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Traditioneller Neujahrsempfang der Stadt am 30. Jänner 2009

Angesichts der angespannten weltweiten Wirtschaftslage mischten sich nachdenkliche Töne in die Neujahrs-Wortmeldungen beim Treffpunkt 2009. Die Stadt lud am 30. Jänner 2009 in der Aula des Bundesschulzentrums zum traditionellen Neujahrsempfang. Vizebürgermeisterin Maria Steiner erinnerte in ihren Begrüßungsworten an Wörgls erfolgreichen Weg in der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren, als Bürgermeister Michael Unterguggenberger mit dem Wörgler Freigeld ein Bauprogramm finanzierte und damit Arbeit und Einkommen schuf. Wörgl werde auch 2009 mit einem Infrastruktur-Bauprogramm regionale Wirtschaftsimpulse setzen.

Unter den zahlreichen geladenen Gästen begrüßte Vizebgm. Maria Steiner u.a. Pfarrer Theo Mairhofer, die beiden Nationalräte Carmen Gartelgruber und Josef Lettenbichler sowie Bürgermeister aus Nachbargemeinden, darunter Herbert Horngacher aus Mariastein und Walter Osl aus Angerberg sowie Vertreter aus der Wirtschaft und aus den Vereinen.

Bgm. Arno Abler präsentierte in seiner Ansprache auch Statistiken zu den Stadtfinanzen.

Neujahrsansprache des Bürgermeisters

Seine Neujahrsansprache 2009 leitete Bürgermeister Arno Abler mit einem Rückblick ein. Das Jahr 2008 sei in Wörgl vom Bahnjubiläum ebenso geprägt gewesen wie von der Jugend, für die mit dem InfoEck eine bezirksweite Beratungsstelle und mit der ZONE das Jugendzentrum eröffnet wurde, wie von reger Bautätigkeit. 21 aktive Kräne habe Abler im Herbst gezählt.

Zahlen aus der Einwohner-Statistik leiteten über zur Gegenwart: Wörgl zählt derzeit 12.617 Einwohner und damit um 1233 mehr als bei der letzten offiziellen Volkszählung 2001. Darunter sind Menschen aus 58 Nationen mit 17 Religionen. Übrigens besteht mit 52 % eine deutliche Frauen-Mehrheit in der Wörgler Stadtbevölkerung. Wörgls Einwohnerzahl wächst jährlich um ein bis zwei Prozent.

Zum Thema Stadtfinanzen merkte Abler an, dass er es unverantwortlich der bereits durch die Wirtschaftskrise verunsicherten Bevölkerung gegenüber finde, die "Pleite an die Wand zu malen. Als 1. Verantwortlicher für die Finanzen weiß ich, dass sie in Ordnung sind." Zur Auflösung der Rücklagen für Infrastrukturbauten meinte Abler, dass diese Mittel in guten Zeiten angespart worden seien und jetzt der richtige Zeitpunkt gegeben sei, um sie zur Konjunkturbelebung zu verwenden. Abler kam erneut auf die Verschuldungsgrad-Diskussion: Die Stadt weise einen Verschuldungsgrad von 25 % auf, nicht fast 80 %. Abler: "Diese Zahl enthält die Haftungen für Kredite der Tochterfirmen. Wenn wir diese nicht geben, sind jährlich 250.000 Euro mehr an Zinsen fällig." Die Stadt hätte zudem die moralische Verpflichtung, für ihre Tochterunternehmen gerade zu stehen.

Bgm. Arno Abler zog eine finanzielle Bilanz über seine Amtszeit: "Seit meinem Amtsantritt ist die Kommunalsteuer um 73 % gestiegen, und die Rücklagen wurden von 416.000 Euro auf den Höchststand von 5,9 Mio. Euro erhöht." Diese Zahlen würden seiner Meinung nach "die Schwarzmalerei widerlegen." Abler appellierte schließlich noch an den Gemeinderat, in schwierigen Zeiten zusammen zu halten.

Nach einem Ausflug in die Stadtgeschichte listete der Bürgermeister noch wichtige Vorhaben für 2009 auf: Dazu zählt der Bau der Nordtangente, nachdem nun für den neuen Kreisverkehr West der Bescheid des Ministeriums auf dem Tisch liege. Die Dorferneuerung Bruckhäusl soll ebenso in Angriff genommen werden. Einmal mehr plädierte Abler für den Bau des Tirol Towers und forderte das Land auf, grünes Licht zu geben. In eine "neue Liga" solle das Stadtmarketing aufsteigen, das mit einem Budget von 500.000 Euro unter Beteiligung der Wirtschaft ausgestattet werden soll.

Als anstehende gesellschaftspolitische Herausforderungen bezeichnete Abler die Ausländerintegration sowie die Armutsbekämpfung. Für letztere habe die Stadt bereits die Einrichtung eines Sozialmarktes beschlossen.

Zu den ehrgeizigen Zielen der Stadtpolitik zählt das Projekt "Wörgl ist unsere Energie", mit dem man Wörgls Energie-Unabhängigkeit bei Wärme und Strom im Jahr 2025 anstrebt: "Der Weg ist das Ziel, die Richtung stimmt. Seit 2007 förderte die Stadt bereits 126 Projekte mit 227.000 Euro", so Abler. Öffentliche Bauten wie auch Wohnbauten öffentlicher Bauträger würden künftig nur mehr im A+ Energie-Standard errichtet. Der Bau des Biomassekraftwerkes sowie der Ausbau der Solarenergienutzung seien zusätzlich zur Gebäude-Wärmedämmung weitere Maßnahmen.

