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Presse-Präsentation des RKI-Regionalkraftwerkes Kundl/Breitenbach

 

Projektpräsentation mit Gruppenfoto: für die Kraftwerkspräsentation versammelten sich Betreiber und Anrainerbürgermeister vor der Kamera.

Neues Laufkraftwerk um 150 Millionen Euro soll Strom für 35.000 Haushalte liefern

Die Energie des Inns nützen und eine weitere Staustufe errichten, die jährlich rund 130 Millionen Kilowattstunden Strom liefern könnte - um diesem Ziel näher zu kommen, einigte sich die Tiroler Energiewirtschaft darauf, zusammenzuarbeiten. "Das ist eine Tiroler Premiere", teilte Dr. Bruno Wallnöfer, Vorstandsvorsitzender der Tiwag mit. Die Initiative, das rund 20 Jahre alte Projekt wieder aus der Schublade zu holen, kam vom Energieverbund West und stelle eine logische Fortführung der Energienutzung des Inns dar. Wallnöfer: "Von Passau bis Kufstein bestehen in Bayern bereits 17 Innkraftwerke. In Tirol haben wir mit Langkampfen und Kirchbichl zwei Staustufen. Für den Ausbau der Wasserkraft spricht der Klimaschutz - und das findet derzeit breite Zustimmung in der Bevölkerung und in der Politik." Aufgrund der Wirtschaftskrise sei beim Energiebedarf ein leichter Rückgang zu verzeichnen, auf Dauer rechne man aber mit einem weiteren Anstieg des Energiebedarfes.

"Der Energieverbund West besteht aus rund 20 Tiroler Energieversorgern, die sich vor 10 Jahren angesichts der Strommarktliberalisierung zusammengeschlossen haben. Er ist eine Servicegesellschaft für die kleinen Stromerzeuger, der für alle Mitglieder den Stromeinkauf, die Abrechnung und rechtliche Beratung übernimmt", erklärte einleitend DI Helmuth Müller, Direktor der Wörgler Stadtwerke und Geschäftsführer der Energie West.  Sollte es zu Realisierung des Kraftwerkes kommen, schließen sich elf Stromerzeuger zur RKI-Projektierungs-, Errichtungs- und Betriebsgesellschaft zusammen. "An dieser GmbH wäre die Tiwag mit 51 % beteiligt, die E-Werke Reutte mit 9 % und der Energieverbund West mit 40 % - wobei die Stadtwerke Kufstein 9 % der Anteile und Wörgl 5 % der Anteile halten würde", erklärte Müller.

Doch bevor das "Bärenfell" verteilt wird, muss das Ergebnis der in Auftrag gegebenen Grundwasserstudie abgewartet werden. "Das Ergebnis dieser Studie soll 2010 vorliegen", so Müller. Davon wird abhängen, ob und wie die Staustufe realisiert werden kann. Wallnöfer: "Die entscheidende Frage ist, wie das Projekt nach heutigen Nutzungsanforderungen und Umweltstandards mit den Interessen der Landschaftsnutzung als Wohnraum, Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Verkehrsfläche passt", so Wallnöfer.

Grundwasseranstieg: Bedenken in den Anrainergemeinden

Dass sich hier Interessenskonflikte anbahnen, zeigten die Wortmeldungen der Bürgermeister von Radfeld und Rattenberg. Sorgen bereitet der Anstieg des Grundwasserspiegels im Staubereich. "Radfeld ist von einer Erhöhung des Grundwasserspiegels am meisten betroffen. Derzeit sorgt schon ein Entwässerungsgraben dafür, dass die Felder trocken sind. Im betreffenden Gebiet stehen 30 bis 50 Wohnobjekte, die keine dichten Keller aufweisen. Bei Hochwasser steht da jetzt schon ein halber Meter Wasser in den Kellern", meldete sich Radfelds Bürgermeister Erich Laiminger zu Wort. Im Großen und Ganzen würde man das Projekt aber unterstützen, wobei es über die Verkehrswege zum Kraftwerksbau noch Verhandlungen brauche.

Gravierende Beeinträchtigungen befürchtet Rattenbergs Bürgermeister Franz Wurzenrainer: "Unsere Altstadt befindet sich durch die Auflandungen des Inns über Jahrhunderte schon jetzt unter dem Wasserniveau. Bei Hochwasser muss in vielen Häusern gepumpt werden, selbst dann schon, wenn der Inn über 3 bis 4 Tage einen mittleren Wasserstand aufweist. Wenn dieser Mittelstand durch den Kraftwerksbau dann die Normalität würde, wäre immer Wasser in den Häusern. Durch die Kapilarwirkung gefährdet das die Bausubstanz der alten Häuser. In Rattenberg sind allein 70 Betriebe in ebenerdigen Geschäftsflächen betroffen."

"Die Grundwasserstudie beinhaltet eine Simulation der Grundwasserströme. Davon erwarten wir uns Aufschlüsse für die Situierung des Projektes. Wenn die Stauwurzel östlich von Rattenberg bereits endet, ist die Energieausbeute geringer", so Müller. Auf Basis der Grundwasseruntersuchung soll dann die technische und wirtschaftliche Machbarkeit geprüft werden. Erst dann fällt eine Entscheidung über den Bau.

Positiv stehen dem Projekt die Bürgermeister von Kundl und Breitenbach gegenüber. "Es ist noch abzuklären, wie sich das Kraftwerk auf die Grundwasserentnahme von Sandoz auswirken würde", fügte Kundls Bgm. Werner Haaser hinzu, Gespräche mit dem Unternehmen würden bereits laufen. "Für uns stellen sich zwei offene Fragen - die Baustellenabwicklung sowie der Hochwasserschutz im Unterlauf", erklärte Breitenbachs Bürgermeister Alois Margreiter. Die Abwicklung des Baustellenverkehrs sei besonders sensibel, da durch den Weiterbau der Unterinntaltrasse den Breitenbachern in den nächsten Jahren auch seitens der Bahn eine Großbaustelle ins Haus steht.

 

 

Vors Logo der neuen Kraftwerksgesellschaft RKI stellten sich die Projekt-Betreiber (links) ebenso wie betroffene Bürgermeister (rechts).

Eine Karte mit den bestehenden Innkraftwerken brachten Tiwag-Vorstandsdirektor DI Alfred Fraidl, Vorstandsvorsitzender Dr. Bruno Wallnöfer, Energie-West-Geschäftsführer DI Helmuth Müller und DI Dr. Heinrich Schlichtherle, Vorstandsvorsitzender der E-Werke Reutte mit.

 

Bedenken brachten die Anrainerbürgermeister Werner Haaser (Bild links 2.v.l.) sowie Erich Laiminger und Franz Wurzenrainer (Bild rechts v.l.) vor.