Kommentare (0)

Vortragsabend des Obst- und Gartenbauvereines in Wörgl am 5. Juli 2012 mit Rupert Mayr

Der Feuerbrand ist eine meldepflichtige Pflanzenseuche und hat sich heuer im Frühsommer im Raum Wörgl stark ausgebreitet. So wie hier am Winklweg müssen befallene Bäume stark zurückgeschnitten (bis einem Meter unterhalb des Befalls) oder ganz gerodet werden. Beim Vortragsabend des Obst- und Gartenbauvereins Wörgl gingen OGV-Obmann Franz Feiersinger und der Referent Rupert Mayr (Bild rechts von links) auf die aktuelle Feuerbrand-Situation ein.

"Derzeit kommen wir mit der Feuerbrandbekämpfung und Begutachtung in Wörgl schon fast nicht mehr nach", erklärte am 5. Juli 2012 Franz Feiersinger, der als Obmann gemeinsam mit seinem Stellvertreter Wörgls städtischen Feuerbrandbeauftragten Georg Griesser bei der Arbeit unterstützt. "Jeder ist angehalten, seine Obstbäume auf Symptome zu beobachten. Verdorren Zweigspitzen und krümmen sich, ist das meist ein Hinweis auf Befall des Baumes mit der schädlichen Bakterienkultur, die zum Absterben des Baumes führt und durch Insektenflug und Vögel übertragen wird. Mittels Labor-Schnelltest wird vor Ort festgestellt, ob es sich dann tatsächlich um Feuerbrand oder eine andere Pflanzenkrankheit wie die Monilia-Fäule oder Pilzbefall handelt. 

Betroffene Bäume müssen gerodet bzw. fachgerecht beschnitten werden, um ein weiteres Ausbreiten der Pflanzenseuche zu verhindern. Befallen werden davon Apfel, Birne und Quitte, aber auch Ziergehölze wie Cotoneaster sind Wirtspflanzen. Letztere darf seit Inkrafttreten des Feuerbrandgesetzes vor 12 Jahren im Handel nicht mehr verkauft werden.

Wirksame Spritzmittel sind nur im Erwerbsobstbau erlaubt - in Tirol bei 23 Obstbauern. Aufgrund der extremen Bienengiftigkeit von Stretomycin verzichten aber viele darauf. "Wenn dieses Mittel angewandt wird, müssen Bienen aus dem Umkreis von sechs Kilometern entfernt werden", erklärt Rupert Mayr. In Freiburg im Breisgau in Deutschland wurde diese Vorschrift einmal nicht berücksichtigt - mit dem Resultat, dass tausende Kilogramm Honig als Giftmüll entsorgt werden mussten. Dass es hier strenge Kontrollen gibt, begrüßt Mayr, der für ein generelles Umdenken hin zu biologischem Landbau unter Verzicht auf chemische Spritzmittel und Düngemittel plädiert.

Betroffenen Bauern und Hobbygärtnern rät er, nicht aufzugeben. Birnbäume müssten bei Feuerbrandbefall in der Regel komplett entfernt werden, Apfelbäume ab einem Alter von 10, 12 Jahren würden den Rückschnitt aber meist verkraften und dann immun werden: "Wichtig ist früh genug und richtig schneiden, die offenen Stellen einstreichen, um eine Neuinfektion zu verhindern." Müssen Bäume gerodet werden, so können durchaus wieder neue im Obstanger oder Garten gesetzt werden, allerdings sollten sie nicht an der gleichen Stelle gepflanzt werden. Kirschen, Zwetschken oder Pflaumen seien am gleichen Ort kein Problem, da diese nicht befallen werden.

Wer in seinem Obstbaumbestand Feuerbrand entdeckt, muss die Erkrankung bei der Stadt melden, zuständig ist Georg Griesser. "Wer selbst ausschneidet, darf das befallene Pflanzenmaterial an Ort und Stelle verbrennen", erklärt Franz Feiersinger. Wer selbst dazu nicht in der Lage ist, kann den Maschinenring beauftragen. Der städtische Bauhof bietet zwei Mal wöchentlich eine Abholaktion an, wobei das befallene Holz zum Deponieplatz beim Schadlhof gebracht und dort verbrannt wird. "Vor einigen Jahren war die Wildschönau stark betroffen, dort mussten 350 Bäume gerodet werden", so Feiersinger, der an alle Gartenbesitzer und Bauern appelliert, die Augen offen zu halten und bei Feuerbrand-Verdacht gleich die notwendigen Schritte zu setzen.

 

Rupert Mayr (http://www.rupertmayr.at) aus Niederndorf leitete bis 2009 die Landhauptschule Niederndorf, ist erfahrener Imker und erfolgreicher Buchautor, Landesobmann der 113 Tiroler Obst- und Gartenbauvereine mit 18.000 Mitgliedern und stellte sein umfangreiches Fachwissen auch beim Vortrag für den Obst- und Gartenbauverein Wörgl über Humus, Kompost und gesundes Bodenleben gern zur Verfügung.

