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Liebe Schützenkompanien, vor allem liebes Geburtstagskind Sepp Innerkofler Standschützenkompanie, die gleichsam ihren 40. Geburtstag feiert, genauer gesagt, hat er ja schon letztes Jahr am 24. September stattgefunden, aber das große Schützenfest heute bildet für die offizielle Feier ganz sicher einen würdigen Rahmen. Außerdem fand die erste Ausrückung mit Fahnen- und Trachtenweihe ja tatsächlich im Mai 1972 statt. Drei Hauptleute waren bisher mit der Führung unserer Schützenkompanie betraut, Gottfried Riedmüller als Gründungshauptmann , ihm folgte 1992 Peter Huber, der zehn Jahre lang mit großem Einsatz die Kompanie führte, ehe im Jahr 2002 Herbert Reiter unser derzeitiger – und ich darf das sagen – schneidiger Hauptmann gewählt wurde und seither die Geschicke der Kompanie lenkt.

Benannt wurde unsere Schützenkompanie nach dem Bergsteiger und Patrouillenführer der Tiroler Standschützen, Sepp Innerkofler, der im Jahr 1915 im Gebirgskampf gegen die Italiener auf dem Paternkofel den Tod fand.

Lassen Sie mich einen kurzen Abstecher in die Vergangenheit unternehmen, damit die Bedeutung der Schützen im Milizsystem neben dem Militär klarer wird. Das Landlibell, eine Urkunde Kaiser Maximilians I., legte im Einvernehmen mit den Tiroler Landständen fest, dass die Stände zur Verteidigung des Landes Kriegsdienste zu leisten hatten. Die Ausrüstung samt Waffen war von Aufgebot und Landsturm zu beschaffen, sie wurden dabei vom Innsbrucker Zeughaus unterstützt, das Geschütze und Werkzeuge lieferte. Damit war auch das Recht verbunden, dass jeder Wehrfähige eine Waffe tragen durfte. Dies begründete das Schützenwesen, wobei man versuchte, bei Schießwettbewerben an besonderen Festtagen die besten Schützen heraus zu finden und sie in Schützenkompanien einzugliedern. Das Landlibell bildete einen Teil der Tiroler Landesverfassung und regelt somit die Ausgestaltung des Militärwesens.

Seine Gültigkeit und Fortschreibung erstreckt sich bis ins Jahr 1918. Das Landlibell wurde immer wieder den geänderten militärischen und politischen Anforderungen angepasst. 1704 wurden die Schützen als eigene Truppe neben dem Militär geführt. Ab 1736 wurde eine Trennung in Standschützen mit einer intensiven Ausbildung zum Scharfschützen und dem Landsturm als Miliztruppe eingeführt. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 kam dem Schützenwesen keine militärische Bedeutung mehr zu. Die Schützenkompanien haben seither hauptsächlich gesellschaftliche Bedeutung und dienen als Tiroler Schützen der Traditionspflege.

Nun sind die Schützen in der heutigen Zeit ja nicht gänzlich unumstritten. Sehen die einen in den Schützenkompanien mit ihren vielfältigen regionalen Trachten Hüter der Tradition, die Heimatbewusstsein und Heimatverbundenheit vermitteln, so erscheinen sie in den Augen anderer als Anachronismus, als nicht mehr zeitgemäß, die Aufmärsche als leeres Ritual, das in unserer heutigen Zeit keinen Platz mehr hat.

Ihre militärische Bedeutung haben die Standschützen – glücklicherweise - verlieren können. In unseren Breiten leben wir in Frieden seit vielen Jahren, auch dank des Zusammenschlusses vieler europäischer Staaten in der nicht immer geliebten EU. Befremdlich scheint mir allerdings, dass einige Schützenverbände sich offensichtlich immer noch monarchistischem Gedankengut verbunden fühlen. Es muss unser aller Bestreben sein, die Werte der Demokratie hoch zu halten und zu verteidigen. Dabei agierten die Schützenkompanien schon immer nach demokratischen Prinzipien – sie wählten den Hauptmann immer, er wurde aus den Reihen der Mannschaft erkoren und nicht auf Grund hierarchischer Strukturen ernannt.

Zweifellos wirken aber die  Schützen identitätsstiftend, vermitteln Bodenständigkeit als Traditionsvereine, sind Bewahrer überlieferten Gedankengutes und vermitteln für viele Menschen Heimatbewusstsein und das zu einer Zeit, in der Begriff „Heimat" nicht mehr modern scheint und viele Dinge, die früher als wichtig galten, relativ und unverbindlich geworden sind.

In diesem Sinne bedanke ich mich bei unseren Standschützen für ihre Ausrückungen, für die Vermittlung eines starken Heimatbewusstseins und wünsche der Sepp- Innerkofler- Standschützenkompanie alles Gute und viel Erfolg für ihr weiteres Wirken.

Rede von Bürgermeisterin Hedi Wechner