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Vortrag von Univ.Prof. Dr. Josef Riedmann im Tagungshaus Wörgl am 28.1.2014

 

Über 40 Interessierte ließen sich am 28. Jänner 2014 im Tagungshaus Wörgl mit Univ.-Prof. Dr. Josef Riedmann auf das Abenteuer Geschichte ein.

Das Wissen über Geschichte stiftet Identität. Aber woher beziehen wir dieses Wissen? Diese Frage nahm zum Auftakt der Vortragsreihe "Abenteuer Geschichte" der Wildschönauer Historiker Josef Riedmann unter die Lupe, der an der Uni Innsbruck gelehrt hat, und legte dabei besonderes Augenmerk auf regionalen Bezug.

Riedmann ging auf die vielfältigen Formen schriftlicher Quellen ebenso ein wie auf archäologische Funde und erläuterte, wo diese zu finden sind. "Quellen soll man nie isoliert betrachten", lautete sein Ratschlag, bevor er mit der Auflistung aufschlussreicher Materialien begann. Dazu zählen Ausgrabungen vor Ort und Inschriften ebenso wie Archive. "Die Sprache und Dialekte sind oft eine gute Quelle für Geschichte", so Riedmann. Ebenso Namen, wobei ein besonders spannendes Kapitel für ihn Orts- und Flurnamen darstellen. Diese lassen Rückschlüsse auf die Besiedelungsgeschichte zu. Sagen und Erzählungen können ebenso Hinweise auf historische Begegenheiten liefern, sind aber zu hinterfragen.

Als sehr gute Geschichtsquellen ordnet Riedmann alte Fotografien und Ansichtskarten ein, ebenso Gemälde, Zeichnungen und alte Pläne und Kataster wie den Franzisäischen Kataster aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in dem alle Gebäude, Betriebe, Parzellen, Straßen und Bachläufe verzeichnet sind. Zu den schriflichen Quellen zählen weiters Zahlen und Ziffern, oft zu finden als Firstinschriften, aber auch Wappen. Wurden diese im 15. und 16. Jahrhundert noch von der Obrigkeit verliehen, so kann seit 1890 jeder ein Wappen führen.

Zu den ältesten schriftlichen Quellen in Tirol zählen etruskische Inschriften aus dem 5., 6. Jahrhundert vor Chr. in Steinberg am Rofan. Aus der Römerzeit ist wenig Schriftliches überliefert - es beschränkt sich meist auf Meilensteine. Städte gab es damals noch nicht in Tirol. Die schriftlichen Quellen beginnen dann im 8. Jahrhundert n.Chr. zu sprudeln und hängen mit der Verwaltung von meist kirchlichem und klösterlichem Besitz zusammen. "Die Geistlichen schreiben, die Weltlichen verwenden das Schwert", bringt es Riedmann auf den Punkt. So finden sich schriftliche Dokumente in Klöstern, wobei hier im Tiroler Unterland außer den Dominikanerinnen in Mariathal und den Augustinern in Rattenberg vor allem bayerische Klöster wie Chiemsee und Ebersberg Einfluss hatten. Festgehalten wurden Besitzwechsel und wer welche Abgaben leistet. Als regional wertvolle Quelle gilt das Rattenberger Salbuch mit dem Verzeichnis aller Höfe im Gericht Rattenberg. Wobei der Begriff Gericht erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem mit der Justiz in Verbindung gebracht wird und voher im historischen Verständnis sich auf die Verwaltung bezog.

Wo befinden sich nun diese historischen Schriftstücke? Viel davon im Landesarchiv, aber auch in Stadtarchiven. Nicht zu unterschätzen sei auch, wieviele Urkunden und Dokumente sich noch in Privatbesitz befinden. Diese Erfahrung machte Riedmann nach einem Aufruf in der Wildschönau an die Bevölkerung. Auf Dachböden und in Truhen tauchten allerlei historischen "Schätze" auf, das älteste Dokument datierte mit 1453.

Wer sich auf die Spuren seiner Vorfahren begibt, für den sind Pfarrarchive eine wertvolle Quelle. Dazu braucht man allerdings nicht mehr in die Pfarren zu gehen. "Die Pfarrmatrikel wurden verfilmt und sind alle im Landesarchiv verfügbar", teilte Riedmann mit und gab den Rat, sich bei der Suche an die Archivare zu wenden: "Nicht alles, was einen Ort betrifft, findet man einem Archivort", so Riedmann.

 

So spannend kann Geschichte sein: In der Pause und nach dem Vortrag von Univ.Prof. Dr. Josef Riedmann wurde angeregt diskutiert.

Die Vortragsreihe "Abenteuer Geschichte" im Tagungshaus Wörgl geht am Dienstag, 25. Februar 2014 mit dem Thema "Tirol und seine Nachbarn - ein Streifzug durch die Geschichte" weiter. Beginn ist wieder um 19:30 Uhr. Dem Verkehr als prägendes Element in der Vergangenheit Tirols widmet Riedmann den Vortragsabend am 29. April und um Schicksalsjahre in der Geschichte Österreichs geht´s am 20. Mai. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet eine Exkursion nach Rattenberg am 3. Juni 2014.