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Neue Betreuungsform für Demenzkranke im Seniorenheim Wörgl
vero / 26.03.2011 17:50
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Wörgl  Soziales  Seniorenheim  Senioren  Pflege  Wohnstube  Demenz 

   

Mit einem hausinternen "Tag der offenen Tür" öffnete das Seniorenheim Wörgl die Tür für alle BewohnerInnen zum Kennnenlernen der neuen Wohnstube. Bartl Egger umrahmte mit der Zither die Feierstunde.

„Beschäftigt ihr mich nicht, dann beschäftige ich euch“, mit diesem Zitat beschreibt Pflegedienstleiterin Annemarie Dinkhauser treffend die Problematik. Die Demenz-Erkrankung zeigt sich in unterschiedlichen Formen und stellt das Pflegepersonal vor Herausforderungen. Über alle vier Stationen im Haus verteilt gab es Bewohner, die in der Struktur nicht zurechtkamen. „Sie sind verloren, rufen, laufen herum“, beschreibt Dinkhauser die Auswirkungen - schwierig fürs Pflegepersonal und belastend für die Mitbewohner.

Mit der Wohnstube, die im aufgelassenen Arztzimmer im Parterre für die Tagesbetreuung im Stil von Omas Wohnzimmer eingerichtet wurde, fand die Heimleitung die optimale Betreuungsform. In der Wohnstube halten sich fünf, höchstens sechs Heimbewohnerinnen tagsüber auf und erledigen dabei unter ständiger Betreuung  durch psychiatrisch ausgebildetes  Pflegepersonal Alltagsarbeiten wie Kochen, Abwaschen, Bügeln und Handarbeiten.  Das Mittagsschläfchen auf der Couch, bei dem man sich abwechselt, gehört auch zur gleichbleibendenTagesstruktur. Die konstanten Bezugspersonen bringen Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit.
 
Das Resultat überzeugt schon nach wenigen Wochen: „Im ganzen Haus ist dadurch viel mehr Ruhe eingekehrt – in den Stationen ebenso wie bei den Betroffenen selbst. Hier fühlen sie sich wohl“, so Dinkhauser. Eine Verbesserung, die sich auch beim Medikamentenverbrauch zeigt: „Sie schlafen jetzt viel ruhiger, wir brauchen weniger Tabletten.“ Und positives Echo zur Wohnstube kam nicht nur aus dem Haus, auch von den Angehörigen der Heimbewohner.
 
„Wir wollen keine Demenz-Station im Haus, das ist stigmatisierend“, erklärt Heimleiter Harald Ringer, der nach den ersten sehr positiven Erfahrungen darin die Zukunft sieht: „Diese Betreuungsqualität ist nur in kleinen Gruppen möglich. Unser Ziel ist, kleine Wohneinheiten im Haus zu bilden, integriert in die Stationen.“ Die Fortbildung des Personals dafür läuft, wobei durch die neue Struktur nicht mehr Personal erforderlich ist, da die bestehenden Stationen entlastet werden. Mit dem selbst entwickelten Wohnstuben-Konzept beschreitet das Wörgler Seniorenheim einen neuen Weg in der Betreuung Demenzkranker, vergleichbare Strukturen anderswo sind der Heimleitung nicht bekannt.
 
„Die Wohnstube ist ein richtiger Wohlfühlraum, der vermittelt, zuhause zu sein“, stellte Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner fest und freut sich über das Sponsoring von Mc Donalds. Die Schnellimbisskette hatte angefragt, wo sie sich in der Stadt sozial engagieren könne und nahm den Vorschlag gern auf, den Küchenblock zu spendieren. Geschäftsführer Michael Heinritzi erklärte dann spontan bei der Einweihungsfeier, bei der Diakon Toni Angerer den geistlichen Segen spendete (Bild rechts), dass das Seniorenheim auch noch ein neues Sofa für die Wohnstube anschaffen könne: „Wir wollen der Stadt mit dieser kleinen Unterstützung etwas zurückgeben, das ist ein Herzenswunsch“, so Heinritzi.