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Wörgler Grünen präsentierten Vortrag: Stromboje statt Laufkraftwerk

 "80 % der österreichischen Flüsse sind bereits verbaut", informierte Wörgls Umweltreferent Grün-GR Richard Götz einleitend und wies auf weitere Kraftwerksprojekte entlang des Inns hin. So seien bei Kundl/Breitenbach, in Buch bei Jenbach und in den Rietzer Auen bei Telfs weitere Laufkraftwerke von der Tiwag geplant. Vom oft vorgebrachten Argument, der Inn sei eh schon "zerstört", hält Götz nichts und erbrachte mit Fotos vom Inn den sichtbaren Beweis, dass dem nicht so ist. Er plädiert dafür, die 110 km freie Fließstrecke zwischen Imst und Kirchbichl zu erhalten, was nicht gegen eine Nutzung des Flusses für die Stromgewinnung spreche. Diese sei mithilfe der neuartigen Kraftwerkstechnik der Stromboje möglich.

Erfunden wurde das schwimmende Kraftwerk vom Niederösterreicher Fritz Mondl (Bild), der an der Donau lebt. Der Industrie-Designer beobachtete Schiffsbojen, die ihn auf die Idee brachten. So begann er vor Jahren, sich intensiv mit der Aufgabe zu befassen, wie die Fließkraft des Flusses ohne fixe Einbauten für die Energiegewinnung genützt werden kann. Während er bei Wasserkraft-Vertretern damit auf wenig Interesse stieß, entdeckte er bald Analogien zur Windenergie und tastete sich mit zahlreichen Testmodellen im Strömungskanal an die Lösung heran. Nun läuft der Probebetrieb des Prototypes seit vier Jahren erfolgreich in der Donau und die von ihm gegründete Energie-Entwicklungs GmbH Aqua Libre bietet zwei Modelle für die Serienproduktion an.

Die Stromboje hängt an einer 40 Meter langen Kette und schwebt im Wasser, wobei über Wasser im Normalbetrieb nur 20 bis 40 cm der Boje sichtbar sind. Bei Hochwasser bleibt sie unter Wasser und damit von Treibgut unbeeinflusst. Das Wasser fließt in ein Strömungsgehäuse, das mit einem Generator ausgestattet ist. Für den nötigen Unterdruck, der die Strömungsenergie des Wasser bündelt, sorgt der Diffuser. "Dadurch wird die Strömung verdoppelt, was eine achtfache Leistung bedeutet", erklärt Mondl, dem diese Lösung selbst eingefallen ist. Zum Betrieb des Prototypes in der Donau, der seit vier Jahren läuft, baute der Erfinder mit seinem Team ein eigenes Schiff und freut sich über den bisher erfolgreichen Betriebsverlauf: "Wir sind die ersten, die mit unserem schwimmenden Kleinkraftwerk ein großes Hochwasser unbeschadet überstanden haben", so Mondl. Unbeschadet überstehen übrigens auch Fische ein Passieren des zweiflügeligen Rotors, sollten sie überhaupt in den Strömungskanal gelangen: "Wir haben 14 Tage lang ein Schleppnetz befestigt, das täglich geleert wurde - es war kein einziger Fisch drin. Und beim gezielten Einschleusen von Fischen zeigte sich, dass sie den Kanal unverletzt wieder verlassen haben." Als besonders restistent erweist sich der verwendete Kunststoff des Gehäuses: "Polyethylen ist sehr langlebig, schlagfest und besser geeignet als Stahl."

Ein gutes Ergebnis weist der Testbetrieb hinsichtlich der Leistung auf. Mondl: "Mit unserer Stromboje erzielen wir 10 kW pro Quadratmeter, während bei der Windenergie 0,5 kW pro Quadratmeter und bei Gezeitenkraftwerken 3 kW pro Quadratmeter üblich sind." Die Stromboje im Testbetrieb ist 2,5 Meter hoch und 8 Meter lang. Durch die Verankerung in der Schwebe an der Wasseroberfläche wird der Umstand ausgenützt, dass die Fließgeschwindigkeit des Flusses an der Oberfläche höher ist als am Grund.

In Serienproduktion soll die Strom-Boje in zwei Varianten gehen: Mit einem Rotordurchmesser von 150 cm bei einer Länge von 9 Metern mit einer Jahresleistung von 100.000 kWH und bei einem Rotordurchmesser von 220 cm mit 200.000 kWH Jahresleistung. Die Stromboje greift als einziges Kraftwerk nicht in die Natur der Fließgewässer ein und benötigt außer dem Anker am Ufer keine weiteren baulichen Maßnahmen. In der Umsetzung sollten bestenfalls fünf bis zehn Strombojen in Serie eingehängt werden.

Fritz Mondl hat für den Einsatz seiner Erfindung auch ein Projekt für die Donau. Demzufolge könnten im Streckenabschnitt Wachau außerhalb der Schifffahrtslinie Strombojen mit einer Jahresleistung von 100 Millionen kWh installiert werden, was dem Strombedarf von rund 30.000 Haushalten entspricht.

Aqua Libre enwickelte mit der Hydro-Power-Mauer zudem einen stabilen Hochwasserschutz, dessen hydraulischer Auftrieb einen Großteil des Aufbau-, Abbau- und Wartungsaufwandes herkömmlicher Systeme und die damit verbundenen Kosten spart. 

Weitere Infos zur Stromboje auf www.aqualibre.at