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Landeskatastrophenübung 2012: Erdbeben als Übungsannahme

Die Salzburger Pioniere bei der Arbeit: Nicht einmal zwei Stunden benötigten die Soldaten des Österreichischen Bundesheeres, um über den Kaisertalbach bei der Einmündung in den Inn eine Ersatzbrücke zu errichten. Im Zuge der Erdbeben-Katastrophenübung wurde angenommen, dass die bestehenden Brücken zerstört wurden. Die Pionierbrücke 2000 verfügt über eine Spannweite von bis zu 40 Metern und kann eine Last von maximal 110 Tonnen tragen. Die eingespielte Mannschaft besteht aus 15 Soldaten, die die Ersatzbrücke am selben Tag wieder demontierten. Diese Pionierbrücken sind seit 2001 im Einsatz und leisteten bei Katastrophen wie dem Hochwasser im Paznauntal bereits wertvolle Dienste.

Als Übungs-Beobachter rückte auch Fritz Meissel aus Kufstein mit seinem "Mikro-Kopter" aus, der mit dem Mini-Hubschrauber die Video-Kamera funkgesteuert in die Luft gehen lässt. Weitere Bilder von Terrex 2012 hier in der Galerie...

Ersthilfezentrum beim Bezirkskrankenhaus Kufstein - die Übungsannahme: Das BKH Kufstein ist aufgrund der zahlreichen Verletzten nicht nur überfüllt, sondern zum Teil auch stark beschädigt. Direkt neben dem BKH wurde deshalb ein Ersthilfezentrum mit eigener Wasser- und Stromversorgung errichtet. (Fotos: Land Tirol/Berger)

 

Szenario: Die 220 kV-Leitung der Tiwag Netz AG in Kramsach ist unterbrochen. Durch die Aufstellung eines Ersatzgestänges mit Hubschrauberunterstützung soll die der Stromversorgung wiederhergestellt werden. Ein weiteres Szenario: Ein Pkw mit mehreren Insassen ist in den Hochwasser führenden Inn gestürzt. Die Suche mit Booten, Hubschrauber und Tauchern läuft. (Fotos: Land Tirol/Berger).

Zur Bilanz über Terrex 2012 die Medieninformation des Landes Tirol:

„Tirol ist für eine Katastrophe wie ein Erdbeben gut vorbereitet. Die Krisenstäbe auf Bezirks- und auf Landesebene wie auch die Einsatzorganisationen arbeiten hochprofessionell. Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktioniert.“ Diese erste Bilanz zogen LH Günther Platter und Sicherheitsreferent LHStv Anton Steixner nach Ende der dreitägigen Erdbebenübung Terrex. In der Übungsannahme erschütterten Erdbeben bis zu einer Stärke von 6,3 nach Richter den Raum Kufstein/Kiefersfelden und den Raum Reutte/Füssen. Rund 2.000 Einsatzkräfte waren während der vergangenen Tage im Einsatz, um die angenommene Krise zu bewältigen.

„Wir alle nehmen aus der Übung wichtige Erkenntnisse mit“, analysieren Landesmilitärkommandant Herbert Bauer, Herbert Walter vom Zivil- und Katastrophenschutz des Landes und Edelbert Kohler von der Sicherheitsdirektion Tirol. Aufgrund verschiedener Computerprogramme kam es zu unterschiedlichen Lagedarstellungen. „Gerade im Ernstfall ist es aber wichtig, dass alle die gleiche Information haben“, will Walter dieses Manko rasch beheben. Als „ausgezeichnet“ bezeichnet Militärkommandant Bauer die Zusammenarbeit zwischen den militärischen und den zivilen Kräften, obwohl auch hier die unterschiedlichen Kommunikationssysteme das eine oder andere Problem bereiteten.

Im Rahmen der Terrex hat die TIWAG-Netz AG zur Überbrückung einer unterbrochenen 220 kV-Stromleitung ihr Ersatzgestänge erstmals mit einem Black-Hawk-Hubschrauber aufgestellt. „Wir haben festgestellt, dass es einen wesentlichen Unterschied macht, bei welcher Temperatur wir mit dem Hubschrauber arbeiten. Je kühler es ist, desto besser und sicherer lässt sich das Gestänge aufstellen“, resümiert Übungsleiter Paul Falch. Im Ernstfall werde man solche Arbeiten deshalb nach Möglichkeit in die frühen Morgenstunden legen.

Durchaus zufrieden zeigen sich die Freiwilligenorganisationen mit dem Übungsverlauf. „Wir alle haben von der Übung profitiert, auch wenn es eine Herausforderung war, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Woche für eine Übung zu gewinnen“, sind auch die Blaulichtorganisationen vom Erfolg der Übung überzeugt.

 

Welchen Schwerpunkt die nächste Landeskatastrophenübung haben wird, steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass die Terrex – verstärkt durch das tragische Erdbeben in Norditalien – den Wissensstand der Bevölkerung über Erdbeben und die Sensibilität für das Thema wesentlich erhöht hat.

Fakten: Teilnehmende Einsatzkräfte

Landesbehörden und Landesorganisationen

  • Land Tirol mit Landeseinsatzleitung und diversen Abteilungen ca. 50 Personen
  • Militärkommando Tirol/Österreichisches Bundesheer mit ca. 800 SoldatInnen
  • Sicherheitsdirektion Tirol/Landespolizeikommando Tirol und nachgeordnete Polizeidienststellen mit ca. 80 Personen
  • Landesfeuerwehrverband Tirol mit ca. 200 Personen
  • Landesrettungskommando Tirol mit ca. 180 Personen
  • Arbeitersamariterbund Österreich mit ca. 80 Personen
  • Wasserrettung Tirol mit 20 Personen
  • TIWAG-Netz AG mit ca. 65 Personen
  • Leitstelle Tirol mit 4 Personen

Zivile Kräfte gesamt ca. 1.000

Organisationen im Bezirk Kufstein

  • Bezirkseinsatzleitungen in Kufstein (inkl. Stäbe, ExpertInnen, Verbindungselementen) und Gemeindeeinsatzleitungen
  • Österreichisches Bundesheer
  • Bezirkspolizeikommando Kufstein mit Polizeiinspektionen Kufstein, Kramsach
  • Bezirksfeuerwehrkommando Kufstein mit den Feuerwehren Kufstein, Wörgl, Kramsach, Niederndorf, Thhiersee-Landl, Schwoich, Ellmau, Betriebsfeuerwehr Kundl Sandoz
  • Bezirksrettungskommando des Roten Kreuzes mit Ortsstellen
  • Samariterbund Tirol
  • Wasserrettung Kufstein
  • TIWAG-Netz AG
  • Bezirkskrankenhaus Kufstein
  • Hauptschule II Kufstein
  • Feuerwehr Kiefersfelden und Oberaudorf (Bayern)

 

Eingesetztes Material (Auszug)

  • 125 Militärfahrzeuge
  • 150 zivile Einsatzfahrzeuge
  • 8 militärische und zivile Hubschrauber
  • Behelfsbrücken (Pionierbrücke 2000, D-Brücke)
  • Feldlazarett und medizinische Katastropheneinheiten des Bundesheers
  • Trinkwasseraufbereitungsanlagen von Rotem Kreuz und Arbeitersamariterbund
  • Ersatzgestänge der TIWAG-Netz AG plus diverse Sonderfahrzeuge und Autokräne
  • Boote, Jetski
  • Suchhunde