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Info-Abend der Stadtwerke in Bruckhäusl am 5. November 2013

 

Mit Kraftwerksmodell, Grundwasserschichtplan und ersten Messergebnissen informierten Reinhard Jennewein und Franz Sollerer von den Stadtwerken Wörgl, DI Regina Mayer, Dr. Gerd Gasser und KR Egon Dietrich von der Projektgesellschaft interessierte Anrainer (von links).

Strom für 2.600 Haushalte soll das neue Kleinkraftwerk an der Brixentaler Ache liefern, das die Stadtwerke Wörgl gemeinsam mit der Egon Dietrich Privatstiftung errichten wollen und dazu eine eigene Gesellschaft gegründet haben. Bei der Projektpräsentation im Juni dieses Jahres meldeten sich etliche ums Grundwasser besorgte Anrainer zu Wort, worauf die Stadtwerke mit einer umfangreichen Grundwasserbeweissicherung reagierten.  „Wir haben 17 Messstellen eingerichtet, 13 davon auf Kirchbichler Gemeindegebiet“, teilte Stadtwerke-Geschäftsführer Mag. Reinhard Jennewein mit und setzt auf Transparenz: Die Messdaten sind öffentlich jederzeit einsehbar und die Messungen werden nach der einjährigen Messperiode  zur Beweissicherung des Ist-Zustandes auch während der Bauzeit weitergeführt, dann sogar wöchentlich. „Für die Herstellung der Messsonden und die laufenden Monatsmessungen hat die Kraftwerks-Projektgesellschaft bisher  17.750 Euro aufgewendet“, erklärte Jennewein.

Von links: 3-D-Modell des Kraftwerkes Egerndorf. Der erstellte Grundwasserschichtenplan und die bisherigen Messergebnisse der Sonden - zum Vergrößern bitte anklicken.

„Gemessen wird seit Mitte Juli monatlich, bei extremen Wetterereignissen öfter“,  informierte der Hydrogeologe Dr. Gerd Gasser und verwies auf erste Resultate der Sondenmessungen:  „Der Grundwasserstand schwankte bis zu 1,30 Metern.“ Beim Pegelstand der Ache lag die Schwankbreite heuer mit 2,06 Metern sogar noch höher.

Die technische Ausführung des Kraftwerkbaues zielt darauf ab, den Grundwasserstand so wenig wie möglich zu beeinflussen. Technische Details der Ausführung erklärte Projektleiter Franz Sollerer von den Stadtwerken Wörgl: „Die Ache wird unterhalb des Wehrs eingetieft, zudem regulieren Spundwände ober- und unterhalb des Staubereiches den Wasserfluss.“  Das Kraftwerk sehen sowohl Dr. Gasser als auch Einreichplanerin DI DI Regina Mayer vom Ingenieurbüro Bernhard in Hall als Vorteil bei Hochwasserereignissen. „Die Wehranlage ist als zweifeldriges Wehr mit 2,70 Meter hohen und 9,80 Meter breiten Stauklappen geplant, die bei Hochwasser automatisch umgelegt werden“, erklärte Mayer.

Mit weiteren planerischen Maßnahmen wird die Verklausungsgefahr minimiert. Der Mittelpfeiler wurde abgesenkt, der Steg über die Wehranlage wird ohne Aufleger auf den Mittelpfeiler ausgeführt. So kann dieser bei Extremhochwasser überströmt werden,  womit die Anlage als verklausungssicher  angesehen werde. Selbst für den „unwahrscheinlichen Fall“, dass eine Klappe klemmt, könne ein hundertjähriges Hochwasser abgeführt werden. Der Zulauf zum Wehr wird so gestaltet, dass Treibholz nicht hängenbleiben kann. Zudem besteht eine Zufahrtmöglichkeit, falls Treibholz maschinell entfernt werden müsse. „Die Hochwassersicherheit wurde mit hydraulischen 2D- und 3D-Simulationen nachgewiesen“, so Jennewein.

Bedenken der Anrainer betreffen nach wie vor die Entwicklung des Grundwasserstandes, wobei meist Vergleiche zur Grundwasserproblematik bei Tiwag-Kraftwerken am Inn gezogen werden. Dass das nicht vergleichbar ist, erläuterten Egon Dietrich und Dr. Gasser. „Das Kraftwerk Langkampfen staut den Inn 12 Meter hoch, die Dämme liegen über Niveau. Das dort auftretende Walmwasser kann es hier aufgrund der Stauhöhe nicht geben – hier bleibt der Stau unter dem Umgebungsniveau.“   Um die Grundwasserbeweissicherung auf weiter flussabwärts liegende Flächen auszudehnen, wünscht sich der Ebnerbauer eine weitere Messstelle, die Jennewein zusagte.

 

Expertenwissen verständlich erklärt: Dr.  Gerd Gasser und DI DI Regina Mayer.

Zu den laufenden Behördenverfahren teilte Jennewein mit, dass die Planung nun um eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 12,5 kWp am Kraftwerksdach ergänzt wurde. Nach bisher vorliegenden Stellungnahmen der Sachverständigen für  Gewässerökologie und Naturschutz wurde verlangt, die Auswirkungen des Kraftwerkes auf das Bibervorkommen darzustellen. „Experten haben festgestellt, dass beides Platz hat. Durch den Kraftwerksbau verbessert sich der Lebensraum für den Biber und während der Bauphase müssen wir ihn füttern“, teilt Jennewein mit und hat rund 200 Meter westlich der Zehenthofbrücke in Bruckhäusl bereits einen neuen Standort für die Pegelmessstelle des Landes gefunden, da die bestehende der neuen Wehranlage weichen müsste.

 

Biber haben sich im Bereich der Grattenbrücke in der Brixentaler Ache niedergelassen und sind offenbar "gekommen um zu bleiben" - wie immer wieder neue Fraßschäden an Bäumen und Sträuchern zeigen. (Fotos: Willi Spielbichler).