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Infomesse zum KW Egerndorf am 22.2.2013 im Vereinsheim des FC Bruckhäusl

Mangels geeignetem Wirtshauses in Bruckhäusl wurde das Kraftwerk Egerndorf in der Kantine des Vereinsheimes des FC Bruckhäusl vorgestellt. Stadtwerke-Geschäftsführer Mag. (FH) Reinhard Jennewein (Bild Mitte), selbst Mitglied des Fußballclubs und in Bruckhäusl aufgewachsen, präsentierte das Projekt, mit dem die Stadtwerke Wörgl erstmals eine PPP - private public partnership eingehen. Anwesend war auch Egon Dietrich von der Privatstiftung, die den Kraftwerksbau mitfinanziert (rechts Bild in der Mitte).

Zur Präsentation des Kraftwerksprojektes im Vereinsheim des FC Bruckhäusl brachte Stadtwerkegeschäftsführer Reinhard Jennewein Gutachter im Projektteam auch Gutachter und Planer mit, die der Bevölkerung Rede und Antwort standen. Die Stadtwerke Wörgl GmbH planen gemeinsam mit der Egon Dietrich Privatstiftung um 12 Millionen Euro die Errichtung eines Ausleitungskraftwerkes an der Brixentaler Ache mit einer Jahresstromerzeugung von rund 8,5 kWh, was dem Strombedarf von 2.600 Haushalten entspricht. Der Strom soll direkt ins Netz der Stadtwerke Wörgl eingespeist werden.

In der wasserrechtlichen Vorprüfung bekam das Projekt grünes Licht. Nach Gründung der Kraftwerk Wörgl GmbH im Mai 2012 liegt nun seit 18. Jänner 2013 die Einreichplanung vor, die zur wasserrechtlichen Bewilligung beim Land eingereicht wurde und Energiegewinnung mit Freizeitnutzung kombinieren will. „Das Kraftwerk Egerndorf wird als Schaukraftwerk gestaltet. Zudem wird bei der Wasserfassung des Wehrs im Bereich der jetzigen Pegelmessstelle eine neue Fuß- und Radwegverbindung über die Ache errichtet. Die Wasserrückgabe wird als Entspannungszone gestaltet“, informierte Jennewein. Mit dem Baubeginn rechnen die Stadtwerke Ende 2014 während der Niedrigwasserperiode, die Inbetriebnahme ist 2016 geplant.

Projektdetails erläuterte die Fachplanerin DDI Regina Mayer. Die mit zwei Wehrklappen ausgestattete Wehranlage staut das Wasser 2,7 Meter hoch auf einer Länge von 220 Metern, das Bachbett wird auf einer Länge von 150 Metern eingetieft. Zusätzlich zur Stromgewinnung im Krafthaus wird bei der Wehranlage mit einer Wasserkraftschnecke elektrische Energie erzeugt. Ein neuartiges Entsandersystem bringe zudem Vorteile für die Gewässerökologie. „Durch die Neugestaltung des Bachbettes oberhalb der Stauwurzel mit Holzpiloten und Steinspornen wird  ebenfalls eine Strukturaufwertung erzielt“, erklärte der Gewässerökologe Mag. Richard Schwarzenberger, der die Wasserentnahmemengen berechnete, die jahreszeitlich angepasst werden.

„Grundsätzlich begrüßen wir den Kraftwerksbau, aber vorher muss die Sicherheit der Bevölkerung hinsichtlich des Grundwassers sowie bei Hochwasser gewährleistet sein“, meldete Kirchbichls Bürgermeister Herbert Rieder Bedenken an. Aufgrund der Grundwasserproblematik sei auch die Bruckhäusler Umfahrung auf Wörgler Seite gebaut worden. „Die Zustimmung vom Gemeinderat gibt es nur, wenn eine Garantieübernahme seitens Wörgl da ist, dass in punkto Wasser nichts passieren kann.“

Experten gaben Auskunft - von links Fachplanerin DDI Regina Mayer, der Gewässergeologe Mag. Richard Schwarzenberger und der Geologe Dr. Bernd Imre.

„Welche technischen Maßnahmen sind geplant, um einen Anstieg des Grundwassers zu verhindern? Und wie wird jetzt der Istzustand festgestellt?“ wollte Thomas Gasteiger, Obmann der Bürgerinitiative Bruckhäusl aktiv wissen. „Entlang des Stauraumes werden 8 Meter tief Stahlspundwände eingebaut, die ein Ausfließen des Wassers aus dem Stauraum verhindern. Unter dem Wehr wird die Sohle eingetieft. Das Grundwasser sickert ins Bachbett. Da das Gefälle durch die Eintiefung erhöht wird, zieht das Bachbett mehr Wasser ab als jetzt“, erläuterte der Geologe Dr. Bernd Imre die geplante Vorgangsweise, die einen Konsens aus den Interessen der Landwirtschaft nach ausreichend Grundwasser und der Häuslbauer nach trockenen Kellern sei. Aus geologischer Sicht sei der Standort des KW Egerndorf deutlich günstiger als jener des Tiwag-Kraftwerkes Langkampfen, mit dessen Grundwasserproblematik das KW Egerndorf nicht zu vergleichen sei. Im Inntal sind die Schotterschichten wesentlich mächtiger, während der Bruckhäusler Talboden unter weniger dicken Schotterschichten eine dichte Lehmschicht aufweise.

Wenig zufriedenstellend für die Anrainer erwies sich dann die Auskunft betreffend die Erfassung des Ist-Zustandes, in die die Daten des Baues der Bruckhäusler Umfahrung eingeflossen sind. „Zwei Messpunkte links und rechts der Ache sind nicht ausreichend, es braucht mehr Pegelmessstellen“, bekräftigte auch Bürgermeister Rieder, der auf laufende Messungen vor Kraftwerksbau zur Beweissicherung drängt. Weitere Geländesondierungen seien nur auf Wörgler Seite erfolgt, nicht in Kirchbichl, lautete ein weiterer Kritikpunkt. „Die Botschaft ist angekommen, es ist uns wichtig, unsere Hausaufgaben zu erfüllen“, betonte Stadtwerkegeschäftsführer Jennewein und bot an, mit der Bürgerinitiative im Austausch zu bleiben und laufend über neue Erkenntnisse und den Planungsstand zu informieren.

Bei der Infomesse wurden von Bruckhäuslern und Bürgermeister Herbert Rieder Bedenken wegen des Grundwassers vorgebracht (Bild links und Bild Mitte). Bild rechts: Stadtwerke-GF Mag. (FH) Reinhard Jennewein, Egon Dietrich, Bürgermeisterin Hedi Wechner, Bürgermeister Herbert Rieder und KW Egerndorf Projektleiter Franz Sollerer von den Stadtwerken Wörgl.

Eine weitere Bürgeranfrage formulierte Josef Horndacher: „Warum arrangierte man sich nicht mit der Tiwag und baut die Druckrohrleitung bis zum Kraftwerk Bruckhäusl?“ Die Kraftwerkskette sei allerdings aus technischen Gründen nicht realisierbar: „Die 2,80 Meter Druckrohrleitung hat im Ortsbereich von Bruckhäusl leider weder links noch rechts von der Ache Platz, so bleibt nur die Neufassung“, erklärte Jennewein.

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