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Initiative "Wörgl ist unsere Energie" - Stadtwerke als Energie-Spezialisten |
Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden: Sonnenenergie heizt im Seniorenheim ebenso wie im Kindergarten Mitterhoferweg. Stadtwerke-Direktor DI Helmuth Müller stellte mit sichtlicher Freude die ersten Umsetzungsschritte der Aktion "Wörgl ist unsere Energie" vor.
2025 sollte Wörgl mit Ausnahme des Verkehrs mehr Energie aus lokalen Rohstoffen herstellen als verbrauchen. So lautet das ehrgeizige Ziel, das mit Gemeinderatsbeschluss festgelegt und zur Umsetzung der Energiebeirat gegründet wurde. Effiziente Energienutzung vorwiegend auf Basis erneuerbarer Rohstoffe lautet der Grundsatz der Wörgler Energiepolitik. Klimaschutz und Wertschöpfung in der Region sind die Beweggründe für das ambitionierte Projekt. Stadtwerke-Direktor Helmuth Müller rechnet, dass "derzeit jährlich 35 bis 40 Millionen Euro zu den Ölscheichs oder nach Russland fürs Erdgas abfließen." Geld, das man lieber in der Region behält und so hier für eine Wirtschaftsbelebung sorgt.
Präsentierten "Wörgl ist unsere Energie": Seniorenheimleiter Günther Brandl, Hanspeter Atzl/Gebäudemanagement der Stadt Wörgl, Stadtwerkedirektor DI Helmuth Müller, Othmar Frühauf/Geschäftsbereichleiter bei den Stadtwerken, Klaus Behnke/Bereichsleiter Logistik-Organisation der SPAR Wörgl als Kooperationspartner, Elke Malecek von der Raiffeisenbank Wörgl und Bgm. Arno Abler.
Zur Umsetzung der Wörgler "Unabhängigkeitserklärung" installierte die Stadt den Energiebeirat, der sich sechs Themenfeldern widmet. Vorrangiges Ziel ist, aus der Sonne Energie zu regenerieren und möglichst die gesamte Bevölkerung zu motivieren, mitzumachen.
Die Stadt geht mit gutem Vorbild voran und stattete in der ersten Phase öffentliche Gebäude mit Solaranlagen aus. Stadtwerkedirektor Müller hat allerdings auch Wörgls Wirtschaftsbetriebe im Visier und klopfte bereits bei der SPAR an: "Vielleicht gibt es da einmal die Möglichkeit, das tausende Quadratmeter große Hallendach des Lagers mit einer Photovoltaik-Anlage zur Stromgewinnung zu nutzen."
Solaranlage Seniorenheim
Wörgls größte Solaranlage wurde von den Wörgler Stadtwerken am Dach des Seniorenheimes aufgestellt. "185 Quadratmeter Sonnenkollektoren erwärmen das Wasser, für das in der Tiefgarage drei Pufferspeicher mit jeweils 6.000 Liter Inhalt errichtet wurden", teilte Müller mit. Die Anlage wurde im August 2008 fertiggestellt, kostete rund 140.000 Euro und bringt eine Leistung von 53 kW.
"Damit erzeugen wir jährlich 100.000 kWh Wärme aus Sonnenenergie. Das entspricht dem gesamten Heizwärmebedarf von 25 neuen 80 Quadratmeter-Wohnungen. Wir sparen dadurch jährlich 8.000 Euro für Erdgas ein und 20 Tonnen CO2", führt Müller die Wirkung der Anlage vor Augen. Zur Errichtung wurden übrigens durchwegs heimische Firmen beauftragt: Sanitärtechnik Wörgl Gmbh, Sun Systems,Farthofer Schmiede- und Stahlbau sowie die Stadtwerke. Die Stadtwerke tragen auch die Finanzierungskosten und geben die Wärme gegen Bezahlung an die Stadt ab.
Modellkindergarten Mitterhoferweg
Als "energetischer Modellkindergarten" wird die Erweiterung des städtischen Kindergartens Mitterhoferweg durchgeführt. Der Zubau wurde im A+ Standard errichtet. Für die Wärme sorgt eine solarunterstützte Biomasseheizung. Eine Fotovoltaikanlage erzeugt zudem jährlich 5.000 kWh Strom aus Sonnenenergie. "Die Nutzung erneuerbarer Energien spart jährlich 4.000 Euro gegenüber der alten Ölheizung und 50 Tonnen CO2", lautet hier die Bilanz der 300.000 Euro teuren Investition. Auch hier wurden Tiroler Firmen beschäftigt: Sanitärtechnik Wörgl, Elektro Margreiter, Wörgl, Energiebig Innsbruck, Tischlerei Unterberger aus Wörgl und die Stadtwerke, die im 100%igen Eigentum der Stadtgemeinde sind.
Fotovoltaikanlage auf Kreisverkehr
Als demonstrativer Blickfang für die Initiative "Wörgl ist unsere Energie" wird derzeit am Kreisverkehr Wörgl Ost beim Werlberger eine Photovoltaik-Mover von Solon Hilber mit einer Leistung von 9.200 Wp und einer Nutzungsfläche von 50 Quadratmetern installiert. Die Sonnenkollektoren zur Stromerzeugung richten sich nach der Sonne aus, um den Wirkungsgrad zu optimieren. Mit dem 50.000 Euro teuren mobilen "Sonnensegel" werden jährlich 10.000 kWh Strom erzeugt und ins Netz der Stadtwerke eingespeist.
Thermografieaktion 2009
Um für private Häuslbauer einen Anreiz zur besseren Gebäudeisolierung zu schaffen, startet die Stadt im Februar 2009 eine Thermografieaktion: "Wärmebildkameras zeigen genau, wo die Hülle eines Hauses zu Energieverlusten führt. Wir bieten um nur 75 Euro einen Gebäudecheck für die Wörgler Bevölkerung an", so Müller. Hier bestehe großes Energiesparpotenzial: "Ein Viertel des Energiebedarfes in Österreich besteht bei den Haushalten - und da gehen 78 % für die Heizung auf."
2009 plant der Energiebeirat zudem eine Bestandsanalyse der Wörgler Energieversorgung in Form eines Energieplanes. Bislang ist nicht bekannt, wieviel Quadratmeter an Solaranlagen bereits bestehen, bzw. welcher Anteil der Energieversorgung bereits durch erneuerbare Rohstoffe abgedeckt wird. Die Stadtwerke experimentieren zudem noch mit zwei Systemen zur Stromerzeugung aus Photovoltaik.
Fotos: Stadtwerke Wörgl und Veronika Spielbichler