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Gedenkveranstaltung der SPÖ Wörgl am 12. Februar 2014 und Ausstellungseröffnung

 

Die SPÖ lud zur Gedenkfeier am Bahnhofsplatz, bei der Stadtparteiobmann Robert Prosch an die Bürgerkriegskämpfe am 13. Februar 1934 in Wörgl erinnerte. Bild rechts: Bürgermeisterin Hedi Wechner, Altbgm. Herbert Strobl, Stadtparteiobmann Robert Prosch und die SPÖ-Gemeinderäte Christian Pumpfer und Christian Kovacevic.

An den bewaffneten Arbeiteraufstand, der sich von Linz ausgehend am 12. Februar 1934 in Österreich ausbreitete, erinnerte bei der Gedenkveranstaltung am 12. Februar 2014 am Wörgler Bahnhofsplatz Wörgls neuer Stadtparteiobmann Robert Prosch: „Am 13. Februar 1934 wurde in Wörgl und Kirchbichl heftig gekämpft. Es gab zwar keine Toten, wohl aber Verwundete und Verhaftungen.“  Die längsten Arreststrafen wurden über den Hauptangeklagten Johann Lenk aus Wörgl sowie die beiden weiteren Anführer Johann Oberhofer aus Bad Häring und Johann Astl aus Kirchbichl verhängt, was die betroffenen Familien in Armut stürzte. Aus der Arbeiterbewegung bildete sich auch der Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime, dem das Wörgler Ehepaar Josefine und Alois Brunner zum Opfer fiel – die beiden wurden 1943 in München hingerichtet.

   

Ausstellungseröffnung in der Galerie am Polylog - im Bild links Aaron Peterer vom Anne Frank Verein, Buchautorin Dr. Gisela Hormayr, Filmemacher Egon Frühwirth, Ausstellungsorganisator Bastian Wiedl, Bürgermeisterin Hedi Wechner, Stadtarchivar Helmut Wechner und SPÖ-Stadtparteiobmann Robert Prosch. Bild Mitte: Dr. Gisela Hormayr verfasste ihre Doktorarbeit über den Widerstand, Egon Frühwirth drehte in Erinnerung an seinen Onkel Alois Brunner 1985 einen berührenden Film - hier im Bild mit Bürgermeisterin Hedi Wechner. Die Ausstellung in der Galerie informiert über den Bürgerkrieg im gesamten Bundesgebiet ebenso wie detailliert über die regionalen Ereignisse in Wörgl und Umgebung.

Von links: Bgm. Hedi Wechner, Dr. Gisela Hormayr, Filmvorführung in der Blackbox der Galerie am Polylog durch Egon Frühwirth.

Die Gedenkausstellung in der Galerie am Polylog eröffnete Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner, die dazu u.a. Wörgls Altbürgermeister Herbert Strobl, Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner und Dr. Gisela Hormayr begrüßte, die über die Geschichte des Widerstandes ihre Doktorarbeit  und das Buch „Ich sterbe stolz und aufrecht“ verfasst hat. Wechner dankte auch den Organisatoren und Gestaltern der Ausstellung, u.a. Bastian Wiedl von der SPÖ Wörgl, Aaron Peterer vom Anne Frank Verein und Stadtarchivar Helmut Wechner.

In ihrer Ansprache ging Bürgermeisterin Wechner auf die Ereignisse im Februar 1934 ein, die in  tiefen ideologischen Gräben ihren Ausgang nahmen. Während die Heimwehr für die Errichtung der ständischen Staatsgliederung unter Ausschaltung des Parlamentes eintrat, habe die Sozialdemokratie auf den Fortbestand der Demokratie bestanden. „Beim Bürgerkrieg zur Zerschlagung der Arbeiterbewegung wurden in Österreich 200 Menschen getötet, 300 verletzt und neun Anführer wurden danach hingerichtet“, erklärte Wechner, bevor sie auf die Kampfhandlungen schilderten, an denen Schutzbund-Mitglieder aus Wörgl, Kirchbichl und Bad Häring beteiligt waren.

Die Schutzbundeinheiten versammelten sich am 12. Februar 1934 im Gasthof Rose in der Bahnhofstraße. Die Bezirkhauptmannschaft ordnete am 13. Februar die Räumung durch die Heimwehr an, woraufhin ein Verhandlungsteam rund um Bürgermeister Michael Unterguggenberger erreichte, dass die Männer den Gasthof räumten. Deren Anführer Lenk widersetzte sich allerdings der Verhaftung und zog sich mit weiteren Bewaffneten in Richtung Kirchbichl zurück. Das Militär rückte aus Kufstein an, die Rendlbrücke wie die Grattenbrücke waren bereits gesperrt, worauf es am Gelände der Zellulosefabrik und beim Turbinenhaus zu Feuergefechten kam, bei denen Lenk verwundet wurde. Bürgermeister Unterguggenberger erreichte den zeitlichen Aufschub des Standrechtes um eine Stunde. Gemeinsam mit Kooperator Franz Wesenauer und Johann Gschwandtner gelang es Unterguggenberger, die Kämpfenden zur Aufgabe zu bewegen. Um 14:30 Uhr waren die Kampfhandlungen beendet, und noch am selben Tag wurden 26 Männer verhaftet. „Die Sozialdemokratie hat nie zur Gefährdung der Demokratie beigetragen, während die anderen die Demokratie beseitigt haben. Von geteilter Schuld kann keine Rede sein“, schloss Hedi Wechner ihre Ausführungen.

Dr. Gisela Hormayr zeigte den Zusammenhang zwischen dem Bürgerkrieg 1934 und der NS-Zeit, zu der die Widerstandsgruppen aus dem sozialdemokratischen Milieu entstanden, und schilderte den weiteren Lebensweg von Johann Lenk, der am 12. Dezember 1945 im Exil in London schwerkrank im Alter von 39 Jahren starb. In Erinnerung an Alois Brunner zeigte dessen Neffe und Patenkind Egon Frühwirth den berührenden Film „Mein Bruder“, den er 1985 unter Verwendung historischer Dokumente und der Mitwirkung seiner Mutter drehte. Die Familie Frühwirth zählte zu den meist überwachten Familien Wörgls  und lebte aufgrund der Besuche der Mutter bei ihrem Bruder im Münchner Gefängnis ständig in Angst um die eigene Sicherheit.

 

Literatur zum Thema stellen die FreiheitskämpferInnen zur Verfügung. Die Ausstellung wird von der SPÖ Wörgl, dem Anne Frank Verein sowie den FreiheitskämpferInnen und dem Renner Institut Tirol veranstaltet und ist noch bis 18. Februar zu sehen. Die Informationen zur lokalen Geschichte stammen u.a. aus der Chronik von Franz Höck. Die Öffnungszeiten: Donnerstag, 13. 2.: 17-19 Uhr, Freitag 14. 2.: 17-19 Uhr, Samstag, 15. 2.: 10-13 und 14-16 Uhr, Montag, 17. 2.: 17-19 Uhr, Dienstag, 18. 2.: 17-19 Uhr. Für Gruppen und Schulklassen sind Besichtigungen nach Voranmeldung unter 0699/17215431 möglich.

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