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Beitrag von Dipl.-Vw. Helmut H.G. Meister zum Vortrag am 17.2.2009 in Wörgl
vero / 11.02.2009 16:19
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Wörgl  Kultur  Jahr-der-Werte  Vortrag  Meister  Volkswirtschaft 

Meisterliche Zahlenspiele

in Krisenzeiten

 

Von Dipl.-Volkswirt Helmut H.G. Meister

 

 

Am Dienstag, dem 17. Februar 2009, referiert um 19.00 Uhr Dipl.-Volkswirt Helmut H.G. Meister im Hotel „Schachtner“ zur „Krise nach der Krise“. Meister ist Autor des in Deutschland erschienenen Buches „Ameisen an die Macht. Steuern wir mit Volldampf in die Katastrophe? Oder: Volkswirtschaftlich Daten – einmal anders betrachtet“. Der Referent hat die wirtschaftliche Entwicklung der Industrieländer über sechs Jahrzehnte analysiert und kommt – am Beispiel Deutschlands - zu fundamental neuen Erkenntnissen. Diese machen es nach seiner Auffassung erforderlich, die „Lehre von der Volkswirtschaft“ neu zu schreiben. Meister hat mit Bedacht Wörgl in Tirol als Veranstaltungsort ausgewählt, schließlich wurde hier schon einmal volkswirtschaftliche Geschichte geschrieben. Das Geldexperiment von Wörgl aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ist für jeden Volkswirt ein Muss. Kein anderer Ort wäre besser geeignet, neue volkswirtschaftliche Theorien und Zusammenhänge aufzuzeigen. Immerhin bekundeten berühmte Volkswirte des vergangenen Jahrhunderts ihr fundamentales Interesse am Wörglschen Geist, so beispielsweise der bekannte amerikanische Nationalökonom Irving Fisher.

Warum die Industrieländer – speziell die Länder der Europäischen Union – sich nicht in einer Wirtschaftskrise befinden, die diese mediale Aufmerksamkeit rechtfertigt, lässt sich ganz einfach an der historischen Entwicklung des Sozialproduktes in den so genannten Industrieländern darstellen. Am Beispiel von Deutschland (das gilt unverändert auch für Österreich, wenn auch mit anderen Zahlenwerten) zeigt Meister, dass nördlich der Alpen im Jahr 2003 das Sozialprodukt 2.163,4 Mrd. € betrug (das sind dreizehn Stellen vor dem Komma). Im Jahr 2004 addierten sich zur Ausgangssumme 43,8 Mrd. €, 2005 betrug das erneute Plus 37,4 Mrd. € und 2006 erhöhte sich der deutsche Reichtum um weitere 79 Milliarden 534 Millionen 594 Tausend und Einhundert €. Doch damit nicht genug: Das Rekordjahr 2007 spülte weitere 106 Milliarden 807 Millionen 986 Tausend und Zweihundert € in die quasi überlaufenden Kassen, um im Jahr 2008 abermals um 67,3 Mrd. € zuzunehmen. *)

Wenn jetzt, im Jahr 2009, das Wachstum des Sozialproduktes in Deutschland wirklich um die aktuell prognostizierten 2,25 Prozent  „schrumpft“, werden die Bundesbürger immer noch um 269 Milliarden 988 Millionen und 500 Tausend € reicher sein als im Ausgangsjahr 2003. Von 2003 bis 2009 stieg somit das Sozialprodukt von 2 Billionen 163 Milliarden 400 Millionen auf 2.433.388.500.400 €. Das sind im siebenjährigen Betrachtungszeitraum mehr als zehn Prozent an zunehmendem Wohlstand (genau 12,5 Prozent). Wo erkennen Sie da eine Rezession?

Arbeitslosigkeit soll nicht schön geredet werden. Aber Meister macht klar, dass Volkswirtschaften so dynamisch aktiv-pulsierende Organisationen sind, in denen es keine Vollbeschäftigung gibt. Entweder eine Volkswirtschaft hat Überbeschäftigung (wie in Deutschland in den 60er Jahren und bis 1974 des vergangenen Jahrhunderts) oder Unterbeschäftigung wie Arbeitslosigkeit. Diese aber durch Verwaltungen lösen zu wollen, ist der verkehrteste Weg, den eine Volkswirtschaft gehen sollte – aber leider viele Volkswirtschaften partout gehen. Damit leisten sich diese Volkswirtschaften eine gigantische Bürokratie, die letztlich nur von jedem Einzelnen finanziert wird. Da macht es keinen Unterschied, ob man Bürokratie in Deutschland oder Österreich beklagt. Der Autor belegt in mathematisch nicht zu widerlegender Weise, dass das Problem der Arbeitslosigkeit sich sinnvoll nur über eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit lösen lässt.

Auch die eigentliche Krise – nämlich die ausufernde Staatsverschuldung der Industrieländer – wird öffentlich klein gehalten. Sie ist es aber, die jedes Gemeinwesen in schleichenden Schritten zerstört. Solche und weitere Themen machen den  Abend zu einem spannenden Erlebnis.

 

Quellennachweis:  Monatsbericht Deutsche. Bundesbank Juni 2006, August 2008 und Januar 2009, Kap. X Konjunkturlage in Deutschland

(Anmerkungen: da das Datenmaterial in einzelnen Berichten immer wieder korrigiert wird können beim Nachrechnen Abweichungen auftreten. Ein weiterer (oftmals recht bedeutender) Rundungsfehler tritt auf, wenn man mit dreizehn Stellen rechnet anstatt mit nur fünf Stellen).