Kommentare (0)

Vortrag von Josef Feilmeier und Film "Der Landhändler" am 11.3.2014 im Tagungshaus Wörgl

Dr. Kurt Grünewald (links) begrüßte zum Vortrags- und Filmabend mit Josef Feilmeier im Tagungshaus Wörgl und vertritt die Ansicht, dass Gentechnik in unserer Landwirtschaft indiskutabel ist. Bildmitte: Jutta Seethaler von der Grünen Bildungswerkstatt Tirol, Tagungshaus-Mitarbeiterin Mag. Judith Schaffer und Referent Josef Feilmeier, im Bild rechts mit Gattin Rosa.

Josef Feimeier nimmt sich kein Blatt vor den Mund und sagt, was Sache ist. In Deutschland füllt er Hallen mit 1.000 BesucherInnen, von 2003 bis 2012 hielt er schon 500 Vorträge. Dass das Thema Gentechnik in der Landwirtschaft und deren schädliche Auswirkungen auf Natur und Mensch bei uns noch nicht im Bewusstsein verankert ist, kann aus der Besucherzahl im Tagungshaus geschlossen werden, wo sich gut 30 Interessierte einfanden.

"Die Bürger und Bauern werden derzeit belogen, dass sich die Balken biegen", stellte der Futtermittelhändler und -hersteller einleitend fest und erläuterte die Unterschiede des Gentechnikeinsatzes in geschlossenen Systemen wie in der Medizin und Zusatzstoffherstellung und der nie mehr rückholbaren Gentechnik in der Landwirtschaft. Während im Labor verwendete Gentechnik rückholbar sei, verändere ausgebrachtes Gen-Saatgut unwiederbringlich das Leben auf unserem Planeten und zerstöre durch den damit verbundenen Einsatz von Giften dessen Basis, das Bodenleben. Feilmeier: "Von dieser Gentechnik gibt es kein zurück! Der Boden ist unsere wichtigste Lebensgrundlage. Eine handvoll Humus beinhaltet sieben Milliarden Kleinstlebewesen. Bei nur einer Spritzung Glysophat sterben 50 % der Regenwürmer und Milliarden nützlicher Mikroorganismen. Wir spielen mit unserer Lebensgrundlage!"

Feilmeier räumte mit gängigen Werbeslogans der Konzerne auf: "Gentechnik bekämpft nicht den Hunger der Menschen, nur den Hunger der Konzerne nach Profit. Der Hunger ist ein Verteilungsproblem und gewollt." Mit dem Run der Konzerne auf Ackerflächen weltweit werde die Situation der Hungernden sogar noch verschärft. Die meisten genveränderten Pflanzen werden nämlich für den Export in die reichen westlichen Länder angebaut, als Futtermittel und für Treibstoffe. Dass mit Lebensmitteln spekuliert wird und dadurch die Preise in die Höhe getrieben werden, verursacht zusätzlich Hunger. Feilmeier fordert die Abschaffung der Weltwarenbörse für Lebens- und Futtermittel.

Anhand der bisherigen Erfahrungen mit Gentechnisch veränderten Pflanzen erläuterte Feilmeier die langfristig verheerenden Folgen für das Ökosystem ebenso wie für die Gesundheit von Mensch und Tier. Gentechnik mache Lebensmittel giftig: "Bt-Pflanzen enthalten Spuren von Rattengift." Dass durch den Einsatz von GMO-Saatgut weniger Pflanzenschutzmittel benötigt werden, ist ebenso ins Reich der Märchen einzureihen. Wie Feilmeier am Beispiel von Soja verdeutlichte: "16 Unkräuter sind schon resistent gegen die Spritzmittel - und jetzt setzt man Agent Orange ein." Jenes Gift, das im Vietnam-Krieg erstmals weltweit für Proteste sorgte. Wie sich Gentechnik auf das gesamte Ökosystem auswirke, sehe man am Beispiel Argentinien: "Dort kämpft man mit einer Fliegenplage und einem Embryosterben bei Mensch und Tier wegen des Glysophat-Einsatzes." In den USA gäbe es, so Feilmeier, bereits zwei Millionen Tote durch genveränderten Mais und die ernährungsbedingten Erkrankungen nehmen rasant zu.

Feilmeier, der mit seinem Futtermittelbetrieb seit 2005 rund 500 Bauern zwischen Passau und Straubing mit gentechnik-freiem Futtermittel versorgt, achtet beim Futtermitteleinkauf auf die Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe. Kanada und die USA seien mittlerweile aufgrund des Pollenfluges zu 100 % gentechnisch verändert. Brasilien sei derzeit das einzige Land in Südamerika, das aufgrund getrennter Warenströme gentechnikfreies Soja liefern könne, was durch ständige Laborkontrollen überwacht werde.

