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Filmpräsentation im Tagungshaus Wörgl am 7. Oktober 2009: "Weil eine Trommel geigt nicht .... Ungehindert behindert"

 

Tagungshausleiterin Edtih Bertel freute sich über das große Publikumsinteresse bei der Filmpräsentation - an die 30 Menschen füllten den Seminarraum bis zum letzten Platz. Sie bedankte sich bei der Grünen Bildungswerkstatt sowie bei einem weiteren Verein, der durch die finanzielle Unterstützung die Veranstaltung ermöglichte. Weniger Glück hatte der Verein Tafie beim Spendensammeln bei Wörgler Unternehmen: "Leider hat keine einzige große Wörgler Firma hier geholfen."

 

Das Projekt BOAT Orientierung/FreiRaum des Vereines Tafie in Innsbruck ist ein Bildungs- und Beratungsprojekt für Menschen mit Lernschwierigkeiten, das seit 8 Jahren Seminare, Workshops und Kurse bietet. "Im Team arbeiten auch Menschen mit Lernschwierigkeiten mit", erklärte einleitend Gabriele Kleinschmied, Leiterin des Projektes BOAT Orientierung des Tiroler Arbeitskreises für integrative Entwicklung (Tafie). Mehr zum umfangreichen Tafie-Angebot gibt´s auf www.tafie-il.at.

Zu den Tafie-Projekten zählt auch der 2003 entstandene Dokumentarfilm "Weil eine Trommel geigt nicht ... Ungehindert behindert", in dem Menschen mit Lernschwierigkeiten nicht nur sehr offen vor der Kamera aus ihrem Leben erzählen, sondern auch hinter der Kamera stehen und die Interviews durchführten. Dem Dokumentarfilm zugrunde liegt die Studie "Ich sehe mich NICHT als behindert" sowie die gleichnamige Tagung, für die die "GleichberechtigungsrebellInnen" mit dem Eduard-Wallnöfer-Preis für die mutigste Initiative im Land ausgezeichnet wurden. "Wir haben eine Befragung zu Themen wie Kindheit, Schule, Ausbildung, Liebe, Sexualität, Wohnen und Arbeiten durchgeführt. Daraus ist dann der Film entstanden", berichtete Daniela Pittl, die selbst mitwirkte. Dabei war es garnicht einfach, die neun Interviewpartner zu finden. Die entstandene Dokumentation gibt einen umfangreichen Einblick in die Lebenswelt von "Menschen mit besonderen Fähigkeiten".

Der Film ist zudem ein Plädoyer für ein möglichst selbstbestimmtes Leben und zeigt, welche Fortschritte behinderte Menschen mit Unterstützung erreichen können. "Dieser Film und euer Beispiel ist sehr ermutigend", stellten Mütter von Kindern mit Lernschwierigkeiten und Behinderung in der anschließenden Diskussion mit den Simon Prucker, Daniela Pittl und Tina Schindl fest.

Der 2003 gedrehte Dokumentarfilm zeigte aber auch auf, dass am Papier bestehende Rechte auf Gleichberechtigung behinderter Menschen in der Realität oft weit von ihrer Umsetzung entfernt sind. Das betrifft barrierefreie Zugänge zu Gebäuden ebenso wie bei Verkehrseinrichtungen. Sechs Jahre später geht nun die Veranstaltung "Mehr Rechte für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung" am 5. November 2009 in Innsbruck der Frage nach, was seither erreicht wurde.

Zur Tagung im Rathaus, die von 9 bis 17 Uhr dauert, laden die GleichberechtigungsrebellInnen und das Netzwerk für Chancengleichheit ein. Die GleichberechtigungsrebellInnen sind eine Gruppe von derzeit 6 Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung, die als Selbstvertretungsgruppe aus dem Engagement des Tafie-Projektes hervorgegangen ist. "Wir reden bei der Tagung über Wohnen, unabhängiges Leben, Freizeit und Partnerschaft und laden dazu alle Interessierten und Politiker ein," erklärt Simon Prucker, der hofft, dass sich die bereits persönliche eingeladenen PolitikerInnen auch die Zeit nehmen werden, um "respektvoll gemeinsam zu diskutieren". Grundlage der Tagung ist die UNO-Rechtskonvention für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung, die Österreich unterzeichnet hat. "Es gibt viele Rechte, die nicht umgesetzt sind. Darüber soll in verständlicher Form informiert werden", erklärt Gabriele und betont, das das die erste Tagung ist, die von Menschen mit Lernschwierigkeiten für Menschen mit denselben Voraussetzungen, aber auch für alle Interessierten und Unterstützter organisiert wird. Weitere Infos zur Selbstvertretungsgruppe der GleichberechtigungsrebellInnen gibt´s auf der Website www.selbstvertretung.at

Der Offene Treff für Down-Syndrom im Tagungshaus Wörgl besteht seit zwei Jahren und wird von Ursula Bönisch geleitet. Das nächste Treffen findet am 27. November 2009 nachmittags statt. Zur Organisation weiterer Veranstaltungen hofft die Selbsthilfegruppe auch auf finanzielle Unterstützung durch Sponsoren. Weitere Info und Kontakt: www.tagungshaus.at