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Stadt Wörgl bedankt sich bei Schülern für neuen Filz-Steg |
vero / 19.09.2014 09:53
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Pressekonferenz auf der neuen Aussichtsplattform, die im Rahmen eines Schulprojektes heuer im Frühjahr errichtet wurde. Schutzgebietsbeauftragter Kurt Lechner freut sich über die gute Zusammenarbeit bei der Betreuung des Vorzeige-Schutzgebietes (Bild Mitte). Umweltreferent Richard Götz bedankte sich beim Projektleiter Georg Gensluckner und überreichte dem engagierten Lehrer als kleines Danke für die Schüler Wörgler Einkaufsgutscheine.
Die Filz ist ein Überbleibsel aus jener Zeit, in der das Inntal noch vielerorts aus feuchten Wiesen bestand. Als eine der letzten Inseln schätzt Schutzgebietsbetreuer Kurt Lechner das fünf Hektar große Areal: "Von den Mooren im Unterinntal sind nur mehr 1,9 % übrig, die Filz ist eines der letzten davon. Und glücklicherweise hat die Ökologiegruppe schon in den 1980er Jahren ihren Wert erkannt - ihr Grundverdienst ist es, dass das Feuchtbiotop heute noch besteht", so Lechner, der 2005 den Schmetterlings- und Heuschreckenbestand im Rahmen einer Forschungsarbeit untersuchte und dabei Erstaunliches entdeckte: "Wir fanden rund 350 Schmetterlingsarten, was 70 bis 80 % des Bestandes sein dürften. Hier leben Amphibien, Vögel, Reptilien, Insekten und viele Pflanzen - die Filz sticht aufgrund ihrer Artenvielfalt und großen Biodiversität hervor", sagt Lechner. Aufgrund der Größe seien diese Populationen auch langfristig lebensfähig und bilden einen unschätzbar wertvollen Artenpool für die Wiederbesiedelung von renaturierten Flächen im Inntal.
Zum Erhalt des Biotopes zählt auch, dessen Wert der Gesellschaft nahe zu bringen. Das bezweckte bereits der von der Ökologiegruppe Wörgl errichtete erste Steg, der in die Jahre gekommen zunehmends verrottete und aus Sicherheitsgründen entfernt werden musste. Bei der Neuerrichtung kam der Stadt ein "glücklicher Zufall" zu Gute, wie Umweltreferent Richard Götz feststellte. Georg Gensluckner, Lehrer an der Polytechnischen Schule Wörgl, schlug die Erneuerung als Schulprojekt vor und ging mit seinen Schülern der Fachgruppen Bau und Holz ans Werk, unterstützt vom Wörgler Umweltbeauftragten Georg Griesser als "Generalmanager" und vom Land Tirol, das die Kosten für die Materialien übernahm.
Mit Kuchen verwöhnt Filz-Aktivistin Maria Ringler nicht nur immer wieder die freiwilligen Helferinnen und Helfer bei Arbeitseinsätzen, sondern auch alle Anwesenden bei der kleinen Eröffnungsfeier der neuen Aussichtsplattform und des Steges kamen in den Genuss ihrer Back-Künste. Zu den Arbeitseinsätzen zählt die Entfernung von Neophyten wie das eingewanderte rote Springkraut, das durch Überwuchern die heimische Pflanzen verdrängt und damit zur Bedrohung der Artenvielfalt wird. "Das Springkraut hätte die einzigartige Vielfalt in der Filz schon zerstört", weiß Wörgls Umweltreferent Richard Götz das freiwillige Engagement der Filz-Aktivisten zu schätzen. Bild rechts: Die Route des neuen Pfades durchs Biotop weicht von der alten leicht ab, die Wege sind beschildert.
"Die Schüler haben dabei viel gelernt, auch Umweltbewusstsein", zieht Georg Gensluckner Bilanz und Direktor Hannes Pierzinger schilderte die Herausforderungen, die das Projekt mitbrachte: "Das war anfangs garnicht so einfach. Alles musste per Hand erstellt werden und naturbelassen sein." Die Holzhärte der verwendeten Robinie, die 50 Jahre halten sollten, setzte neues Werkzeug voraus und der Transport der Granitsteine, die zur Fundierung verwendet wurden, Muskelkraft beim Transport mit dem Schubkarren und beim Einsetzen im Boden. "Für die Schüler war auch die Arbeit im Freien bei jedem Wetter neu", so Pierzinger, der überzeugt ist, dass sie dabei wertvolle Erfahrungen für ihr weiteres Leben sammeln konnten.
Umweltreferent Richard Götz bedankte sich bei den Schülern mit Wörgl-Gutscheinen und bei allen Filz-Aktivisten, die sich laufend ehrenamtlich in der Pflege engagiert haben und es weiterhin tun - von der Ökologiegruppe bis hin zu den heutigen Filz-Aktivisten: "Es ist nicht selbstverständlich, dass schützenswerte Natur erhalten wird. Ein großer Dank geht an Maria Ringler und ihr Helferteam, das beim Springkraut Entfernen und bei der schonenden Heuernte hilft", so Götz. Letztere steht übrigens in Kürze an, die Mahd-Termine werden gerade koordiniert und noch bekannt gegeben.
"Die Filz ist ein Musterbeispiel für Schutzgebietsbetreuung", lobt Schutzgebietsbeauftragter Kurt Lechner. "Hier bestehen durch die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer sowie die Unterstützung der Gemeinde perfekte Strukturen." Ein Grund, weshalb die Filz auch gern als Vorzeigebeispiel dient. Und mit der neuen Ausrichtung auf Umweltpädagogik werden Führungen künftig auch vermehrt den Schulen angeboten.
Gute Erfahrungen damit hat schon Philipp Larch gesammelt, der heuer mit Wörgler Hauptschülern im Biotop unterwegs war. Dem jungen Biologen liegt am Herzen, sein Wissen weiter zu geben und zu sensibilisieren. Etwa dafür, weshalb auf keinen Fall Tiere wie Goldfische in Feuchtbiotopen ausgesetzt werden sollen: "Goldfische vermehren sich stark, fressen den Laich und Larven von Amphibien, was zu deren Verschwinden und damit zur Zerstörung der Gewässerfauna führt", erklärt Philipp Larch. "Wo Goldfische sind, gibt es keinen Laubfrosch mehr", ergänzt Alois Ortner aus seiner Erfahrung als Schutzgebietsbetreuer.
Die Filz lädt zum Entdecken der Naturwunder vor unserer Haustür - zum neuen Lehrpfad gehört auch ein "Naturklassenzimmer" (linkes Bild).
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