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Zuwanderung in Wörgl - SPÖ lud zur Podiumsdiskussion


Die SPÖ Wörgl lud am 28. Mai 2009 zur Podiumsdiskussion ins Volkshaus Wörgl. Moderatorin Vizebgm. Hedi Wechner begrüßte am Podium Vizebgm. Sozialreferentin Maria Steiner, Landesjugendanwältin Elisabeth Harasser, Landesrat Gerhard Reheis, Andreas Kovacevich als Leiter des Integrationsbeirates und Wilhelm Maier als Obmann des Integrationszentrums (Bild Mitte v.l.). Bild rechts: Landesjugendanwältin Elisabeth Harasser und Soziallandesrat Gerhard Reheis.

Einleitend bedauerte Vizebgm. Hedi Wechner die Terminüberschneidung mit der Podiumsdiskussion "Unterschiedlicher Glaube - eine Heimat" im Tagungshaus Wörgl, bei der es ebenfalls um Integration ging - allerdings nicht aus dem Blickwinkel der Probleme, die durch die Zuwanderung auftauchen. Diesen widmete sich die Diskussion im Volkshaus, die ich als Autorin dieses Beitrages aufgrund des Besuches der Tagungshaus-Veranstaltung nicht mehr mit verfolgte.

Die Bedeutung des Themas Integration ging aus den Eröffnungs-Statements der Podiumsgäste hervor. Landesrat Reheis plädierte dafür, "hinzuschauen, wo die Probleme sind." Das Land erhebe derzeit Daten, wieviele Menschen betroffen sind und welche Maßnahmen im Bildungsbereich von der Frühförderung im Kindergarten bis zur Sprachförderung allgemein sinnvoll sind. Reheis kündigte für Oktober 2009 eine Integrations-Enquete für alle Parteien im Tiroler Landtag an, bei der es auch um Lösungsvorschläge gehen soll.

Der Soziallandesrat stellte eine Studie des Institutes für Jugendkulturforschung vor, die 16 bis 19-jährige nach den wichtigsten politischen Themen befragte. Noch vor dem Thema Bildung, Ausbildung und Studiengebühren rangierte auf Platz eins das Thema Asyl und Ausländer. "80 % der Jugendlichen gaben an, bereits negative Erfahrungen mit Migranten gemacht zu haben und ein Drittel davon hat eine echte Antipathie gegen Zuwanderer. Das ist sehr ernst zu nehmen", so Reheis.

Wörgls Sozialreferentin Vizebgm. Maria Steiner zitierte einleitend Max Frisch: "Arbeitskräfte wurden gerufen und Menschen sind gekommen." Integrationsarbeit sei von der Stadt jahrelang verdrängt worden. "Heute hat jeder 5. Wörgler einen Migrationshintergrund aus Ex-Jugoslawien oder der Türkei, bei den Kindern und Jugendlichen bereits jeder 4.", so Steiner. Der Migrationsanteil zeigt sich auch bei den Wohnungssuchenden: "Bis vor 15 Jahren orientierten sich Wohnungssuchende mit Migrationshintergrund vorwiegend im privaten Wohnungssektor. Das hat sich geändert. Uns liegen derzeit 325 Ansuchen für Mietwohnungen und Mietkaufwohnungen vor, 118 davon von Migranten - das sind 36 %. Bei den nicht-aktiven Ansuchen ist der Anteil noch höher - von 137 Ansuchen sind 65 Migranten - das sind 47 %. Von den insgesamt 462 Wohnungsansuchen sind fast 40 % Migranten",  schilderte Steiner die aktuelle Problemstellung für die Stadt bei der Wohnungsvergabe.

In Ausübung ihrer Tätigkeit als Landesjugendanwältin ist Mag. Elisabeth Harasser wenig mit Migrations-Themen beschäftigt: "Dafür sind wir nicht die typische Anlaufstelle." Aus ihrer Zeit als Hauptschullehrerin kennt sie allerdings die Probleme der Jugendlichen und ihres Umfeldes. Aufgrund sprachlicher Defizite bestehe keine Chancengleichheit im Bildungswesen. Viele Jugendliche können keinen Schulabschluss aufweisen, die Benachteiligung setzt sich am Arbeitsmarkt fort. Kritik übte Harasser aber auch daran, dass die Probleme der einheimischen Jugendlichen von den etablierten Parteien  zu wenig beachtet werden: "Die Probleme der Jugendlichen sind ernst zu nehmen, ohne sie gleich ins rechte Eck zu stellen. Man kann nicht einfach sagen, wer hier Kritik übt, ist ein Ausländerhasser oder Rechtsradikaler." Zur Problemlösung würde sie bereits im Kindergarten ansetzen: "Kinder sind vorurteilsfrei. Bei kleinen Kindern kann man am besten die Herzen öffnen und den Grundstein für das Zusammenleben legen."

 Wörgls Integrationsbemühungen repräsentierten am Podium Wilhelm Maier als Obmann des Integrationszentrums und Andreas Kovacevic, Leiter des Integrationsbeirates und ebenfalls Vorstandsmitglied im IGZ. Maier betonte, dass das 2007 gegründete IGZ nicht nur für die türkische Bevölkerungsgruppe, sondern für alle - auch für die Einheimischen - als Ansprechstelle zu Integrationsfragen zur Verfügung stehe. 2008 habe der Verein 672 Klienten-Kontakte gezählt, heuer bereits 295. Das Spektrum der Anfragen reicht von Fragen zur Krankenversicherung über Wohnungsprobleme, Probleme im Krankenhaus bis zu Mietproblemen.

"Der Integrationsbeirat ist ein Unterausschuss des Sozialausschusses und als beratendes Gremium tätig", erklärte Andreas Kovacevic. Zu den Aufgaben zähle die derzeit laufende Ausarbeitung des Integrationsleitbildes, das dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll und auch Maßnahmen und Möglichkeiten und einen klaren Weg zur Umsetzung enthalte. Der Integrationsbeirat wird von Wörgls Integrationsbeauftragen DI Peter Warbanoff fachlich begleitet.