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20 Jahre Kunstverein der Freunde zeitgenössischer Kunst in Kramsache: Vernissage und Katalog-Präsentation

Eine Gironcoli-Skulptur (Bild links) empfängt die BesucherInnen der "Best-Of"-Ausstellung zum 20jährigen Bestehen des Kunstvereins Freunde zeitgenössischer Kunst im Kunstforum Troadkasten in Kramsach, die am Sonntag, 8. Juli 2012 feierlich eröffnet wurde. Im Garten sind auch Arbeiten des Kramsacher Bildhauers und Gironcoli-Schülers Mag. Alois Schild zu sehen (Bild rechts), er ist seit 20 Jahren engagierter künstlerischer Leiter des Kunstvereins.

"Der Verein wurde vor 20 Jahren als Forum für Bildhauer gegründet und ist mittlerweile in den Musik-, Literatur- und Sozialbereich gegangen", erklärt der amtierende Obmann Dr. Martin Seiwald, der im Jahr 2000 die Vereinsleitung von Gründungsobmann Dr. Michael Geiger übernommen hat. Die Aktivitäten der Kramsacher Kunstfreunde binden die Landessonderschule Mariathal ebenso ein wie die Lebenshilfe oder das Flüchtlingsheim in Reith, wobei zu den jährlichen Höhepunkten seit 2007 das Karibu-Fest zählt, das gemeinsam mit Karibu - dem Verein für Sprachen und Kultur unter Mitwirkung von Menschen vieler Nationen auf die Beine gestellt wird und heuer mit rund 800 Besuchern einen neuen Rekord verzeichnete.

"Die Vereinsaktivitäten spiegeln gesellschaftliche Entwicklungen wider", resümmiert Initiator Alois Schild. Der Kramsacher Bildhauer, dessen Familie die Galerieräumlichkeiten im Troadkastn adaptierte und dem Kunstverein kostenlos zur Verfügung stellt, ist seit Beginn künstlerischer Leiter. Frauen in der Bildhauerei griff das Ausstellungsprogramm in der Anfangszeit ebenso auf wie das Thema Ingenieure in der Kunst. Den Horizont erweitern, in vielerlei Hinsicht, auch räumlich auf ganz Europa, Afrika und Asien war ebenso Anliegen wie Kunstschaffende im eigenen Land aufzuspüren und deren Arbeiten der Öffentlichkeit vorzustellen.

Der Katalog: "Vokabelheft für Weltumsegler"

Keine Imageprojekte, sondern Arbeiten mit Substanz - einen Einblick in die 20jährige Ausstellungstätigkeit sowie in Aktivitäten außerhalb der Galerie - vom Skulpturenpark an der Brandenberger Ache bis zur Thematisierung von Minderheiten und Widerstandsprojekten in Erinnerung an die Kramsacher Opfer der NS-Zeit - gibt der druckfrische Katalog "Vokabelheft für Weltumsegler". Allein die Titel von Ausstellungszyklen wie "Wohnzimmer in die Glückseligkeit", "Schwerkraft und Reisefreiheit","Störfaktor Mensch", "Eltern haften für ihre Kinder", "kreuz und quer - Reiselust Europa" oder "Meisterwerke der Regionalgeografie" öffnen Räume für spannende künstlerische Auseinandersetzungen, auf die sich die Kramsacher Kunstfreunde immer wieder gerne einlassen.

Dass die inhaltliche Arbeit gut ankommt, zeigt die beständig steigende Mitgliederanzahl des Kunstvereins, rund 180 an der Zahl. Etliche davon helfen aktiv mit, ob bei der köstlichen Verpflegung des Vernissagenpublikums - da kocht ein ganzes Team - oder bei operativen Tätigkeiten. So unterstützt die Firma Widmann seit Jahren mit kostenlosen Sondertransporten den Kunstverein. Ohne Mithilfe vieler idealistischer HelferInnen und das gute Einvernehmen mit den KünstlerInnen wäre das anspruchsvolle Veranstaltungsangebot bei dem schmalen Jahresbudget von 20.000 Euro (davon 9.000 Euro vom Land, 2.000 Euro von der Gemeinde) auch nicht durchführbar. "Der Geldwert wird durch die ehrenamtliche Hilfe verzehnfacht", sind sich Alois Schild und Obmann Martin Seiwald einig. Den ehrlichen Umgang und dass hier provisionsfrei verkauft werden kann schätzen die Aussteller - darunter auch international bedeutende Künstler - ebenso wie die familiäre Atmosphäre. 

