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Preisverleihung am 12. September 2008
vero / 12.09.2008 16:06
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VCÖ-Mobilitätspreis Tirol für vorbildhafte Logistik von EGGER

„Wie sehr Unternehmen den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagern können, zeigt der diesjährige Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreises Tirol. Egger vermeidet mit seiner vorbildhaften Logistik tausende Lkw-Fahrten pro Jahr und damit der Bevölkerung viele Schadstoffe und Lärm. Ich hoffe, dass viele Unternehmen dem Beispiel Egger folgen“, gratuliert VCÖ-Expertin Urbanek dem Gewinner.

Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Steixner, VCÖ-Expertin Bettina Urbanek und als Vertreter des Hauptsponsors des VCÖ-Mobilitätspreis Tirol Postbus-Regionalmanager Wolfram Gehri überreichtendie Auszeichnung an Klaus Ritter und Rainer Brandauer von der Fa. Egger.

Innerhalb der vergangenen fünf Jahre konnte mit Hilfe konkreter Logistikkonzepte der Schienenanteil am Transport von Holzwerkstoffen verdoppelt werden. Pro Jahr transportiert das Unternehmen heute rund 1,1 Millionen Tonnen auf der Schiene. Das entspricht einer Verlagerung von knapp 50.000 Lkw-Ladungen auf die Bahn. Und noch ein beeindruckendes Ergebnis: 20,2 Millionen Lkw-Kilometer hat das Unternehmen Egger damit vermieden.

Für Erhöhung des Schienanteils hat Egger zahlreiche Maßnahmen umgesetzt:  Durch Bündelung von Aufträgen und Produktion an einem Standort konnten wöchentliche Container-Ganzzüge gebildet werden, Containertransporte wurden auf die Schiene verlagert. Produktionsmaterialien werden in der Nacht zwischen verschiedenen Werksstandorten auf der Schiene transportiert. Plattformen für den Umschlag von der Schiene auf die Straße ermöglichen kombinierte Verkehre. Der Einsatz von neuen Technologien ermöglicht effizientere Ver- und Entladung von Gütern. 

Egger ist ein seit dem Jahr 1961 weltweit agierendes, und stetig wachsendes Familienunternehmen mit Stammsitz in St. Johann in Tirol und beliefert aus 16 Standorten alle wichtigen Wirtschaftsregionen der Welt.

Der VCÖ-Mobilitätspreis Tirol wird in Kooperation mit dem Land Tirol, dem ÖBB-Postbus und dem Tiroler Verkehrsverbund durchgeführt. Bisherige Gewinner waren 2007 das Klimabündnis Tirol, 2006 GE Jenbach und 2005 die Stadtgemeinde Schwaz.

VCÖ-Mobilitätspreis 2008 unter dem Motto 2020

Der VCÖ hat den diesjährigen VCÖ-Mobilitätspreis dem Thema „Verkehr 2020“ gewidmet. Es sind nur noch zwölf Jahre bis zum Jahr 2020. „Das ist eine kurze Zeit, in der sich aber im Verkehrsbereich einiges ändern wird. Das Zeitalter des billigen Erdöls ist vorbei. Unser Mobilitätsverhalten wird im Jahr 2020 ein anderes sein als heute“, stellt VCÖ-Expertin  DI Bettina Urbanek fest.

 

Die zentrale Aussage der VCÖ-Studie „Verkehr 2020“ lautet: In 12 Jahren werden die Tirolerinnen und Tiroler klimafreundlicher und damit auch kostengünstiger mobil sein als heute.

 

Der VCÖ rechnet, dass sich der Anteil des Radfahrens im Alltagsverkehr von rund acht Prozent im Vorjahr auf zwölf Prozent im Jahr 2020 erhöhen wird. „Immer mehr Tirolerinnen und Tiroler entdecken die Vorteile des Fahrrads: Schnell, einfach und kostengünstig ans Ziel kommen“, erklärt VCÖ-Expertin Urbanek. Der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Strecken am Modal Split wird leicht steigen, nämlich von derzeit 21 Prozent auf 22 Prozent im Jahr 2020. 

 

Deutlich mehr Menschen werden in Zukunft mit Bahn und Bus unterwegs sein. Der VCÖ rechnet damit, dass der Anteil des Öffentlichen Verkehrs an den Alltagswegen um mehr als ein Viertel von derzeit 14 auf 18 Prozent im Jahr 2020 steigen wird.

