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Rattenberger Schlossbergspiele bringen 2012 Mitterer-Stück "Franziskus - der Narr Gottes"

Pressekonferenz im Malerwinkl in Rattenberg - Regisseur Pepi Pittl, Schlossbergspiele-Obfrau Claudia Lugger und Stückautor Felix Mitterer vor der Sponsorenwand...

"Franziskus ist eine der interessantesten Persönlichkeiten der Geschichte", erklärte Claudia Lugger, Obfrau der Schlossbergspiele Rattenberg, sichtlich fasziniert bei der Pressekonferenz am 9. Mai 2012 und begründete damit die vor Jahren getroffene Entscheidung des Theatervereins, Felix Mitterers "Franziskus - der Narr Gottes" für den Schlossberg zu adaptieren. Nach "Kein Platz für Idioten", den Hutterern und dem Speckbacher arbeitet Mitterer nun das vierte Mal mit den Schlossbergspielen Rattenberg zusammen.

Geschrieben wurde "Franziskus - der Narr Gottes" als Auftragswerk für das deutsche Freilichttheater Ötigheim, wo das Drama 2008 uraufgeführt wurde (Pressestimmen dazu hier). 60.000 Zuseher - 4.000 pro Vorstellung -  besuchten die Aufführungen im Steinbruch, an denen jeweils 500 Darsteller mitwirkten. "Rattenberg ist kleiner und kommt damit dem Franziskus näher", erklärt Mitterer und passte den Stoff für 25 Sprechrollen bei insgesamt rund 50 Mitwirkenden an.

Felix Mitterer beschreibt Franz von Assisi als "jungen Mann aus Assisi, der mit seiner Straßen-Gang das Geld des Vaters ausgegeben hat, bis er spirituell berührt wurde" und sein Leben radikal änderte. Franziskus habe die Kirche nicht kritisiert, nur vorgelebt, wie er Jesu Botschaft verstand. Diese Demut sei der institutionellen Kirche ein Dorn im Auge gewesen. Eine Kirche, die für Franziskus nichts mit der Nachfolge Jesu zu tun hatte, und "ihm wäre auch die Basilika heute nicht recht", so Mitterer, den die bittersüße, nicht ausgelebte Liebesgeschichte zwischen Franz und Klara ebenso berührt wie Franziskus Hingezogensein zur Natur und dessen Ablehnung materiellen Besitzes, der sich auch in der Bekleidung - Kutten ohne Säcke - zeige.

Nicht als Heiligen, sondern als "Revoluzzer" sieht Franz auch Pepi Pittl, der heuer zum neunten Mal am Schlossberg Regie führt: "Der Papst wollte ihn in die Kirche integrieren, um ihn zu kontrollieren." Franziskus - der Narr Gottes sei "kein Heiligenstück, da wird nicht gebetet." Die Theaterversion erzählt Stationen aus dem Leben von Franz von Assisi, der "in seiner Bescheidenheit und Demut selbst nicht mitbekommen hat, wie wichtig er war." So erfährt man, dass Franz von Assisi der Erfinder der Weihnachtskrippe war, bis nach Ägypten reiste und sich einem Kinderkreuzzug aus Köln in den Weg stellte. Auf der  "Cinemascope-Freilichtbühne" am Schlossberg wird auch Franziskus Vogelpredigt in Rom zu sehen sein - allerdings ohne lebendige Tiere. "Das haben wir aufgegeben", so Claudia Lugger, nachdem der Theaterverein Tiertrainer und Tauben via Aufruf gesucht hatte. "Fachleute erklärten uns, dass das so, wie wir es brauchen, nicht funktioniert", erklärte Pittl. Nicht nur die Schlafzeit der Tiere spreche dagegen - "Tauben sind dümmer wie Hühner", so Lugger.

Großes Lob kommt von Autor und Regisseur für die Professionalität, mit der die Darsteller - allesamt ehrenamtlich - ihre Rollen wahrnehmen. Die Proben laufen seit dem Winter, seit rund drei Wochen auf dem Schlossberg, wo das Bühnenbild des Vorjahres für die neue Produktion großteils angepasst werden kann. Premiere ist am Freitag, 29. Juni 2012 (bei Schlechtwetter am 30. Juni), weitere Aufführungen finden bis zum 4. August 2012 statt, Beginn ist jeweils um 21 Uhr. Spieltage: 2., 3., 4., 7., 8., 9.,10., 17., 18., 19., 20., 24., 25., 26., 30., 31. Juli sowie 1.,2.,3.,4. August. Weitere Infos und Kartenvorbestellung auf www.schlossbergspiele-rattenberg.at

Probe-Szene am Schlossberg: Heinz Auer als Franziskus, Wolfgang Niedermayr als Pater und Alois Beck als Ruffino, im Bild rechts Regisseur Pepi Pittl und Autor Felix Mitterer bei der Bühnenbesichtigung - weitere Bilder hier in der Galerie.

Zum historischen Hintergrund (entnommen der Presseaussendung von Mag. Gabriele Grießenböck): Als Sohn aus reichem Haus - ohne theologische Ausbildung - wurde Franziskus zum Begründer der größten Ordensfamilie in der katholischen Kirche. Franz von Assisi gilt heute als größter Heiliger der katholischen Kirche, dabei war er ihr größter Kritiker. Das Spätmittelalter in seiner Hochblüte, es ist die Zeit der Kreuzzüge. Kirchenprunk und tiefste Armut prägten das Bild der Straßen des 13.Jahrhunderts. Traumatisiert vom Gräuel des Krieges wendet sich Franziskus von seinem Besitz ab um sich als Wanderprediger auf die Ursprünge des Christentums zurück zu besinnen. Er versucht die erstarrten Traditionen der Papstkirche aufzubrechen und fordert von ihr die Hinwendung zur Welt und zu den Menschen.

Die Vorbereitungen für "Franziskus - der Narr Gottes" laufen auf Hochtouren - die teilweise aufwändigen Kostüme schneiderte wieder Ria Mair - weitere Fotos zum Stück von Gabriele Griessenböck hier in der Galerie...