Gesundheit aus lebendigem Boden

Den eigenen Garten sieht Rupert Mayr als Mosaikstein der Lebensqualität und Grundlage der eigenen Gesundheit durch die Herstellung von Lebensmitteln aus belebtem Boden. Ein wichtiger Baustein dazu ist die richtige Bodenbehandlung und Bearbeitung, zu der das Mulchen und Kompostieren zählen. "Die Mikrobiologie ist entscheidend für die Gesundheit", so Mayr. 

Die industrielle Landwirtschaft mit dem Einsatz chemischer Pflanzenschutz- und Düngemittel ist Ursache dafür, dass die Bodenmikrobiologie vielfach nicht mehr intakt ist. Seit 1900 sei der Ertrag im Getreideanbau um 230 % gesteigert und damit die Ernährungslage der Menschheit verbessert worden - doch in vielen Bereichen sei übers Ziel geschossen worden.  

Im Hausgarten lehnt Rupert Mayr die Anwendung von Spritzmitteln und Gift gänzlich ab und rät zu biologischer Schädlingsbekämpfung, etwa Laufenten gegen die Schneckenplage, wobei diese möglichst auch in den Nachbargärten einziehen sollten. "Für die Enten sind vor allem die Schneckeneier eine Delikatesse", so Mayr. "Bis wieder der Normalzustand herrscht, dauert es aber ein Jahr." Wer Schnecken einsammelt, dem empfiehlt Mayr eine Schneckenfalle - ein mit Wasser vollgesogenes, unbehandeltes Holzbrett im Garten auslegen, darunter versammeln sie sich dann gerne.

Probleme mit Schädlingen seien oft selbst verursacht, so Mayr: "Drahtwürmer entstehen bei Fäulnis im Boden, wenn Mist eingegraben wird. Und Dickmaulrüsselkäfer tauchen dort auf, wo regelmäßig Rindenmulch ausgebracht wird." 

Die Basis für einen gesunden Boden könne mit richtigem Kompostieren gelegt werden. Mayr verzichtet dabei auf Behälter: "Wichtig ist, dass der Komposthaufen Bodenkontakt mit der Erde hat." Beim neu Aufsetzen einer Kompostmiete sollte mit reifem Kompost "geimpft" werden, um das benötigte mikrobiologische Bodenleben einzubringen.

Frische Küchenabfälle und möglichst vielfältiger Pflanzenschnitt mit Kräutern gehören auf den Kompost, wobei Mayr  Orangen- und Bananenschalen ebenso wie Fleischreste und Rasenschnitt nicht verwendet. Zur Qualitätsverbesserung sollte immer wieder Biolit-Gesteinsmehl mit eingestreut werden. Effektive Mikroganismen können ebenso helfen, die richtige Biologie in Gang zu bringen. Wenn diese passt, sei eine weitere Zugabe nicht mehr notwendig. Wichtig sei die Pflanzenvielfalt im Kompostmaterial, wobei Kräuter hier zu einer Qualitätsverbesserung beitragen - sie unterstützen nicht nur die Gesundheit beim Menschen, sondern auch im Boden.

Beginnt der Komposthaufen zu dampfen - bei 50, 60 Grad C - sollte er umgesetzt werden. Der Reifungsprozess dauert je nach Witterung ein bis eineinhalb Jahre. Der Komposthaufen sollte dabei immer bedeckt werden - mit Mulchmaterial, Heu im Winter oder Kürbis- und Zucchini-Pflanzen im Sommer. Ausgebracht werden soll dann nur reifer Kompost - dunkles, lockeres Material. Wichtig dabei: Nicht eingraben, sondern oberflächlich ausstreuen - ein Kübel voll reiche dabei für 10 Quadratmeter.

Abdecken gilt auch für offene Humusflächen im Garten, wozu außer Mulchmaterial auch Gründüngung verwendet werden kann. Darunter versteht man den Anbau von Pflanzen, wobei sich Phacelia, Wintergetreide oder Klee besonders gut eigne, von Senf rät Rupert Mayr ab.

Mit anschaulichen Beispielen vom eigenen Hausgarten beschloss Rupert Mayr seinen informativen Vortrag, der ein Plädoyer für die Vielfalt darstellte. Vielfalt, die der eigenen körperlichen und seelischen Gesundheit mehrfach zu Gute komme - in Form von gesunden Lebensmitteln wie auch der entspannenden Tätigkeit im Garten. Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen will, erhält wertvolle Tipps in der Gartenfibel Kompostieren, herausgegeben von der Landwirtschaftskammer Tirol (www.gruenes-tirol.at) sowie im Buch "Gartenfreude Bienenfleiß" von Rupert Mayr, einem Gartenbuch aus ganzheitlicher Sicht.