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Pressekonferenz der Wörgler Grünen am 21.2.2013

 

Animation zum Shared Space in der Wörgler Bahnhofstraße von den Wörgler Grünen.

"Dass die vorgeschlagene Mini-Fußgängerzone riesige Emotionen entfacht war klar - aber sie ist absolut nicht zielführend",ist GR Richard Götz einer Meinung mit seinen Fraktionskollegen bei den Wörgler Grünen. Nachdem die Grünen schon immer für einen gestalteten Freiraum für nicht motorisierten Verkehr in der Bahnhofstraße eintraten, beschäftigten sie sich in letzter Zeit nochmals mit der Thematik und entdeckten im "Shared Space"-Konzept eine praktikable Lösung, in der sie Vorteile für alle Verkehrsteilnehmer orten.

"Der Straßenraum wird zu einer gemeinschaftlich genutzten Begegnungszone", erklärt Götz. "Die Autos sind nicht ausgeschlossen, allerdings sollen die oberirdischen Parkplätze aufgelassen werden und nur mehr Halten erlaubt sein", ergänzt Mey. So bleibt die Durchfahrtsmöglichkeit durch die Bahnhofstraße erhalten, auch für die Busse, denn eine Unterbrechung und das damit Umleiten des Verkehrs am Gesundheitszentrum und Seniorenheim vorbei sowie durch Wohngebiet sei keine Lösung. Mit dem Shared Space-Prinzip wäre auch die Liefertätigkeit wie bisher möglich.

Was den Verkehrsfluss betrifft, so gelte die Rechtsregel und Schritttempo. Ein weiterer Vorteil wäre die Entschilderung der Bahnhofstraße und eine ansprechendere Gestaltung des Straßenraumes. "Rund um die Bahnhofstraße stehen ausreichend Tiefgaragenplätze zur Verfügung. Wenn Parken in der Bahnhofstraße nicht mehr möglich ist, fällt auch der Parkplatz-Such-Verkehr weg", erklärt Mey. "Wenn die öffentlichen Parkplätze oberirdisch wegfallen, reduziert sich das Verkehrsaufkommen um 30 bis 40 Prozent", ergänzt Götz. Der Angst vor Kundenverlust halten die Grünen entgegen, dass "der Verkehr kein potentieller Kunde ist - das Auto geht nicht einkaufen." Und die Kunden seien es auch jetzt schon gewöhnt, von den Tiefgaragen aus zu fuß in die Einkaufsstraße zu gehen. Derzeit sei ein Parkleitsystem in Ausarbeitung, das auf bestehende Parkmöglichkeiten hinweisen wird.

Wie das Miteinander aller Verkehrsteilnehmer geregelt wird - etwa ob die Einbahnregelung so bleibt -  sei Sache eines gemeinsam erarbeiteten Prozesses. "Shared Space-Konzepte müssen individuell angepasst werden", so Mey. Die Grünen setzen dabei auf die Einbindung aller Betroffenen ebenso wie von Verkehrsexperten und weisen auf einen weiteren Vorteil hin: "Damit wäre die Bahnhofstraße dann komplett barrierefrei."

Die Shared-Space-Zone in der nördlichen Bahnhofstraße sehen sie als Testphase für eine mögliche Ausweitung des Konzeptes auf die Speckbacherstraße. "Die Problematik der Radfahrer, die ständig gegen die Einbahn fahren, war Ausgangspunkt für die Überlegung, eine Shared Space Zone einzurichten", erklärt Christine Mey. Da in der Speckbacherstraße aber das Busaufkommen wesentlich höher sei, wolle man erst im Bahnhofsstraßenabschnitt nördlich des Polylogs das Konzept ausprobieren.

Als Ärgernis sehen die Wörgler Grünen das Verkehrsgutachten, das durch den Stadtrat für die Mini-Fußgängerzone bereits in Auftrag gegeben wurde und rund 8.500 Euro kosten soll. "Wir haben davon aus der Zeitung erfahren", so Götz, und Atzl meint: "Mir ist nicht klar, wozu man ein sündteures Verkehrsgutachten für eine Mini-Fußgängerzone in der Größe einer Penthouse-Wohnung braucht. Es ist Schwachsinn, den Verkehr am Seniorenheim und am GZW vorbeizuleiten - und dass dieser auf alle Fälle mehr wird, dazu brauche ich kein Gutachten."

"Diese Mini-Fußgängerzone bringt keine Verkehrsberuhigung für die Gesamtsituation", sagt Götz, während das in den 1990er Jahren von Holländern entwickelte Shared Space-Konzept eine verkehrsberuhigende und -reduzierende Maßnahme für die gesamte Einkaufsstraße zwischen Stadtplatz und Bahnhof sei.

Hintergrund-Info zu Shared Space:

Straßen, Wege und Plätze werden als Lebensraum aufgefasst, der von allen Mitgliedern der Gesellschaft geteilt und gemeinsam gentuzt wird. Dieser Lebensraum soll so eingerichtet und gestaltet sein, dass er zu einem Ort der menschlichen Begegnung, der Kommunikationund des sozialen Umgangs wird. Dieser Raum wird nicht durch Ampel, Verkehrsschilder, Fußgängerinseln und andere Barrieren organisiert, sondern durch die Möglichkeit der Verständigung aller Verkehrsteilnehmer. Um den öffentlichen Raum neu und bewusst in Szene zu setzen, sind nicht nur neue Entwürfe und Verkehrskonzepte gefordert, sondern auch neue Planungs- und Entscheidungsprozesse. An diesen Prozessen müssen alle beteiligten Akteure von Anfang an mitarbeiten, um mit Unterstützung von ExpertInnen in einem konsequenten Partizipationsprozess einen einen qualitätvollen Konsens über ein lebendiges Leitbild für den öffentlichen Raum zu erzielen.