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Galerie am Polylog: Finissage der Pflanzen-Ausstellung und Buchpräsentation "Plenarsäle" am 14.12.2012

Ein interessiertes Pulikum fand sich zur Buchvorstellung des Fotobandes "Plenarsäle" zum Abschluss der Eröffnungs-Ausstellung "Pflanzen" in der neuen Galerie am Polylog in Wörgl ein. Die von Ausstellungsbesuchern mitgebrachten Pflanzen konnten an dem Abend wieder abgeholt werden. Bild rechts: Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner, Fotograf David Steinbacher, Univ.Prof. Dr. Manfred Kienpointner und Bgm. Hedi Wechner bei der Buchpräsentation.

19 Plenarsäle, in denen österreichische Abgeordnete sitzen oder die an Tirol angrenzen - das war das Kriterium für die Auswahl, die der Wörgler Fotograf David Steinbacher in seinem Fotoband "Plenarsäle" mittels Panoramafotografie in ungewohntem Blickwinkel zeigt. Zwei Jahre war er mit der Kamera unterwegs. Die Idee dazu kam ihm durch die Technik der Panoramafotografie. "Parlamentsräume sind immer symmetrisch", erklärt Steinbacher, den die Architektur ebenso interessierte wie das Flair, das die Säle ausstrahlen. Wo hat er sich bei seiner Tour quer durch Europa am wohlsten gefühlt? "Meine Lieblingssäle sind in Vorarlberg und Trient", so Steinbacher. Am schwierigsten einzufangen war der EU-Parlament-Tagungssaal in Straßburg: "Das war am schwierigsten zu organisieren." Der Blick in den Plenarsaal des Tiroler Landtages war der naheste, der weiteste jener ins EU-Parlament in Brüssel.

Welche Mentalität steckt hint er der Architektur? Wie ist es, dort zu arbeiten? Statements dazu holte sich David Steinbacher u.a. vom Politologen Anton Pelinka, der unter dem Titel "Tribüne und Arena, Paläste und Schaufenster" seine Gedanken zu den Aufgaben parlamentarischer Plenarsäle zu Papier bringt. Gabriele Wagner schreibt über die Gestaltung der Säle, Maria Wopfner und Manfred Kienpointner erörtern die Frage "Parlamentsräume - Räume für den demokratischen Diskurs?" Zudem geben vier Politiker mit persönlichen Statements ihre Erfahrungen wieder, wie dort gearbeitet wird.

Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner lernte das Wiener Parlament als Nationalratsabgeordnete kennen und stellte angesichts der Fotografie fest, dass ihr der Saal in dieser Sichtweise fremd erschien. "Wirklich schön sind sie nur, wenn sie leer sind", meinte Wechner und wies auf die Entstehungsgeschichte der Säle hin. Die Säle seien ein Anspruch an Macht, sich einen Saal leisten zu können war wenigen vorbehalten. Säle spielen auch in der Mythologie eine Rolle.

Den Bezug der Buchpräsentation zur Ausstellung "Pflanzen" in der Galerie am Polylog sah Puchleitner in zweifacher Weise. Der Künstler sei mit Wörgl eng verbunden, absolvierte hier auch seien Fotografenlehre. David Steinbachers Arbeiten waren bisher auf Ausstellungen u.a. in Wien, Salzburg und Amsterdam zu sehen und wurden mehrfach ausgezeichnet, Steinbacher war auch Kulturpreisträger der Stadt Wörgl 2004. Den zweiten Bezug leitete Puchleitner aus Senecas Zitat "Jede Kunst ist Nachahmung der Natur" ab, da der vorliegende Fotokunstband die Wirklichkeit widerspiegle und diese ästhetisiere.

Als Einladung zur Reflexion über Demokratie fasste Univ.Prof. Dr. Manfred Kienpointner (Bild links) das Buch "Plenarsäle" auf und griff dazu Gedanken von Anton Pelinka auf. Weltweit gäbe es zwei Typen von Plenarsälen: Den halbrunden, zur Zeit der französischen Revolution entstandenen Versammlungssaal und als Gegenstück dazu das britische Parlament, in dem sich Regierung und Opposition gegenüber sitzen. Welche Auswirkung hat die Gestaltung auf die Sicht der Parteien und das Volk? Sind diese Säle Orte der Demokratie?

Der Tiroler Landtagssaal war es anfangs jedenfalls noch nicht - lang waren hier nur Adelige und Besitzbürgertum vertreten. Und bis zum Frauenwahlrecht nach dem 1. Weltkrieg waren in vielen Sälen nur Männer anzutreffen. "Haben wir heute die perfekte Demokratie? Weit gefehlt", erklärte Kienpointner. Nur 28 % der österreichischen Parlamentarier seien Frauen, und das 100 Jahre nach dem Frauenwahlrecht. In Europa seien 35 % der Abgeordneten Frauen. Das EU-Parlament leistet sich einen umfangreichen Übersetzungsdienst, da die Debatten aktuell in 23 Sprachen übersetzt werden. "Das kostet pro EU-Bürger ein paar Euro pro Jahr, ist aber Voraussetzung für Gleichheit", so Kienpointner und zog abschließend die Schlussfolgerung, dass die Demokratie weiterentwickelt werden muss.

Beeindruckt von Besucherstrom und Rahmenprogramm bei der Eröffnungsausstellung Pflanzen zeigte sich abschließend Kulturreferent Johannes Puchleitner. Die Galerie war an drei Wochentagen geöffnet, die Besucherstatistik weist bei der Eröffnung 93 Gäste, bei der laufenden Ausstellung rund 150 Besucher und bei den Veranstaltungen rund 140 BesucherInnen in der Galerie aus. Zufrieden damit ist Kurator Mag. Günther Moschig, der sich über "ein gutes Presse-Echo" freut und sich noch mehr "Laufkundschaften" während der Öffnungszeiten wünscht. Im Jahr 2013 sind bereits drei weitere kuratierte Ausstellungen geplant. "Angetan von der Galerie ist auch Landesrätin Beate Palfrader, sie wird die nächste Ausstellung mit Werken von Claudia Hirtl eröffnen", kündigt Puchleitner an.

Weitere Bilder von der Buchpräsentation "Plenarsäle" hier...