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Bio-Yaks in Wörgl: Hoamfahrfestl in Pinnersdorf |
vero / 08.10.2014 20:45
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Die Bio-Yaks von Gabi Brunner auf der Alm in der Kelchsau. (Fotos: Gabi Brunner)
„Das war mein erster Sommer auf der Alm“, lächelt Gabi Brunner und sieht ihren 13 zotteligen Tieren zu, wie sie im Sonnenlicht ihre Hälse nach dem duftenden Bioheu ausstrecken. Das jüngste begrüßt sie gleich mit seinem Namen Silva – es kam im Wald auf die Welt, auf der Alm im Langen Grund in der Kelchsau. Gabi ruft alle Yaks beim Namen – Anina, Sabina, Marion, Marie, Emily, Sibylle heißen die Kühe, Julian und Magnus die beiden Zuchtbullen und Ludwig, Finn, Bruno und Emil der männliche Nachwuchs, der getrennt von den zwei Familienverbänden gehalten wird.
Warum hält man in Tirol Yaks? Mit dieser Frage wird die Nebenerwerbs-Bäuerin aus Leidenschaft oft konfrontiert. Der Weg in die Landwirtschaft war für die Sportlehrerin am Gymnasium in St. Johann keineswegs vorgezeichnet. Das Interesse daran wuchs im Lauf der Zeit, vor 14 Jahren absolvierte die Wörglerin die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter und begann auf Pacht beim Doagl-Hof mit der Haltung von Schafen und Pferden. Dass sie dann die Alm in der Kelchsau erbte, war der Anstoß dazu, sich ernsthaft Gedanken über deren Bewirtschaftung zu machen.
Auf die Idee, Yaks zu halten, brachte sie ein kulinarisches Erlebnis – Yakfleisch schmeckt ausgezeichnet und ist fast cholesterinfrei. Richtig überzeugt haben sie dann die Eigenschaften der anspruchslosen Tiere: „Sie können klettern, fressen auch Büsche, sind leichter als unsere Rinder und verursachen keine Trittschäden im steilen Gelände“, erzählt Gabi Brunner. So kaufte sie 2010 zwei Kühe und einen Bullen sowie in den Folgejahren weitere vier Yaks, begann in Kooperation mit einem bayerischen Yak-Bauern mit der Nachzucht und übersiedelte auf den Biohof in Pinnersdorf, wo sie seit heuer Pächterin ist.
Um Inzucht zu vermeiden, zäunt sie die Tiere in Familienverbänden ab. Auch auf der Alm, wo sie wöchentlich die Zäune neu zog und darauf achtete, dass Waldflächen zur Weide gehörten. Einen Unterstand brauchen die Yaks nicht, allerdings Bäume. „Nicht wegen des Schlechtwetters, sondern wegen des Schattens“, erklärt Gabi Brunner, die heuer erstmals den Sommer auf der Alm verbrachte, die vorher verpachtet war und 52 Großvieheinheiten ernährt. 62 Tiere – Yaks und Rinder - teilten sich heuer die Sommerweiden. Im Juni und im September pendelte die Neo-Sennerin täglich vom Arbeitsplatz in St. Johann auf die Alm, im Juli und August blieb sie oben und konnte beobachten, wie die Yaks die Verbuschung abgrasten und damit Weideflächen zurückeroberten. Die Yaks bleiben im Gruppenverband, sind sehr friedfertig und „die Bullen haben die asiatische Ruhe!“ sagt Gabi Brunner, die den Tieren mit Respekt begegnet. Klar, dass Mutterkühe ihre Kälber beschützen und Vorsicht mit Hunden geboten ist.
Dankbar für ihren ersten erfolgreichen Almsommer will Gabi Brunner die glückliche Heimkehr mit einem etwas anderen „Hoamfahrfestl“ feiern. Statt die Tiere bei den Menschen vorbei zu treiben, bringt sie die Menschen zu den Tieren: Wer am Samstag, 11. Oktober 2014 von 10 bis 15 Uhr am Tennboden des Kaltstalles mitfeiern will, erlebt eine Bilderausstellung des Rettenschösser Künstlers Pepi Huber, der Bilder zum Thema Heimfahren – Ankommen ausstellt, kann die Tiere am Futtersteg besuchen und Yak-Bratwürste vom eigens fürs zarte Yakfleisch geschaffenen Eigenbau-Griller von Simonson verkosten. Zu den kulinarischen Schmankerln serviert die Wörgler Jazz-Formation „Groov´n Soda Soup“ Alm-Jazz.
Der Tennboden wird zudem eine Woche später Schauplatz für ein philosophisches Café unter der Leitung von Dr. Eugen-Maria Schulak zum Thema „Lebensqualität durch Handwerk“. Dabei wird es um die Fragen gehen, welchen Teil Biobauern zur Steigerung der Lebensqualität aller beitragen, welchen Wert bäuerliches Handwerk heute noch hat und ob Bauernhandwerk unsere sozialen Gegebenheiten beeinflusst. Gabi Brunner hat in der Bio-Landwirtschaft ihre Berufung gefunden und geht in ihrem Engagement über die Tierhaltung hinaus. Rezepte sammeln, die Yak-Wolle filzen – alles vom Tier verwerten, denn alles ist wertvoll. Yaks wachsen langsam, erhalten nur Bioheu, Salz und weiden bis zum Frost auf der Wiese. Naturverbunden. Das liebt auch Gabi Brunner an ihrem Leben als Bäuerin, das sie „jetzt einfach ausprobieren will.“
Die Yaks sind zurück - darüber freuen sich auch die Hühner am Biohof, auf dem am Samstag Biobäuerin Gabi Brunner zum Hoamfahrfestl einlädt.