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Pressekonferenz der Bürgerinitiative Hochwassersicheres Wörgl am 5. November 2014

 

Die Bürgerinitiative brachte Bilder von der Hochwasserkatastrophe 2005 zur Pressekonferenz mit - würde der Inn neuerlich überlaufen, würde das Wasser aufgrund der bisher mit Zustimmung des Landes errichteten Dämme um einen Meter höher steigen.

"Der Landtagsabgeordnete Alois Margreiter hat gesagt, wir dürften nicht länger sagen, dass sie nichts tun. Er hat Recht. Sie arbeiten gegen den Damm, mit allen Mitteln", zog Dr. Josef Schernthanner bei der Pressekonferenz am 5. November 2014 in Wörgl Bilanz über das Treffen der Wörgler Abordnung mit Vertretern der Bürgerinitiative und Bürgermeisterin Hedi Wechner mit Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler, LA Ing. Alois Margreiter und den zuständigen Beamten DI Steiner und DI Federspiel. Schernthanner kritisiert nicht nur die Idee, Wörgl im zu gründenden Wasserverband mit Gemeinden mit konträren Interessen zusammen zu spannen: "Keiner will sich festlegen, wie lang die Planung dauert, wann die Umsetzung erfolgen soll. Auch das Jahr 2018 wurde nicht bestätigt. Trotz Landtagsbeschluss hat niemand von den Verantwortlichen ein Interesse an der Umsetzung. Sie wollen ihn als Papiertiger in eine Schublade legen. Geisler und Margreiter haben überhaupt keine Ambitionen gezeigt, etwas zu tun. Das Wohl der Bevölkerung ist nicht in ihrem Interesse", verlautbarte sichtbar frustriert Dr. Schernthanner.

"Die Abstimmung im Landtag war für die Katz. Beamte und Politiker arbeiten gegen uns, das ist ein Kasperltheater, sonst nix", ärgert sich Gerhard Unterberger und verweist auf die lange Damm-Vorgeschichte, die mit der ersten Planung 2007 begonnen hat. Diese liege ebenso in der Schublade wie spätere Planungen. "Wir stehen da ohne Damm und voll im Risiko. Bei einem neuerlichen Hochwasser sind wir nicht mehr 2 Meter unter Wasser, sondern 3 Meter", kritisiert Unterberger.

Besonders sauer stößt den Wörgler Hochwasseropfern auf, dass das Land mit zweierlei Maß misst, was den Dammbau betrifft. Seit 2005 wurden zahlreiche Dämme in Gemeinden am Inn gebaut. "Auf unsere Frage, wer diese bewilligt hat, bekamen wir keine Antwort - weder von den Beamten noch von der Politik. Man wisse es nicht, hieß es. Auf die Frage, ob das dann Schwarzbauten sind, erhielten wir auch die Auskunft, dass man das nicht wisse", berichtet Schernthanner vom Treffen. Und vor allem frage man sich, warum der erforderliche Hochwasserschutz in Wörgl so lang dauert, während andernorts sehr schnell vom Land reagiert wurde. "Warum war das in Kössen innerhalb eines Jahres möglich? Wir sind für die Kössener froh darüber - aber warum geht das in Wörgl nicht?" fragt sich Unterberger. Die Argumentation, dass in Kössen schon vor dem Hochwasser eine Planung da gewesen ist, gelte nur bedingt: Das Projekt betraf nur eine Uferseite. "Die Nachplanung war innerhalb von wenigen Monaten möglich. Warum geht das bei uns nicht?", so Unterberger, der wahltaktische Gründe hinter der Verzögerungsstrategie des Landes wittert.

Sprecher der BI Hochwassersicheres Wörgl bei der Pressekonferenz - von links Hannes Fischer, Gerhard Unterberger, Josef Schernthanner und Peter Weich.

Für das Treffen in Innsbruck hatte die Bürgerinitiative 17 Fragen ausgearbeitet. "Wir sind garnicht dazu gekommen, diese zu stellen", berichtet Schernthanner. Das Treffen sei perfekt inszeniert worden. "40 Minuten lang erklärten die Beamten, was sie schon alles gemacht haben. 10 Minuten wurde unserer Bürgermeisterin die Aufgabe umgehängt, den Wasserverband zu gründen. Dann musste Geisler weg, weil er keine Zeit mehr hatte. Wir werden den Eindruck einfach nicht los, dass man den Damm nicht will", schildert Ing. Hannes Fischer seine Eindrücke.

"Wir wollen gleich behandelt werden wie die Dammbauten in Breitenbach, Kirchbichl, Langkampfen und Kufstein - da war auch nie die Rede von einem Wasserverband. Jetzt, wo in Wörgl Gefahr in Verzug ist, gibt es auf einmal neue Regeln", ärgert sich Unterberger und ergänzt: "Aufgrund welcher gesetzlichen Grundlage der Dammbau nicht möglich ist, konnte uns keiner sagen!" Von Wörgl nun zu verlangen, die Lösung selbst zu verhandeln und zu bezahlen, sei eine "niederträchtige Idee", so Schernthanner und kritisiert, dass sich bisherige Maßnahmen negativ auf die Betroffenen auswirken: "Die Badewanne wurde vergrößert. 2005 fasste der Raum Wörgl 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser, jetzt sind es 3,75 Millionen Kubikmeter."

Rote Zone: Falsche Bemessungsgrundlagen?

Die Bürgerinitiative stellt nach neu vorliegenden Gutachten, die im Auftrag von Imst und der Wirtschaftskammer Kufstein erstellt wurden, auch den Gefahrenzonenplan in Frage. "Die Gegengutachten haben festgestellt, dass die Daten nicht stimmen. Die Differenz zwischen roter und gelber Zone beträgt einen Zentimeter, die Differenz der Messungenauigkeit bei der Befliegung liegt zwischen 30 und 50 Zentimeter. Die Bemessungsgrundlage für die Zoneneinteilung stimmt hinten und vorne nicht - dafür hat das Land keine Lösung, aber uns den Damm verweigern kann man schon. Wir sind stinksauer", sagt Unterberger.

Welche Schritte wird die Bürgerinitiative, die bereits gut 4.000 Unterschriften zur Unterstützung des Dammbaues bis Herbst 2015 gesammelt hat, nun setzen? "Nach Weihnachten wird es eine weitere Hochwasser-Info-Veranstaltung geben. Angedacht ist auch eine Plakataktion", sagt Schernthanner und Unterberger ergänzt: "Wir sind rund 500 betroffene Familien, haben 4.000 Unterstützer und werden die Leute mobilisieren, um nach Innsbruck zu fahren." Geplant ist auch der Gang zum Volksanwalt. "1965 und 1994 waren schon die gleichen Leute vom Hochwasser betroffen. Jetzt ist eine Grenze erreicht, das wird nicht länger akzeptiert", stellt Peter Weich fest.