Abler forderte die Wörgler auf, sich im Jahr der Werte auf die Suche nach "fundamentalen gesellschaftlichen Werten" zu machen, wovon Freiheit und Heimatverbundenheit nur zwei seien. Für Diskussionen sorgen wird jedenfalls die Wirtschaftskrise, nachdem Österreichs Wirtschaft bereits ein Schrumpfen von 2 % für 2009 vorhergesagt wird. Zum Abschluss seiner Neujahrsansprache gab der Bürgermeister dann noch Tipps, wie der Bürger sich verhalten sollte: Wichtig sei "die Fortsetzung des normalen Lebens anstatt eines panischen Konsumverzichtes". Durch "intelligenten Konsum" könne die regionale Wirtschaft gestärkt werden und schließlich könne man auch "in Tirol Urlaub machen, anstatt in die Karibik zu fliegen."

Vizebgm. Hedi Wechner zur Werte-Umkehr in Zeiten der Wirtschaftskrise

"Phasenweise hatte ich den Eindruck, dass wir schon die Neujahrsansprache 2010 im Gemeinderatswahlkampf gehört haben", kommentierte Vizebgm. Hedi Wechner  Ablers Vorwurf, mit der Forderung nach einem Kassasturz Angst und Panik zu verbreiten. "Unsere Kritik bezog sich auf reale Fakten und wir wollen gecheckt haben, ob Wörgl vor der Pleite steht oder ob wir alle geplanten Vorhaben noch unter Dach und Fach bringen können", so Wechner, die den Kassasturz durch ein "unabhängiges Gremium in Zusammenarbeit mit der Finanzabteilung" forderte.

In ihrer Ansprache ging Wechner weiters auf das Tiroler "Andreas-Hofer-Jahr" ein und erinnerte, dass Europa 2009 als Darwin-Jahr begehe. Zum Jahr der Werte merkte sie an, dass diese sich in Zeiten der Wirtschaftskrise offensichtlich wandeln: "Jetzt auf einmal ist es nix mehr mit mehr privat und weniger Staat. Der Begriff "notleidende Banken" wurde zum Unwort des Jahres 2008 gekürt - das ist eine Werteumkehr! Die Steuerzahler haben für die Kosten aufzukommen und die Banken werden zu "Opfern" stilisiert!"

Wenig kann die Gesundheitsreferentin der Nichtraucher-Gesetzgebung abgewinnen: "Endlich haben wir die Schuldigen - das Rauchen führt zum Untergang des Abendlandes! Als Gesundheitsreferentin sage ich natürlich, dass Rauchen schadet. Aber deshalb ein Verbot mit der Begleiterscheinung des Denunziantentums erlassen?" Das greife im Bewusstsein des Gutmenschentums um sich und vergifte die Atmosphäre mehr als der Zigarettenrauch.

Hedi Wechner eröffnete schließlich das Buffet und dankte Carola Schatz für die Zusammenstellung des Jahresrückblickes, der während des gemütlichen Teiles des Abends über die Leinwand flimmerte.  

Die Jungmusik der Stadtmusikkapelle eröffnete den Abend. Ex-Landesrat Dipl.Vw. HR Sebastian Mitterer traf mit Dr. Harald Chesi seinen Nachfolger als Direktor der Handelsakademie und Handelsschule Wörgl. Fürs leibliche Wohl der Gäste des Neujahrsempfanges sorgte die SPAR.

Bürgermeister Arno Abler und Gattin Michaela begrüßten alle Gäste persönlich mit Händedruck. Bild rechts: Stießen auf ein gutes 2009 an: Vizebgm. Maria Steiner, Mariasteins Bürgermeister Herbert Horngacher, Hannes Bodner, Dipl.Vw. Sebastian Mitterer, Bgm. Arno Abler, Nationalrat Josef Lettenbichler und Nationalrätin Carmen Gartelgruber.

Unter den Gästen zwei "Kreativköpfe": Adi Haaser und Armin Oberhauser (Bild links). Bild Mitte: Martin Pienz und Gerhard Czappek vom Samariterbund Tirol. Bild rechts: Vizebgm. Hedi Wechner mit Bgm. Herbert Horngacher, Ersatz-GR Hanspeter Hager und Helmut Wechner.

Vom Integrationszentrum Wörgl waren Geschäftsführer Kayahan Kaya, Schriftführerin Milostiva Milivojevic und Obmann Wilhelm Maier anwesend. Bild Mitte: Stießen aufs erfolgreich abgeschlossene Bahnjahr 2008 an: Stadtmarketing-Geschäftsführerin DI Carola Schatz und ÖBB-Gebietsleiter Werner Steiner. Bild rechts: Für den guten Ton zum gemütlichen Smalltalk sorgte Peter Schrattenthaler mit seiner Gruppe Bapeto - Barbara Dorfer Gesang und Anton Klinger am Akkordeon. Weitere Infos auf www.saxyvents.at

Weitere Bilder vom Neujahrsempfang gibt´s hier in der Galerie...