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Sonnenstrom-Bürgerbeteiligungsmodell der Stadtwerke Wörgl: Wörgler Sonnen-Scheine

Stellten die Wörgler Sonnen-Scheine vor: Stadtwerke-GF Helmuth Müller, Nachfolger Reinhard Jennewein, Bürgermeisterin Hedi Wechner und der neue Wörgl - unsere Energie-Programmkoordinator Peter Teuschel (v.l.).

Strom vorab bezahlen mit Wörgler Sonnen-Scheinen

"Die Wörgler Sonnenscheine schaffen eine Möglichkeit für alle Wörglerinnen und Wörgler, die selbst keinen Platz für eine Solaranlage haben, die Vorteile von Solarstrom zu nützen", erklärt Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner die Zielsetzung des Wörgler Sonnenstrom-Bürgerbeteiligungsprojektes, das am 6. Oktober 2010 bei den Stadtwerken vorgestellt wurde.

"Die Wörgler Stadtwerke errichteten bereits mit Eigenmitteln Photovoltaik-Anlagen auf der Volksschule, der Kompostieranlage und dem Umspannwerk West, die nun im Sonnenscheinkraftwerkspark I mit einer Gesamtinvestition von 253.000 Euro zusammengefasst sind", erläutert Stadtwerke-GF DI Helmuth Müller und erläutert, wie die Wörgler Sonnen-Scheine funktionieren: "Die Stadtwerke verkaufen mit den Wörgler Sonnenscheinen Strombezugsrechte. Um 900 Euro inklusive Mehrwertsteuer erhält man 20 Jahre lang eine jährliche Stromlieferung von ca. 450 kWh, was einer Sonnenkraftwerkskapazität von 0,5 kWp entspricht. Das macht den Kunden unabhängig von Strompreisentwicklungen." Der durchschnittliche Jahresverbrauch eines Haushaltes liegt bei 3.500 bis 4.000 kWh. Stromkunden der Stadtwerke mit Sonnen-Scheinen erhalten eine jährliche Gutschrift, die der zuordenbaren, witterungsabhängigen tatsächlichen Solarstromerzeugung entspricht - garantiert sind aber mindestens 400 kWh.

Der durch die Vorauszahlung 20 Jahre lang garantierte Strompreis macht die Investition für Stadtwerke-Kunden interessant. "Die Haushaltsstrompreise in Österreich stiegen von 1999 bis 2009 durchschnittlich jedes Jahr um 2,9 %", rechnet Müller vor. Mit den Sonnen-Scheinen profitiert auch die Umwelt: "Ein Wörgler Sonnenschein entspricht einer CO2-Reduktion von 400 kg pro Jahr."

Die Sonnen-Scheine können an andere Personen weitergegeben werden. Die Stadtwerke geben zudem eine Rückkaufgarantie - wer aus Wörgl wegzieht oder das Strombezugsrecht wieder in Geld umwandeln will, erhält einen Rückkaufspreis entsprechend der Restdauer des Strombezugsrechtes. "Das Konzept ist rechtlich und steuerlich geprüft", erkärt Müller und geht von einer jährlichen Rendite von 4 % für die Kunden aus. Und es bringt auch Vorteile für die Stadtwerke: 130.000 der 253.000 Euro Investitionskosten für den Sonnenscheinkraftwerkspark I können damit hereingebracht werden. Geld, das dann für weitere Anlagen zur Verfügung steht.

Wer sich für die kostengünstige Stromvorauszahlung entscheidet und sein Geld lieber in eine regionale umweltfreundliche Energieversorgung anstatt in unsichere Finanzanlagen bei Banken investieren will, hat mit den Wörgler Sonnenscheinen dazu jetzt die Möglichkeit. Aufgrund der vorhandenen Photovoltaik-Kapazität ist die Auflage allerdings mit 174 Sonnen-Scheinen begrenzt, wobei maximal 8 pro Kunde abgegeben werden, was einem durchschnittlichen Jahres-Haushaltsstromverbrauch entspricht.

Der Sonnen-Schein-Verkauf startete am 1. Oktober und wird bis 31. Dezember 2010 durchgeführt. Die Laufzeit geht von 1. Jänner 2011 bis 31. Dezember 2030. Die außerhalb der 20 Jahre liegenden Erzeugungsmengen werden als "Zuckerl" mit der Abrechnung im April 2011 bereits den Sonnen-Schein-Inhabern gutgeschrieben. Einziger Wehrmutstropfen für die Stadt: Die Wörgler Sonnen-Scheine stehen nur im Stadtwerke-Netz zur Verfügung, nicht im Gemeindegebiet von Bruckhäusl, das durch die Tiwag versorgt wird.

Ausführliche Infos inklusive aller Vertragsbedingungen findet man auf der Website www.unsereenergie.woergl.at. Am Donnerstag, 8. Oktober 2010, findet um 19 Uhr im Tagungshaus Wörgl zudem eine Informationsveranstaltung statt.

Die Wörgler Sonnen-Scheine lehnen sich übrigens durchaus an das Konzept einer energiegedeckten Regionalwährung an und stehen in der Tradition der Freigeld-Aktion, allerdings mit geänderter Zielsetzung: Sorgten die Arbeitswertscheine in der Wirtschaftskrise 1932/33 mit einem Infrastruktur-Bauprogramm für eine Verringerung der Arbeitslosigkeit als Nothilfe, so zielen die Sonnen-Scheine heute darauf, Geld sinnvoll in eine gesicherte, umweltfreundliche und autarke Energieversorgung und damit in regionale Wertschöpfung vor Ort zu lenken.