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vero / 20.02.2006 12:20
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Nein zur Müllverbrennung im Luft-Sanierungsgebiet Unterinntal!
Umweltplattform Tiroler Unterland lädt zum nächsten Treffen am 8. März 2006
 
Die neuerlich angeheizte Diskussion um eine Müllverbrennungsanlage im Unterinntal veranlasst die nach wie vor bestehende Umweltplattform Tiroler Unterland, sich zu Wort zu melden. Die Plattform argumentiert mit klaren Fakten gegen einen Standort im Tiroler Unterland und stellt Experten zur Beratung der Umweltausschüsse und der Gemeinderäte zur Verfügung.
 
„Das Unterinntal ist jetzt schon ein mit Luftschadstoffen stark belastetes Sanierungsgebiet und aufgrund der meteorologischen Voraussetzungen ungeeignet als Standort. Die Gesundheit der Kinder ist jetzt schon sehr angegriffen. Meine Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass etwa die Anzahl der Lungenentzündungen bei Kindern von 2002 bis 2005 um zwei Drittel zugenommen hat“, warnt der Wörgler Kinderarzt Dr. Michael Riedl. Das Inntal wird mit dem Klagenfurter und Grazer Becken bei den Gebieten mit der schlechtesten Luft Österreichs in einem Atemzug genannt.
 
Die bisher vom Land vorgelegten Gutachten zur Müllverbrennung nahm Dipl.Ing. Dr. Clemens Zierhofer, Universitätsdozent am Institut für Angewandte Physik an der Universität Innsbruck unter die Lupe. „In dieser Müllverbrennungsanlage sollen jährlich 187.000 Tonnen Müll verbrannt werden. Das ergibt eine tägliche Anlieferungsmenge von 504 Tonnen. Davon blei­ben täglich 168 Tonnen mit Giften angereicherter Schlacke zur Deponierung übrig. Ein Teil davon, die Filterkuchen sind derart hochgiftig, dass sie wie Atommüll in Untertag-Depo­nien endgelagert werden. Aus der Erfahrung anderer MVA´s wie in Burgkirchen weiß man, dass aus wirt­schaft­lichen Gründen Transporte erst ab einer Distanz von 80 km mit der Bahn ab­ge­wickelt wer­den.“ Zur Lkw-Lawine kommen dann noch die Luftschadstoffe, die die MVA produ­ziert. „Laut einer Kurzstudie des Institutes für Umwelttechnik an der Uni Innsbruck be­trägt bei die­ser MVA bei hohen Filterstandards die Abluftbelastung mit karzinogenen, das sind krebser­regende Stoffe etwa das eineinhalbfache des gesamten Wörgler Hausbrandes, berechnet mit 4.500 Haushalten. Bei den toxischen, also giftigen Schwermetallen sind es doppelt so viele“, weist Zierhofer auf die deutliche Zunahme der Belastung hin. Sollte die pharma­zeutische Industrie in Kundl wie propagiert Abnehmer der MVA-Energie werden, käme diese hohe Schad­stoffbelastung noch zur bereits bestehenden dazu. Die schmutzige Müllverbren­nungs­ener­gie würde nämlich das jetzt verwendete relativ saubere Erdgas ersetzen.
 
Auf die wirtschaftlichen Nachteile einer Müllverbrennungsanlage weist Mag. (FH) Stanis Schoner, Immobilien- und Facilitymanager hin: „Im erweiterten Umfeld der MVA bringt diese einen realen Wertverlust der Immobilien, Baugründe und Agrarflächen in mehrstelliger Millionenhöhe. Geschädigt werden davon alle privaten Haus- und Wohnungseigentümer ebenso wie die Bauern und die Wirtschaft. Schon jetzt ist die Betriebsansiedelung im Unterinntal durch die Emissionsgesetze erschwert. Das heißt ganz klar weniger Arbeitsplätze in der Zukunft. Und die negativen Auswirkungen auf den Tourismus sind noch gar nicht abschätzbar.“
 
Die Umweltplattform Tiroler Unterland startet nun wieder vermehrt Aktivitäten. Zum nächsten Treffen am Mittwoch, 8. März, um 19 Uhr im Bahnhofsrestaurant Wörgl sind alle Interessierten herzlich eingeladen!
 
Die Umweltplattform Tiroler Unterland setzt auf Expertenwissen: DI. Dr. Clemens Zierhofer, Dr. Michael Riedl und Mag. FH Stanis Schoner wollen die Gemeinden sachlich informieren.
Fotonachweis: Umweltplattform Tiroler Unterland/Veronika Spielbichler