Zu den Einrichtungen des Vereines zählt neben dem Kunstforum Troadkastn der 12.000 Quadratmeter große Skulpturenpark als Ausstellungsareal in der einzigartigen Naturkulisse der Brandenberger Ache, weiters Werkstätten für Arbeitsmöglichkeiten vor Ort für Metall, Holz und Stein, was Künstleraustausch und ortsbezogene Projekte und Symposien ermöglicht. Der "Park der Kontinente" in Kramsach dient zum Aufbau einer Sammlung von Großplastiken in freier Natur von Künstlern der fünf Kontinente.

"Ein großes Anliegen ist die direkte Vermittlung der Kunst zum Publikum, der Einblick in Arbeitsweisen und Werkentwicklungen und die Begegnungsmöglichkeit mit internationalen Kunst- und Kulturschaffenden. Die Projekte sollen nicht als zusammenhangloser Fremdkörper im jeweiligen Arbeitsfeld wirken, sondern immer einen geschichtlichen, kulturellen oder sozialen Bezug zur Region haben und kommunikativ, kritisch und identitätsstiftend sein", lautet die Zielsetzung. Nicht Ausstellungsbetrieb und Kunstverwaltung, sondern lebendiger, inspirierender Begegnungsraum - ein Vorsatz, der vom Kunstverein in den vergangenen zwei Jahrzehnten authentisch umgesetzt wurde.

2013: Unorte in Kramsach

Eine spannende Auseinandersetzung mit "Unorten" in Kramsach kündigt der Kunstverein für 2013 an: "Da gibt es einen Rohbau, der seit 20 Jahren steht. Oder einen alten Munitionsbunker. Wir laden Künstler ein, Unorte zu entdecken und sich damit auseinanderzusetzen", kündigt Alois Schild den nächsten Ausstellungszyklus ab Februar 2013 an und nennt als gutes Beispiel, wie aus einem Unort ein Juwel werden kann, den Skulpturenpark.

Dass der Kunstverein, dessen Wirken über die Grenzen Tirols hinaus anerkannt und geschätzt wird, in Kramsach am richtigen Ort angesiedelt ist, sieht Alois Schild in der kulturhistorischen Bedeutung des Ortes begründet: "Hier gab es im Mittelalter schon die Hagauer Bauhütte zur Verarbeitung des Kramsacher Marmors, dann das Messingwerk, 300 Jahre lang die Glashütte und über Jahrhunderte die Holztrift."

Die Ausstellung ist bis 28. Juli täglich außer Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Juliana und Siggi Haider lieferten den Musikgenuss zur Vernissage (Bild links) - im Bild in der Mitte mit Obmann Dr. Martin Seiwald (links) und Bildhauer Alois Schild. Bild rechts: Gründungsobmann Dr. Michael Geiger, Obmann Dr. Martin Seiwald, Brigitte und Alois Schild.

 

Zur Ausstellungseröffnung kam u.a. auch der Kramsacher Künstler Willi Bernhard (Bild links Mitte). "Family Power" für den Kunstverein: die Familie Schild - von links Gabriela, Brigitte, Alois und Tamara. Kramsachs Vizebürgermeisterin Karin Friedrich würdigte die Arbeit des Kunstvereins bei der Vernissage, hier mit Alois Schild (Bild rechts).

Alois Schild führt durch die "Best-Of"-Jubiläumsausstellung: Zu den Besonderheiten der Kramsacher Kunstfreunde zählen Ausstellungsprojekte mit sozialem Hintergrund. Das Kunstforum Troadkasten bietet auch Platz für kreative Arbeiten von Mitgliedern der Lebenshilfe sowie SchülerInnen der Landessonderschule Mariathal (Bild Mitte und links). Der Jugoslawien-Krieg bildete den Hintergrund dieser Arbeit im Bild rechts.

Regional und international: Arbeiten von Herbert Luger und Willi Bernhard (Bild links und Mitte) bei der Best-Of-Ausstellung. Seit 2011 ist Mamadou Ba aus Senegal, geboren in Mali, Praktikant in Alois Schilds Atelier. Er wohnt im Flüchtlingsheim in Imst und hilft zwei Mal pro Woche in der Werkstatt.

Weitere Bilder gibt´s hier in der Galerie...