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Rattenberger Schlossbergspiele 2009 zeigen den "Speckbacher" von Felix Mitterer

Unter der Regie von Pepi Pittl bringen die Schlossbergspiele Rattenberg diesen Sommer die Ereignisse des Tiroler Freiheitskampfes 1809 auf die Bühne und lehnen sich dabei stark an die Lebensgeschichte des Anführers der Unterländer Freiheitskämpfer, Josef Speckbacher an. Erfolgsautor Felix Mitterer kam der Wunsch der Schlossbergspiele, zum Gedenkjahr für die Bühne ein Stück zu schreiben, sehr recht - musste er doch aus Einsparungsgründen in der ORF-Produktion "Die Freiheit des Adlers" über den Tiroler Freiheitskampf die Figur des Josef Speckbacher und damit die Geschehnisse im Tiroler Unterland aus dem Drehbuch streichen. Mit dem "Speckbacher" setzte er nun diesem Mann ein literarisches Denkmal und zeigt ihn mit allen Widersprüchen - einerseits als blendenden Strategen, andererseits als rachelüstigen Brandstifter. 

"Wir wollen erzählen, was in unserem Land  vor 200 Jahren geschehen ist - nicht bewerten oder kritisieren", formuliert Schlossbergspiele-Obfrau Claudia Lugger den Anspruch der Bühne an das Stück, dem die Umsetzung durch 51 DarstellerInnen auf der Bühne und einer engagierten Crew hinter den Kulissen auch weitestgehend entspricht. Besonders hervorzuheben sind die Schauspielleistungen, wobei sogar die Dialekte originalgetreu einstudiert wurden. In den Hauptrollen beeindrucken Claudia Lugger als Schmiderer-Bäuerin und Mutter der Speckbacherin Tanja Morak, Heinz Auer als Josef Speckbacher, Werner Klikova als Andreas Hofer und Andreas Moser als Pater Haspinger.

Die Inszenierung nützt den gesamten Schlossberg als Bühnenraum und deutet mit pyrotechnischen Effekten und zugespieltem Schlachtenlärm die Kampfhandlungen an. Schlachtenszenen halten sich aber in Grenzen und lassen das Stück nicht zum Spektakel verkommen. Wohltuend ohne übertriebenen und fanatischen Pathos agieren Werner Klikova und Heinz Auer. Klar kommt zum Ausdruck, dass nicht alle hinter dem bewaffneten Kampf stehen, die später zu Helden hochstilisierten Akteure in ihrer Zeit nicht nur Zuspruch erfuhren. Dass dann ausgerechnet die Schluss-Szene das Publikum mit dem Bild eines Speckbachers als überhöhte Heldenfigur mit schützendem Mantel über den im Leben vernachlässigten Sohn zu "Tirol is lei oans" in die Nacht entlässt, steht im krassen Widerspruch zur vorher erzählten Geschichte und irritiert.

Am 13. Juli ehrte der Theaterverein Herlinde Tusch für ihre 40jährige Mitgliedschaft.

Historische Hintergrundinformationen zum sehenswerten Stück über das Leben Josef Speckbachers sowie die Zeit der bayerischen Herrschaft und der Zeit der Befreiungskriege liefert das Programmheft. Weitere Aufführungen finden am 21., 22., 23., 24., 28., 29., 30. Juli sowie am 3., 4., 5., 6., 7. und 8. August 2009 jeweils ab 21 Uhr statt. Weitere Infos und Kartenreservierung auf www.schlossbergspiele-rattenberg.at