Theater mit Tiefgang: „Nichts. Was im Leben wichtig ist.“

Gänsehaut bescherte das junge Ensemble der Destination-Theatergruppe von Young Acting! dem Premieren-Publikum am 14. Juni 2018 in der Zone Wörgl: in Laura Hammerles Inszenierung des polarisierenden Jugend-Dramas „Nichts. Was im Leben wichtig ist.“ zogen die jungen Schauspieltalente mit fesselnder Darstellerleistung das Publikum buchstäblich in ihren Bann.

Die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, zuhause zwischen Hopfgarten und Schwaz, die seit zwei Jahren ihre Schauspielausbildung bei der Tiroler Theaterschule Young Acting! in Brixlegg absolvieren, ernteten für ihre großartigen, unter die Haut gehende Performance tosenden Applaus. Der auch der ambitionierten Regisseurin und Workshopleiterin Laura Hammerle und Co-Regisseurin Verena Kirchner galt. Laura Hammerle schrieb das Stück von sechs auf acht Rollen um, änderte den Erzählstil mit Einbindung des Publikumsraumes und brilliert mit Regie-Ideen betreffend Bühnenbild, Requisiten, Kostümen und den Einsatz von Schwarzlicht. Auf der Bühne stehen Aaron Gamweger, Johanna Fuchs, Lena Tokuhiro, Leonie Höck, Linda Hanser, Magdalena Astl, Rebekka Kuppelwieser und Sinja Witt.

„Nichts ist von Bedeutung“, ruft Pierre-Anthon am ersten Schultag seinen Klassenkameraden der 7. Klasse zu, steigt aus dem Schulalltag aus und auf einen Pflaumenbaum, von dem aus er sich über das Treiben da unten von nun an lustig macht. Wenn man sich nämlich eingesteht, dass nichts von Bedeutung ist, könne man dieses Nichts aus gleich genießen anstatt danach zu trachten, etwas werden zu wollen – das andere vorgeben.

Davon provoziert sinnen die MitschülerInnen nun danach, Pierre-Anthon vom Pflaumenbaum runter zu holen und ihm zu beweisen, dass es doch Bedeutendes gibt. Und so treffen sich die 20 in einem alten Sägewerk und beginnen, Dinge zusammen zu tragen  – zu einem Berg der Bedeutung. Doch bald schon stellen sie fest: wirklich bedeutend sind diese Sachen nicht. Da müssten schon Opfer gebracht werden. Aber welche? Wirklich Wichtiges. Lieblingsstücke. Doch auch das stillt nicht den Hunger nach Bedeutung.

Bis dann Agnes geliebtes Haustier, ein Hamster auf dem Berg der Bedeutung gebracht werden muss. Wer opfert, verlangt von jenen, die noch nichts beigetragen haben, den nächsten Verzicht. Damit beginnt sich eine Spirale der Grausamkeit zu drehen, denn es geht längst nicht nur mehr darum, etwas von Bedeutung aus eigenem Willen weg zu geben – sondern darum, dass andere für das eigene Opfer bezahlen sollen.

So wächst der Berg aus Bedeutung um zunehmend makabre Gegenstände – auf ihm landen Haare, ein Gebetsteppich, ein gemeinsam exhumierter Kindersarg samt Inhalt, ein gelbes Fahrrad. Dessen Besitzer Hans dafür Sophies Unschuld verlangt. Nichts scheint mehr unantastbar – die Hemmschwellen sinken immer weiter. Einen Hund töten? Vom leidenschaftlichen Musiker den Zeigefinger verlangen? Denn wenn es nicht weh tun würde, hätte es auch keine Bedeutung…

Auch mit dem Einschreiten der Polizei hat der Spuk noch kein Ende – denn all das beeindruckt Pierre-Anthon überhaupt nicht. Er zimmert sich am Pflaumenbaum seine eigene Philosophie zurecht. Schule. Arbeit. Freihaben. Warum also nicht gleich Freihaben? Die Polizei behandelt den Fall diskret – schließlich sind alle erst 13 und 14, also kein öffentliches Aufsehen. Doch genau das wollen die Siebtklässler – denn unbeachtet hätte ihr Berg der Bedeutung ja nun wirklich keine Bedeutung. Unter falschem Namen berichten sie der Zeitung von den Vorgängen im Sägewerk – und genießen den weltweit losbrechenden Medienrummel. Ein New Yorker Museum bietet ihnen sogar 3,5 Millionen Dollar für den Berg der Bedeutung als Kunstwerk.

Pierre-Anthon bleibt unbeeindruckt vom „Misthaufen“ seiner KlassenkollegInnen. Was, wenn der Berg nun verkauft wird? Bedeutet er dann nichts? Hat dann alles einen Preis? Und welchen? Gewinnt Pierre-Anthon am Ende doch? Das Ende wird hier nicht verraten – und ist in der Zone Wörgl,  Brixentaler Straße 23, noch sechs Mal zu sehen: am 18. Juni um 10 und um 19 Uhr, am 19. Juni um 10 Uhr, am 20. Juni um 10 und um 19 Uhr und am 23. Juni um 19 Uhr.  Der Eintritt kostet 10 Euro für Erwachsene und 8 Euro für SchülerInnen. Kartenreservierung für den spannenden Theaterabend per email unter office(at)kommunity.me

Die höchst empfehlenswerte Jugendtheater-Produktion (geeignet für Zuschauer ab 12 Jahren) wurde ein Dreivierteljahr lang vorbereitet und bildet den Höhepunkt der Ausbildung. Die YA! Young Acting Theaterschule für Kinder und Jugendliche verfügt ab Herbst 2018 über acht Standorte in Tirol – weitere Info über das Kursprogramm auf www.youngacting.at