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Vortrag mit Heinz J. Hafner im Tagungshaus Wörgl: Datenschutz und Informationsfreiheit

Heinz Hafner gab im Tagungshaus Wörgl einen Einblick in die weltweit vernetzte „Big Data-Welt“.

Wie weit wir heute schon ins digitale „Parallel-Universum“ verstrickt sind und was da noch alles auf uns zukommen wird, davon haben die allermeisten Menschen nur eine sehr vage Vorstellung. Aufgrund seiner beruflichen Laufbahn im IT-Sektor als Datenmanagement-Spezialist – u.a.im Dienste des Energiekonzerns EON, des Münchner Flughafen‘s oder aktuell im Behördenbereich – und als Gründer von drei IT-Unternehmen und der Ausbildung zum deutschen Datenschutzbeauftragten verfügt  Heinz Hafner wie kaum ein anderer im deutschsprachigen Raum über ein umfangreiches Wissen über Informationstechnologie und ihre Auswirkungen.

Das Recht auf Privatsphäre und Datenschutz ist zwar gesetzlich verankert, wird praktisch aber durch Vertragskonditionen der IT-Produkte ausgehebelt. Deutschland verfügt über das strengste Datenschutzgesetz der Welt, auch EU weit gibt es strenge Vorgaben. Bereits die in der EU agierenden Unternehmen haben große Schwächen zu dem Thema. Große internationale Firmen, die sich um Datenschutz überhaupt nicht mehr kümmern, verlegen die Aktivitäten dann an entlegene Standorte, auf Inseln oder mieten Schiffe. Ähnlich verhält es sich mit dem Bürgerrecht auf Informationsfreiheit. „Der freie Zugang zu Information ist ein Irrglaube“, erklärt Hafner und verweist auf umfangreiche Urheber- und Nutzungsrechtregelungen: „Musik, