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Generalversammlung der Raiffeisenbank Wörgl Kufstein am 14. Mai 2009

Vorstandsobmann Dr. Kurt Braito (Bild links) eröffnete die Generalversammlung der Raiffeisenbank Wörgl Kufstein und konnte dazu u.a. die Bürgermeister Christof Ritzer aus Niederndorf, Josef Ritzer aus Ebbs und Kufsteins Vizebgm. und Raiffeisen-Vorstandsmitglied Prof. KR Walter Mayr begrüßen. Dir. Dr. Michael Mißlinger folgte 2008 dem scheidenden Dir. Peter Greiderer nach, der sich aus dem Publikum kurz zu Wort meldete (Bild rechts): "Nach 27 Jahren sitze ich hier zum ersten Mal als Zuhörer. Was 2008 passiert ist, ist einfach unglaublich!" Gleichzeitig zollte Greiderer dem Raika-Team Anerkennung - die Krise sei "gut gemanagt worden - für uns ist sie glimpflich über die Bühne gegangen."

Einleitend gab Dr. Kurt Braito einen Rückblick auf die heftigen Turbulenzen seit September 2008. Der Kollaps des Finanzsystems sei zwar noch verhindert worden, die Bankenkrise schlage allerdings auf die Realwirtschaft durch. "Der Dow Jones ist 2008 um 44 % eingebrochen, der Eurostox um 60 %, der Nikei um 52 % und der ATX um 66 %. Weltweit geht der Wertverlust in die Billionen-Dollar-Höhe", so Braito. Die Aussichten auf 2009 seien pessimistisch - die Wachstumsprognosen des Wifo wurden bereits von minus 1,2 % auf über 3 % im Jahr 2009 revidiert. Erst 2010 rechne man mit einer Besserung. Für Österreich gehe man allerdings von einem geringeren Rückgang der Wirtschaftsleistung und einer stärkeren Erholung aus als in der EU.

Konkrete Auswirkungen zeigte die Krise im 4. Quartal 2008: "Umsatzeinbrüche waren die Folge. Aktuell sind am Arbeitsamt Kufstein um 1.000 Leute mehr arbeitslos gemeldet als im Vorjahr", so Braito. Von der Verschrottungsprämie erwartet man sich keinen Aufschwung: "Das sind nur Vorziehkäufe und nicht eine nachhaltig Konjunkturverbesserung." Während die exportorientierten Unternehmen Rückgänge zu verzeichnen hätten, werde im Privat-Sektor derzeit vermehrt investiert, was Handwerksbetrieben volle Auftragsbücher beschere.

Das Investitionsprogramm fortführen will die Geschäftsführung der Raiffeisenbank nach dem Neubau der Filialen Kufstein und  Walchsee im Vorjahr auch 2009 - u.a. mit dem Neubau der Filiale Niederndorf, der Erneuerung der Fassade in Kufstein und der Erweiterung der Bankstelle am Wörgler Bahnhofsplatz.

Der Geschäftsbericht 2008

Die Raiffeisenbank Wörgl Kufstein weist seit Jahren eine steigende Bilanzsumme aus (Bild links - zum Vergrößern anklicken). Den Geschäftsbericht trug Dir. Dr. Michael Mißlinger vor und ging eingangs auf die deutlichste Änderung gegenüber den Vorjahren ein: "2008 hatten wir einen deutlich höheren Wertberichtigungsbedarf bei Wertpapieren. Bei unserem Depot von 130 Millionen Euro betrug sie rund 4,7 Millionen Euro."

Die Bilanzsumme betrug 2008 über 548 Millionen Euro und damit um 6 % mehr als im Vorjahr. Um 6 % stieg auch die Höhe der Kreditvergaben durch die Genossenschaftsbank. Forderungen an Kunden in Höhe von rund 313 Millionen Euro stehen Verbindlichkeiten der Kunden (Einlagen) von rund 424 Millionen Euro gegenüber (2008: 404 Millionen).

In der Erfolgsrechnung weist die Bank einen Nettozinsertrag von 9,76 Millionen Euro aus (2008: 9,6 Millionen Euro). Bei den Erträgen aus Wertpapieren und Beteiligungen nahm man eine einmalige Erhöhung der Aktienanteile an der Landesbank mit 1,75 Millionen Euro vor, die bei der Verwendung des Jahresgewinnes von rund 2,2 Millionen Euro als Gewinnvorlage verbucht wurden. Der Rest des Jahresgewinnes in der Höhe von 439.000 Euro wurde den Gewinnrücklagen zugewiesen, die 2008 rund 32,6 Millionen Euro ausmachten.

    

Dir. Mißlinger präsentierte die Eigenkapitalsituation der Raiffeisenbank ebenos wie die breit gestreute Branchenvielfalt im Kreditgeschäft. Im Bild rechts die Entwicklung der Raiffeisenbank - der steile Anstieg ergab sich mit der Fusion der Banken Wörgl Kufstein 1999 bis 2001.

"Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind sehr schwierig - die Negativentwicklung sollte 2009 ihren Höhepunkt erreichen. Die Lage bleibt aber auch 2010 instabil", schätzt Mißlinger und kündigte auf die Region bezogen an: "Das bedeutet für uns aber keine Einschränkung des Kreditgeschäftes. Wir kennen unsere Kunden und erleben derzeit eine Renaissance von Raiffeisen als Regionalbank."

 

Den Revisionskurzbericht trug Ök-Rat Peter Hechenberger vom Raiffeisen-Landesverband vor und stellte der Raiffeisenbank Wörgl Kufstein ein "sehr gutes Zeugnis" aus. Ausgezeichnet sei auch die Risikolage der Bank - beim Kreditgeschäft sei 2008 mit nur 35.000 Euro Wertberichtigungsbedarf ein sehr gutes Ergebnis erzielt worden. Auch beim Eigenkapital liege die Bank sehr gut und erfülle die gesetzlichen Vorgaben.

Aufsichtsratvorsitzender Franz Osl (Bild Mitte) betonte die Bedeutung des regionalen Geldkreislaufes mit dem Ziel, die Wertschöpfung zu erhöhen und Arbeitsplätze zu sichern - der Geldkreislauf müsse auf sichere Bahnen gelenkt werden. Osl bedankte sich auch bei den "Mitarbeitern an der Front für das Durchhaltevermögen in den vergangenen Monaten". Dem schloss sich auch Peter Hechenberger in seinen Grußworten an. Die Bankenkrise habe die Raiffeisen-Genossenschaftsbanken nicht so stark getroffen wie andere Banken. Raiffeisen verzeichnete bisher keine Austritte, sondern vermehrt Zugänge: Das Genossenschaftswesen - in Tirol gibt es 82 Raiffeisenbanken - erlebe derzeit wieder einen Aufschwung. 

"Die neue Geschäftsleitung hatte einen schwierigen Start", meinte Hannes Schmid (Foto oben rechts), Vorstands-Sprecher der RLB Tirol AG und ging auf das Thema Raiffeisen International ein. Er ortete auch in der medialen Berichterstattung eine "Krisenursache", sieht aber keinesfalls eine "Endzeitstimmung", sondern eine "Echtzeitstimmung". Das Raiffeisen-Geschäftsmodell bestätige in der Krise die Geschäftspolitik der "Urgesteine" - nicht am Shareholder Value orientieren, sondern am Kundennutzen. So könne Raiffeisen gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Was die Investitionen von RZB und Raiffeisen International betrifft, meinte Schmid: "Wir sind nicht in der Krise wegen Investmentbankings - diese Luftblase trifft die europäischen Großbanken. Wir haben glücklicherweise nicht im Westen in Spekulationen, sondern im Osten in die Realwirtschaft investiert. Alle österreichischen Banken verzeichnen rund 240 Milliarden Euro Außenstände im Osten. Zwei Schweizer Großbanken allein sind mit 800 Milliarden Kreditvolumen in amerikanischen  Banken beteiligt. Da bin ich lieber im Osten als bei den amerikanischen Banken. " Die RI sei mit 58.000 Mitarbeitern in 17 Ländern vertreten. Die Krise führe auch dort zu einer Verringerung des Wirtschaftswachstums, aber man gehe davon aus, dass die gewährten Kredite zurückbezahlt werden - man vertraue den Kunden. Schmid versicherte außerdem ausdrücklich, dass die Raiffeisen-Sparer nicht mit ihrem Geld für die Ostgeschäfte haften.

Auf konservative Anlageberatung setze man auch weiterhin. "Das Kunden-Portfolio hat im Schnitt 2008 nur 3 % an Wert verloren. Hier hat sich die konservative Anlageberatung bewährt", meinte Dr. Kurt Braito abschließend.