Zeitgenössische Kunst als lebendiger, kritischer Zeitspiegel

Sie stehen weit über die Kramsacher Gemeindegrenzen und Tirol hinaus für weltoffenes Denken, multikulturelles Brückenbauen und qualitätvolle, internationale Kunst der Gegenwart – die Freunde zeitgenössischer Kunst, die heuer das 25jährige Bestehen ihres Kunstvereines feiern und das Jubiläumsjahr mit der Ausstellung „25 Positionen aus 25 Jahren“ beginnen. Die Jubiläumsausstellung mit Werken von 25 KünstlerInnen, denen im Laufe der Jahre Einzelausstellungen gewidmet waren, zeigt eindrucksvoll das Motto des Kunstvereines, unterschiedliche Kunstansätze zu vereinen.

Bei der Vernissage am 11. März 2017 erinnerte Obmann Dr. Martin Seiwald an jenes Ereignis, das die Kramsacher zur Gründung ihres Kunstvereines veranlasste. Unter dem Motto 25 Pieces aus 25 Ländern fand in Wien ein EU-Ausstellungsprojekt statt, das 900.000 Euro kostete. Jeder Künstler erhielt 2.500 Euro – und damit erhielten die Kunstschaffenden nicht einmal ein Zehntel des Geldes. So war für die Kramsacher klar – die Künstler sollen im Mittelpunkt stehen, ohne damit einen finanziellen Supergau zu produzieren.

Welche internationale Dimension die lokale Kulturinitiative angenommen hat, spiegelt sich in der Jubiläumsausstellung wieder, durch die der künstlerische Leiter des Vereins Mag. Alois Schild führte und damit Erinnerungen an vielseitige Kunstevents weckte, die immer wieder  Live-Performances enthielten. Kunst, die aufrütteln will – als lebendiger, kritischer Zeitspiegel und Vermittler gesellschaftlicher Werte. Die Erinnerung an die Euthanasie-Opfer des Nazi-Regimes,  die Thematisierung von Flucht und Asyl oder prekärer Arbeits- und Lebensverhältnisse für immer mehr Menschen als Schattenseite der Globalisierung und ungerechter Verteilungsstrukturen seien hier beispielsweise aufgelistet.

Den Wert dieser „Kunstenklave“ schätzt Kramsachs Kulturreferentin Mag. Karin Friedrich, selbst im Vorstand des Kunstvereins tätig, und dankte für Engagement und Arbeit  mit dem Wunsch, dass nach der ersten Generation eine weitere den Verein in die Zukunft weiterführen möge. Dankesworte fand auch Obmann Dr. Seiwald – für Sponsoren, Mitglieder und all die KuchenbäckerInnen, die jede Vernissage auch zur süßen kulinarischen Versuchung machen.

Zur Ausstellungseröffnung, die musikalisch von Andi Reiter auf der Posaune spannend umrahmt wurde,  fanden sich zahlreiche KünstlerInnen ein, deren Werke im Kunstforum Troadkastn noch bis 6. April täglich außer sonntags von 13 bis 18 Uhr zu sehen sind. Da hängt neben dem monumentalen Keramik-Naturbrand-Kopf von Walter Meissl eine Apokalypse von Andrzej Dudek Dürer. Japanische Holzschnitzkunst, Werke von KünstlerInnen aus den USA, Afrika, Korea, Spanien, Frankreich, Italien, Abchasien, Sarajewo oder den Niederlanden zählen ebenso zu den 25 Positionen wie Arbeiten österreichischer KünstlerInnen.

Starke Statements liefern etwa Anneliese Sojer mit „Gott Verhüte!“ oder Mamadou Ba mit der Installation „Vorwärts ins Glück“. Mamadou Ba stammt aus Senegal, lebt seit 2009 in Tirol und gestaltete 2013 im Kunstforum die Ausstellung „Weitgereiste Talismane“, in der er seine Erlebnisse als Flüchtling verarbeitete. Zu sehen sind weiters Arbeiten von Gordana Andelic Galic, Olivia Bernard, Willi Bernhard, Götz Bury, James Clay, Christophe Doucet, Andrzej Dudek Dürer, Stephan Einberger, Walter Einberger, Christoph Fuchs, Isanna Generali, Matilde Grau, Erika Inger, Wilma Kammerer, Agbagli Kossi, Herbert Luger, Luca Marietti, Walter Meissl, Katsumi Mukai, Byoung Uk Park, Wladimir Schengelaja, Willi Scherübl und Egon Scoz.