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Pressekonferenz am 23. März 2009

Für die Ausarbeitung des Energie-Entwicklungskonzeptes holt sich die Stadt Wörgl "Verstärkung": Ing. Mag. Andreas Hauser (links im linken Bild) wurde als Programmkoordinator für "Wörgl - unsere Energie" bei den Stadtwerken angestellt. Bild Mitte: Joseph P. Hauser, Geschäftsführer der Spectrum Werbeagentur (nicht verwandt zu Andreas Hauser). Bild rechts: Dr. Eric Veulliet, Geschäftsführer der alpS GmbH.

Wörgl als Tirols "Energie-Metropole"

Hoch gesteckt sind die Ziele der Initiative  "Wörgl ist unsere Energie", die bis zum Jahr 2025 Wörgls Energie-Unabhängigkeit bei der Wärme- und Stromversorgung der Stadt anstrebt. Wörgl Bürgermeister Arno Abler sieht die Stadt dabei in einer Vorreiter-Rolle für Tirol: "Wörgl hat durch seine Entwicklungsgeschichte ausgehend von zwei Bauerndörfer hin zum Ballungszentrum als viertgrößte Stadt Tirols einen ganz besonderen Status. Diese Veränderung ist Energie." Die Umstellung auf erneuerbare Energie soll die Stadt als positive Chance nützen und "Tirols Energie-Metropole werden. Das soll nicht als Großmanns-Sucht verstanden werden, sondern als Verantwortung", ergänzte er dazu.

Auf dem Weg dahin wurde bereits 2008 der Energiebeirat gegründet, dem Stadtwerkedirektor DI Helmuth Müller als Leiter vorsteht. Wie man dieses globale Thema vor Ort anpacken will, erläuterte Müller bei der Pressekonferenz: "Dazu gehört eine Steigerung der Energie-Effizienz ebenso wie der Ausbau der Energieerzeugung vor Ort. Dabei setzen wir auf ein Netzwerk an Erzeugungsanlagen, die nicht nur von den Stadtwerken betrieben werden. Die Einbindung der gesamten Bevölkerung ist ein wesentliches Element."

Effizienzsteigerung durch Energiesparen betrachtet man unter fünf Aspekten: Bei kommunalen Gebäuden, in betrieblichen Prozessen, bei Betriebsgebäuden sowie bei Wohngebäuden und im Bereich Mobilität. Beim Einsatz erneuerbarer Energien steht die ganze Palette offen: Biomasse, Geothermie (Erdwärmepumpen), Solarenergie, Wasserkraft (die Stadtwerke betreiben 3 Kraftwerke, 2009 soll ein Trinkwasserkraftwerk dazukommen, zwei bis drei weitere Projekte sind in Vorbereitung), Windenergie (durch Beteiligung an Anlagen auswärts), Kraft-Wärme-Kopplungen (geplante Biomassekraftwerk zur Stromerzeugung und Beheizung des Erlebnisbades) sowie neue Technologien (Brennstoffzelle).

"Die Verfügbarkeit von Energie wird zunehmend ein Standortfaktor bei der Entscheidung über Betriebsansiedelungen", ist Müller überzeugt und berichtete, was Wörgl seit 2008 umgesetzt hat: "Wir errichteten als Wahrzeichen den Moover beim Kreisverkehr Ost und senkten den Heizwärmebedarf bei städtischen Gebäuden durch die Nutzung von Solarenergie. An der Thermografie-Aktion im Februar 2009 beteiligten sich zum Selbskostenpreis von 75 Euro 123 Wohnungsbesitzer aus Wörgl und Umgebung. Mithilfe einer Wärmebildkamera wird dabei sichtbar, wo unnötigerweise Wärme aus dem Gebäude entweicht. So können Wohnhäuser das fünfzehnfache der benötigten Heizenergie eines Passivhauses benötigen."

"Wir starteten mit der Umsetzung von Maßnahmen bereits vor der Erstellung des Energie-Entwicklungsplanes", so Müller. "Die Bevölkerung ist durchaus bereit, hier auch zu investieren. Das zeigt sich daran, dass wir 2008 schon 200.000 Euro an Energieförderungen ausbezahlt haben", erklärte Umweltreferent Michael Pfeffer. Das Doppelte der Kosten, die die Stadt dafür im Budget veranschlagt hatte. 

Energie-Entwicklungskonzept - die Partner

Im Juli 2008 beteiligten sich sechs Anbieter an der Ausschreibung, mit der die Stadt einen Partner für die Erstellung eines Energie-Entwicklungsplanes suchte. Als Gewinner für den fachlichen Teil ging die Innsbrucker Firma alpS GmbH hervor, die sich mit Naturgefahren-Management und als Zentrum für Risikomanagement mit der Sicherung des Lebensraumes befasst. "Wir sind aber auch ein Zentrum für Klimawandel-Anpassungsstragegien", erklärte Dr. Eric Veulliet, Geschäftsfüherer von alpS. "Fakt ist: der Klimawandel kommt - und das stärker als befürchtet. Gebirgsräume sind davon besonders betroffen. Uns geht es darum, diesen Raum nachhaltig zu entwickeln - und das betrifft Know-How auf allen Ebenen", meint Veulliet und plädiert dafür, dass "Tirol hier die Themenführerschaft übernimmt. Gebirgsregionen sind doppelt bis dreifach von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Während sich der Jahresmittelwert der Temperatur weltweit in den vergangenen Jahren um 0,7 Grad Celsius erhöht hat, stieg er in Innsbruck um 1,8 Grad C. Das bedeutet, dass in Zukunft Extremereignisse beim Wetter zunehmen."

Die erste konkrete Aufgabe für alpS ist die Erfassung der aktuellen Energiesituation in Wörgl. Darauf aufbauend können Szenarien entworfen werden, wie Energie-Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen erreicht werden kann. Nach Festsetzung der konkreten Ziele wird dann ein Maßnahmenpaket ausgearbeitet.

Wieweit diese Maßnahmen dann mit Fördergeldern an die Bevölkerung angekurbelt werden, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. "Bisher sind 100.000 Euro jährlich dafür im Budget", erklärte dazu Bgm. Abler und fügte hinzu: "Hier bin ich froh um die Überschreitung 2008. Aber die Stadt kann nur einen Beitrag leisten, und nicht die Wärmedämmung für alle Bürger übernehmen. Hier wird man sich nach Quellen bei der EU, bei Bund und Land umsehen müssen."

Die Werbeagentur Spectrum holte sich der Energiebeirat für eine Kampagne zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung ins Team. "Unsere Aufgabe besteht darin, die Informationen zu filtern, aufzubereiten und Desinformationen auszuscheiden", erläutert Mag. Joseph Hauser, Geschäftsführer von Spectrum. Die dafür neu eingerichtete Website "Wörgl - unsere Energie" soll spätestens Mitte Mai online sein.

Mitmachen - was bringt´s?

Was könnte die Wörglerinnen und Wörgler dazu bewegen, aktiv mitzumachen? "Die Motivation ist der eigene Nutzen - man spart sich Geld, und das bei positiven Nebeneffekten der höheren Lebensqualität und Schonung der Umwelt", ist sich der Energiebeirat einig.