Umso wichtiger sei, dass der Konsument auf gentechnikfreie Lebensmittel bestehe. "Das beste Druckmittel ist der Markt - der Umsatz", appelliert Feilmeier an die Verbraucher und an die Landwirte, gentechnik-frei zu produzieren. In Österreich sei das bereits der Fall, in Deutschland sei 2013 durch das Saatgutgesetz der Anbau von GMO-Sorten verboten worden. Dass dieses Verbot jetzt mit dem 1507-Mais wieder gekippt werden soll, hält Feilmeier für einen Fehler, setzt aber auch hier auf den Markt und erklärte das anhand eines Beispieles aus Passau: Ein Landwirt wollte Genmais anbauen. Als ihm dann mitgeteilt wurde, dass dann das gesamte Tal tot sei, weil der Mais von den Händlern aufgrund der möglichen Kontamination auch von den anderen Bauern nicht mehr gekauft werde, ließ der betreffende Landwirt es bleiben - aus Angst vor der Reaktion jener Bauern, die beim konventionellen Anbau bleiben.

Dass bei der Gentechnik in der Landwirtschaft nur die Konzerne profitieren, machte der gelernte Banker Feilmeier auch anhand des Aktiengesetzes klar. Das Ziel des Wirtschaftens ist Profitmaximierung für die Aktionäre, nicht gesunde Ernährung. "Des Brett vorm Hirn ist schon gut angenagelt", so Feilmeier, der als Vorreiter für die Umstellung auf gentechnikfreie Futtermittel jetzt schon zeigt, dass es machbar ist und damit keine hohen Zusatzkosten verbunden sind, wie wer anhand von Soja vorrechnet: "Die Umstellung würde pro Jahr und Bürger 2,90 Euro kosten."

Ein großes Anliegen ist Feilmeier die Information der Bevölkerung. So stellt er seine Faktensammlung als DVD zur Verfügung und lädt ein zum Kopieren und Weiterverteilen: "Die Industrie will uns mundtot machen, aber das lassen wir uns nicht gefallen." Einblick in Feilmeiers Futtermittelbetrieb und Leben gibt der Film "Der Landhändler" von Bertram Verhaag - weitere Info und Online-Bestellung auf http://shop.denkmalfilm.tv/main_bigware_34.php?items_id=142

Der Film schildert die Arbeitsweise Feilmeiers, stellt seinen Betrieb und Hof vor. Statt gegen Atomkraftwerke zu demonstrieren und um die Kaufkraft in der Region zu lassen, errichtete er eine Photovoltaik-Großanlage, die 50 % des Stromverbrauches seiner Heimatgemeinde liefert. Feilmeier plädiert auch für den vermehrten Anbau von gentechnikfreiem Soja als Tierfutter in Europa: "Die Alternative wäre die Fütterung ohne Soja - aber da wäre Schweine- und Hühnerfleisch drei mal so teuer."

Dass sich der konsequente Einsatz für gentechnikfreie Landwirtschaft lohnt, erklärte Feilmeier anhand der Goldsteig-Molkerei: Vor Jahren wurde er noch ausgelacht mit der Forderung nach gentechnikfreier Fütterung. Mittlerweile setzte in den Supermärkten ein Boom dahingehend ein und ab Oktober 2015 wird jetzt auf gentechnikfreie Produkte umgestellt. In der Publikumsdiskussion kam der Umstand, dass 80 % der Ackerflächen Europas durch industrielle Landwirtschaft aufgrund fehlenden Bodenlebens verwüstet sind, zur Sprache wie die Frage, in wie vielen Landwirtschaftsschulen Feilmeier sein Wissen weitergeben könne: "Das war bis jetzt in keiner erlaubt", lautete die ernüchternde Antwort. Gut, dass ihn das aber nicht resignieren lässt: "Ich wollte ein Schneeball im Gebirge sein - und mittlerweile ist eine Lawine draus geworden."
Bildungswanderung: Vom Kornfeld bis zum Futtertrog

Die Grüne Bildungswerkstatt Tirol lädt am Samstag, 12. April 2014, ab 10 Uhr zur Bildungswanderung in Kramsach. Besucht werden die Sommeregger-Mühle und der Biohof Danzl in Kramsach - weitere Info und Anmeldung auf http://tirol.gbw.at/tirol/veranstaltungen/ereignisansicht/event/vom-kornfeld-bis-zum-futtertrog.html