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LA21 Bruckhäusl aktiv und Wörgler Stadtwerke luden zum Infoabend übers Kraftwerk Egerndorf

Beobachteten am Sonntag den Rückgang der Pegelstände in der Messstation Bruckhäusl: Ebnerbauer Johann Ebner, Stadtwerke-GF Reinhard Jennewein, Anrainer Klaus Mair. Am 4. Juni 2013 luden Projektleiter Franz Sollerer, Hydrogeologe Dr. Gerd Gasser, Stadtwerke-GF Reinhard Jennewein und Kraftwerksbeteiligter Egon Dietrich zum offenen, transparenten Dialog (Bild Mitte v.l.). Dr. Gerd Gasser brachte Aufzeichnungen von Hangwasserzuflussmessungen mit.

Die Stadtwerke Wörgl wollen gemeinsam mit der Dietrich Privatstiftung in Bruckhäusl das Wasserkraftwerk Egerndorf errichten. Bei der Infomesse im Frühjahr zur Projektvorstellung wurden erste Bedenken der Anrainer im Bereich Kirchbichler Boden laut, die ein Ansteigen des Grundwasserspiegels sowie eine Gefährdung bei Hochwasser durch Verklausen der Wehranlage befürchteten. Beides will die Kraftwerk Wörgl GmbH vor Baubeginn ausschließen können: „Der Kraftwerksbau soll weder die Grundwasser- noch die Hochwassersituation beeinflussen. Wir können selbst keine zusätzliche Gefährdung für die Bevölkerung oder die Betriebe verantworten“, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard Jennewein, der die Details des Kraftwerksprojektes erläuterte. „Wenn wir das nicht schaffen, lassen wir das Kraftwerk.“

Ob das realistisch machbar ist, sollen jetzt weitere hydrogeologische Untersuchungen zeigen. Ohne verfahrensrechtliche Notwendigkeit wurde damit der erfahrene Tiroler Hydrogeologe Dr. Gerd Gasser beauftragt, der bereits seit 1996 in diesem Raum tätig ist und im Zuge der Deponie Riederberg sowie des Baues der Umfahrung Bruckhäusl die begleitenden Untersuchungen vornahm. Das erste geologische Gutachten von Dr. Bernd Imre und Mag. Silvia Aichholzer wurde vom Landesgeologen Dr. Werner Thöny als „plausibel und nachvollziehbar“ bewertet und kommt zum Schluss, dass der Standort aus geologischer Sicht „vorteilhaft bis überdurchschnittlich vorteilhaft“ ist.

„Die Beweissicherung soll die Grundwasserstände sichtbar machen“, erklärt Gasser und betont, dass die Situation aufgrund des inhomogenen geologischen Untergrundes nicht mit dem Inntal vergleichbar ist. „Der natürliche Schwankungsbereich des Grundwasserstandes beträgt hier bis zu vier Meter. Wenn die Messungen zeigen, dass nicht mindestens ein Flurabstand von einem Meter vorhanden ist, sind technische Änderungen am Kraftwerksprojekt nötig.“

„Zur Regulierung des Grundwasserstromes sind Spundwände im Unter- und Oberwasserbereich des Kraftwerkes vorgesehen, zudem wird die Sohle der Ache bis zu 2,7 Meter abgesenkt“, erklärte Projektleiter Franz Sollerer. Die Entfernung der jetzt im Wehrbereich vorhandenen Sohlschwelle wirke sich auch im Hochwasserfall günstig aus: „Die Walze wird rausgenommen“, so Jennewein. Bei Hochwasser werden beide Wehrklappen automatisch durch den Wasserdruck abgesenkt, Wasser und mitgeführte Schwimmstoffe können durch das 19 Meter breite Wehr laut Computersimulation ungehindert abfließen. Jennewein: „Eine Wehrklappe kann schon ein hundertjähriges Hochwasser abführen.“

 

Bedenken der Anrainer hinsichtlich Grundwasser- und Hochwasserproblematik brachten u.a. Albert Feiersinger sowie Johann Ebner junior und senior (Bild links v.l.) vor, die auf die schlechten Erfahrungen der Bruckhäusler mit Behörden und Gutachten bei der Mülldeponie Riederberg hinwiesen und damit die skeptische Grundhaltung der Bevölkerung erklärten. Bild Mitte: Nehmen Anregungen und Bedenken ernst: Projektleiter Franz Sollerer, Hydrogeologe Dr. Gerd Gasser und Stadtwerke-GF Reinhard Jennewein.

„Was ist, wenn sich am Mittelpfeiler Holzstämme oder Wurzelstöcke verfangen und das Wehr verklaust?“ wurde als Einwand von Anrainern vorgebracht. „Das Kraftwerk wird so gebaut, dass sich das Holz am Rand nicht einhängen kann. So wird es durchgespült“, erklärte Sollerer. „Wenn ein Anstieg des Wasserspiegels eintritt, sind sofort Personal und Geräte da“, so Jennewein, der sich beim Hochwasser am Sonntag selbst ein Bild vor Ort machte und beeindruckt meinte: „Wahnsinn, was da daher donnert. Wir denken über den Mittelpfeiler nach, es geht auch ohne. Allerdings haben zwei Klappen auch Vorteile.“ Das gilt es jetzt abzuwägen. Ein Anrainer sah die Gefahr der Verklausung allerdings nicht in erster Linie beim Kraftwerk: „Bevor die Baumstämme beim Wehr sind, bleiben sie eher bei der Brücke im Ortszentrum hängen.“

 „Das Wasserkraftwerk ist eine Supersache, aber das Drumherum muss passen“, brachte der Jungbauer Johann Ebner die Stimmung der Bevölkerung in Bruckhäusl beim Infoabend zum geplanten Kraftwerk Egerndorf auf den Punkt. Dazu gehöre die Feststellung, ob der bestehende Grundwasserkanal auf Kirchbichler Seite ausreiche, um das Hangwasser abzuleiten. Auch das soll jetzt mit Messungen festgestellt werden. Bei der Auswahl der Sondenstandorte werden Vorschläge der Bevölkerung berücksichtigt. „Die Messungen laufen mindestens ein Jahr vor Baubeginn und dann zur lückenlosen Dokumentation weiter“, erläuterte Gasser.

„Wir laden die Bevölkerung ein, uns weiterhin Vorschläge und Bedenken mitzuteilen“, erklärte Jennewein und kündigte für den Herbst die nächste Informationsveranstaltung zum geplanten Kraftwerk an.

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