowie der Academia Vocalis. Im "Familienunternehmen" der Madersbachers trugen dann auch die beiden Kinder Andreas und Gabriela zum Erfolgsgeschichte der Gesangsakademie bei, deren künstlerischer Leiter Friedrich Madersbacher nun seit 10 Jahren ist. 2008 wurde auch er mit der goldenen Vereinsnadel des Landes Tirol ausgezeichnet.

Die Geehrten mit Gattin, Bürgermeister Arno Abler und den Laudatoren - links Fritz Scheffold, rechts Josef Schroll.

Verdienste um die Ausbildung der Jugend, für die Wörgler Wirtschaft und den Sozialbereich hob GR Manfred Mohn in seiner Ansprache zu Fritz Scheffold hervor: "Ing. Friedrich Scheffold wurde 1943 in Wörgl geboren, absolvierte die HTL in Steyr und Innsbruck, arbeitete danach als Fahrschullehrer und Kfz-Sachverständiger. 1967 übernahm er den elterlichen Betrieb, den er im Laufe der Jahrzehnte als Kranunternehmen und Fordniederlassung für die Bezirke Kufstein und Kitzbühel ausbaute. Fritz Scheffold wirkte 12 Jahre im Vorstand des Ford-Händerverbandes sowie in der Wirtschaftskammer, war Mitbegründer der Wörgler Vereinigung "Wörgler Wirtschaft aktiv". Seit den 1980er Jahren beschäftigte sein Unternehmen über 100 Mitarbeiter. Als er 2004 das Kran-Unternehmen und 2006 das Autohaus verkaufte, verlor keiner den Arbeitsplatz. Ber Betrieb von Fritz Scheffold bildete rund 350 Lehrlinge aus, was garnicht hoch genug einzuschätzen ist." Seit 1993 gehört Scheffold dem Lionsclub an, dem er drei Jahre als Präsident vorstand und vier Jahre als Sekretär zuarbeitete. Von 1995 bis 2005 fanden in seinem Betrieb jährlich die Lions-Charity-Veranstaltungen statt. Seit 1. Mai 2008 widmet sich Fritz Scheffold nun im Ruhestand ganz seinen Hobbies Reisen, Filmen und Motorradfahren.

Das Kooperationsgeschick eines Mannes lernte GR Daniel Wibmer beim Hochwasser des Wörgler Baches 1994 kennen und schätzen: Gendarmeriepostenkommandant Josef Schroll war es, der den damaligen Stadtamtsleiter schwer beeindruckte. Dieser hielt nun die Laudatio auf Schroll, der 1964 seine Gendarmerie-Karriere in Rattenberg begann. 1966 kam er nach Wörgl, wurde 1976 stellvertretender Postenkommandant und 1986 bis zur Pensionierung 2002 Leiter des Gendarmeriepostens Wörgl. 1997 wurde er stellvertretender Bezirkskommandant und Kriminalreferent. "Das Engagement Schrolls  galt der öffentlichen Sicherheit und im besonderen der Suchtgiftprävention. Seine Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen wie Rettung, Bergrettung und der Feuerwehr  sowie mit der Stadtgemeinde war vorbildlich. Als Gründungsmitglied der internationalen Polizeivereinigung IPA und deren örtliche Aktivitäten erlangte Wörgl in diesem Sektor internationale Bedeutung." Für seine Verdienste wurde Schroll bereits mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Republik, der Goldenen Verdienstmedaille Österreichs sowie mit weiteren Auszeichnungen von der Feuerwehr bedacht.

Ehrenringverleihung durch Bürgermeister Arno Abler an HR Dipl.Vw. Sebastian Mitterer, der sich in den Dankesworten auch bei Gattin Margit bedankte.

Als Höhepunkt des Abends bezeichnete Bgm. Arno Abler die Verleihung des Ehrenringes an HR Dipl.Vw. Mag. Sebastian Mitterer und wies auf dessen Verdienste in vielen Bereichen hin. Mitterer begann 1968 seine berufliche Laufbahn als Lehrer an der HAS Schwaz, kam 1969 nach Wörgl und leitete ab 1970 die Handelsschule. Von 1976 bis 1999 war er als Direktor der Handelsschule und Handelsakademie Wörgl tätig. In der sportlichen Karriere startete er als erfolgreicher Skirennläufer und Fußballer, wurde Trainer des Skiclubs und dessen Obmann und 1966 Leiter einer Skischule in Massachusetts. Die politische Laufbahn Mitterers begann beim ÖAAB 1973. Ein Jahr später wurde er dessen Obmann, 1974 Gemeinderat, 1977 Stadtrat, 1986 1. Vizebürgermeister. Als Geschäftsführer der Bäder war er Triebfeder für den Schwimmbadneubau. Mitterer prägte das Sport- und Schulwesen der Stadt und war 30 Jahre lang Gemeinderat. Die überregionale politische Karriere begann 1991 als Bezirksobmann des ÖAAB. 1994 wurde Mitterer Bezirksparteiobmann der ÖVP, in seine Fußstapfen trat 2002 Bürgermeister Arno Abler. Von 1994 bis 1999 saß Mitterer im Tiroler Landtag und fungierte als Sprecher für Sport und Verkehr. Ab 2006 übte er bis zur Pensionierung die Funktion des Amtsführenden Landesschulrates aus, zudem war er von 2003 bis 2006 Landesrat für Bildung und Generationen. Abler bezeichnete Mitterer als "persönlichen Freund und Mentor" und verlieh ihm den Ehrenring der Stadt Wörgl.


Für den gemütlichen und kulinarisch köstlichen Teil des Abends sorgten Susan P. mit ihrem unvergleichlichen Sax-Sound sowie Werner Wieden mit seinem Komma-Catering-Team.