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Interview zur Pflege-Debatte mit Harald Ringer und Werner Massinger vomSeniorenheim Wörgl

Die erste Gesprächsrunde für verbesserte Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Pflege- und Gesundheitsberufe an den Landes- und Bezirkskrankenhäusern startete am 20. April 2015 auf Einladung von Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg im Landhaus, beteiligt sind Krankenhausträger, Betriebsrat, die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst und die Vertretung des Pflegedienstes.

„Beim Erstgespräch wurde als Ziel ein einheitliches Gehaltsschema für alle öffentlichen Tiroler Krankenhäuser skizziert, um die Spitalslandschaft im Land zu harmonisieren und  Konkurrenzsituationen zwischen den einzelnen Häusern weitestgehend zu vermeiden. Dieses Thema und der Verbesserung von Arbeitsrahmenbedingungen, wie etwa altersgerechte Arbeitsplätze oder die Ermöglichung von Sabbatical, werden sich VertreterInnen der Bezirkskrankenhäuser und der Betriebsräte gemeinsam mit den VertreterInnen der Tiroler Landeskrankenanstalten GesmbH (TILAK) in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe annehmen“, teilt Tilg dazu mit und kündigt ein weiteres Treffen in einem Monat in größerem Kreis an.

Dass bei diesen Verhandlungen von Pflegekräften in Heimen nicht die Rede ist, stört die Seniorenheim-Verantwortlichen in Wörgl enorm. „Schon jetzt besteht durch eine Zulagenstruktur bei Krankenhausbediensteten ein großer Gehaltsunterschied gegenüber Beschäftigten in Heimen und bei Gesundheits- und Sozialsprengeln, wo das nicht möglich ist“, zeigt Werner Massinger, Pflegedienstleiter im Seniorenheim Wörgl auf. Und das bei gleicher Tätigkeit. „Etwa beim Risikoabgleich für Infektionen. Wer im Spital arbeitet, erhält eine Zulage – im Heim nicht. Das Infektionsrisiko bei Langzeitbetreuung chronisch Kranker besteht im Heim genauso“, so Massinger. Das Gehaltsgefälle betrage jetzt schon durchschnittlich 500 Euro monatlich. „Und dieses Gefälle wird jetzt noch größer“, kritisiert Heimleiter Harald Ringer, der damit Partei für über 80 Heime in Tirol mit 7000 Betten und über 3.000 Pflegekräfte ergreift. Das unterschiedliche Gehaltsschema fürs Pflegepersonal hänge derzeit am Dienstgeber, wobei die Heime dem Gemeindevertragsbedienstetengesetz unterliegen. „Entlohnung und Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals in Gemeinden und Krankenhäusern gehören angeglichen“, sagt Ringer, der in der Praxis mit dem Problem konfrontiert ist, bei solchen Gehaltsunterschieden nur schwer qualifiziertes Pflegepersonal zu finden.

Dass Heimbedienstete weniger verdienen, sei nicht nachvollziehbar. „Der Wert der Arbeit ist unabhängig vom Dienstort. Es sind die gleichen Tätigkeiten und im Heim ist nicht jederzeit ein Arzt verfügbar. Abzuschätzen, was medizinisch relevant ist, ist hier die viel größere Herausforderung“, weist Massinger auf den verantwortungsvollen Aspekt bei der Heimpflege hin und ärgert sich über die Geringschätzung des Pflegeaspektes in der Diskussion: „Es ist Unsinn, die Entlohnung einer Pflegekraft an medizinischen Zusatzleistungen fest zu machen. Ganz so, als sei die Pflege an sich nichts wert.“ Das sei ein Rückfall vor das Krankenpflegegesetz von 1961: „Vor dieser Anerkennung als eigenständiger Beruf war die Pflegekraft als Hilfskraft des Arztes definiert. Jetzt findet Körperpflege, Ernährung, soziale Kontakte und Selbstpflegefähigkeit wieder keine Anerkennung in der Diskussion.“

Einzubeziehen seien auch die Pflegekräfte der ambulant tätigen Gesundheits- und Sozialsprengel, wobei hier sehr viele Teilzeitbeschäftigte betroffen sind. Vor allem morgens und abends falle viel Arbeit an. Nicht entsprechend gewürdigt werde der Wert dieser Einrichtungen für das gesamte System hinsichtlich der Prävention – wer länger zuhause bleiben kann, verhindert wesentlich höhere Kosten der stationären Betreuung.  Es sei also gerechtfertigt, diese Wertschätzung nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch am Lohnzettel auszudrücken.