Als "Cultical - Rustical - Theater" verpackt serviert der Innsbrucker Stückautor und Regisseur Thomas Gassner, Jahrgang 1969, ein tiefgründiges und gleichermaßen amüsantes Wortgefecht, das zwischen einem Nordtiroler und Südtiroler - dargestellt von Florian Adamski und Lukas Lobis - handfest auf der Bühne ausgetragen wird. Dabei wirken auch die Kuh Lisl und die sprechende Gefechtsfahne mit Kommentaren mit.

Thomas Gassner mischt in die Auseinandersetzung mit der Tiroler Geschichte und den daraus traditionell überlieferten Werten - "Für Gott, Kaiser und Vaterland" - eine sehr persönliche Abrechnung mit Helden-Mythen. Für welche Freiheit kämpfen Menschen, die Frau und Kinder zurücklassen? Welche Erbschaft hinterlassen sie in den Seelen dieser Menschen? Und wie wird man mit diesem Erbe fertig? Wie weit reichen die Schatten der Vergangenheit in unsere Zeit?

So holt die Geschichte die beiden "Helden des Abends" ein: Der Nordtiroler Walter (Florian Adamski) und der Südtiroler Walter (Lukas Lobis) betreuen eine Wanderausstellung zur 200-Jahr-Feier des Tiroler Freiheitskampfes durch halb Europa. Den Abschluss bildet eine Festversammlung im Innsbrucker Riesenrundgemälde, zu dem Europas politische Elite erwartet wird. Am Vorabend lernen sich die Beiden erstmals näher kennen und beschließen, eine Inszenierung der historischen Ereignisse für das hochkarätige Publikum einzustudieren.

Dabei stellt sich schnell heraus, dass jeder die Geschichte anders sieht. Die explosive Mischung aus Vorurteilen, Sehnsüchten und Helden-Projektionen entlädt sich in körperlichen Auseinandersetzungen ebenso wie in emotionalen Geständnissen.

Während Walter aus Nordtirol Hofers Kreuzzug inszeniert, sieht sein Südtiroler Pendant die  "göttliche Mission" realistischer und findet den Vergleich unzulässig: "Der Hofer hat Leute umgebracht - und Jesus nicht." Die beiden geraten sich allerdings nicht nur über geschichtliche Themen in die Haare...

... bis sie entdecken, dass sie auch Wesentliches verbindet. Sie stellen fest, dass sie doch eher hinter "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" stehen als hinter "Gott, Kaiser und Vaterland".  Aber keiner ist mit seiner persönlichen Vergangenheit glücklich. Doch wie kann es weitergehen?

Gelingt die Verbrüderung? Gibt es nach der Wanderausstellung eine gemeinsame Zukunft? Das spektakuläre Ende soll hier nicht verraten werden, um dem hoffentlich noch zahlreichen Publikum nicht die Spannung zu verderben. Über den tosenden Schlussapplaus freuten sich die Darsteller ebenso wie Stückautor Thomas Gassner (Bildmitte im Bild rechts) sowie alle Mitwirkenden hinter den Kulissen: Wörgls Kulturreferent Hannes Mallaun lieferte die Entwürfe der Bühnendekoration, die Jo Schwaiger umsetzte, zudem die Kostüme organisierte und als Regieassistent mithalf. Für Licht und Technik zeichnen Alex Schrattenthaler, Erwin Larcher und Renato Egger verantwortlich, für Konzept und Umsetzung sowie Produktionsleitung und Marketing der Verein Komma Kultur mit Luggi Ascher und Julia Unterrainer. Für die Video-Dokumentation stand zudem Georg Ritzer hinter der Kamera.

Die Darsteller und der Autor freuten sich über das Premieren-Geschenk von Wörgls Kulturreferent Hannes Mallaun  "Hofer-Sackerl" (Bild links). Bild Mitte: Im Premieren-Publikum waren viele Mitglieder anderer Bühnen - hier im Bild rechts Michael Zangerl und Helmut Häusler. Bild rechts: Gruppenbild mit Dame einer Männer-Produktion: vorne Luggi Ascher, Julia Unterrainer und Florian Adamski, hinten v.l. Thomas Gassner, Lukas Lobis, Jo Schwaiger und Hannes Mallaun.

Weitere Vorstellungen von "Auf zur Tour - Tirolerland" im Wörgler Veranstaltungszentrum Komma gibt´s am 25. und 26. April sowie am 14., 15., 16. und 17. Mai 2009, Beginn jeweils um 20 Uhr. Kartenvorverkauf und Info: www.komma.at

Weitere Bilder von der Premieren-Vorstellung gibt´s hier in der Galerie