 

Gerade in Zeiten steigender Erdölpreise ist der Öffentliche Verkehr für die Bevölkerung die leistbare Mobilitätsgarantie. Ein Pendlerhaushalt, der mit der Bahn zur Arbeit fahren kann, braucht einen Pkw im Haushalt weniger. Und ein Pkw weniger im Haushalt bedeutet eine monatliche Kostenersparnis von 500 bis 600 Euro – nicht im Jahr, sondern im Monat!

 

„Wenn die Bundesregierung Maßnahmen gegen die Teuerung setzen möchte, dann ist die Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs die mit Abstand wirksamste Maßnahme“, betont VCÖ-Expertin Urbanek.

 

„Entscheidend für die Akzeptanz des öffentlichen Verkehrs ist das Angebot und die Qualität für unsere Kunden. Das Großereignis der UEFA-EURO 2008 und die intensiven Bemühungen des Landes Tirol haben eine ungeheure Dynamik in den Öffentlichen Verkehr gebracht. Viele Busse und Züge sind auch nach der EURO für die Kunden im Angebot mit einem erfreulichen Ergebnis. Noch nie waren so viele Menschen mit dem Postbus und der Schiene in Tirol unterwegs. Ein Konzept mit Nachhaltigkeit“, betont Postbus-Regionalmanager Wolfram Gehri.

 

Der VCÖ rechnet damit, dass in Tirol im Jahr 2020 nur mehr 48 Prozent der Alltagswege mit dem Pkw zurückgelegt werden, im Vorjahr waren es noch rund 57 Prozent. „Die Bedeutung des Autos wird zurückgehen. Es wird vor allem in Innsbruck mehr Menschen geben, die kein Auto besitzen, sondern Carsharing nutzen“, so VCÖ-Expertin Urbanek.

 

Das schlägt sich auch im Pkw-Bestand nieder. Die VCÖ-Studie zeigt, dass schon in den vergangenen Jahren die Pkw-Zunahme in Tirol von 3,6 Prozent im Jahr 2003 auf  1,3 Prozent im Jahr 2007 gesunken ist. Derzeit gibt es in Tirol rund 331.400 Pkw. Bis zum Jahr 2019 rechnet der VCÖ mit einer Zunahme von durchschnittlich 0,75 Prozent pro Jahr. Der VCÖ geht davon aus, dass der Pkw-Bestand in Tirol im Jahr 2020 das erste Mal zurückgehen wird.

 

Für Tirol ist zudem auch die Entwicklung des Güterverkehrs von großem Interesse. Die VCÖ-Studie zeigt, dass der Güterverkehr in den vergangenen Jahren deutlich stärker wächst als der Personenverkehr. Die Ursache liegt vor allem auch in der fehlenden Kostenwahrheit beim Lkw-Transport. Beim Lkw-Transport entstehen etwa drei Mal so viele Kosten als der Verursacher, also der Lkw-Verkehr über Maut und Steuern bezahlt. Der Rest, die so genannten externen Kosten, werden auf die Allgemeinheit abgeschoben.

 

„Die Folge ist, dass Tomaten aus Südspanien quer durch Europa transportiert werden und dann billiger angeboten werden können als die Tomaten vom Landwirt aus der Region. Die fehlende Kostenwahrheit belastet unsere Umwelt, macht die Kinder entlang der Transitrouten krank und schadet vor allem auch unserer regionalen Wirtschaft“, macht VCÖ-Expertin Urbanek auf die Folgen aufmerksam. Deshalb ist es für Tirol sehr wichtig, dass die Europäische Union die EU-Mautrichtlinie („Wegekostenrichtlinie“) so ändert, dass die vom Lkw verursachten Umwelt-, Gesundheits- und Klimaschäden in die Lkw-Maut einbezogen werden können. 

 

Mit den Einnahmen aus einer höheren Lkw-Maut können dann Logistik-Systeme und betriebliche Gleisanschlüsse gefördert werden. Betriebliche Gleisanschlüsse sorgen dafür, dass Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene kommen.

Pkw-Bestand in Tirol:

Jahr 2002: 301.810

Jahr 2003: 312.593

Jahr 2004: 317.950

Jahr 2005: 322.555

Jahr 2006: 326.962

Jahr 2007: 331.390 (Änderung seit 2002: Plus 8,9 Prozent)

Text: Landespressedienst Mag. Christian Mück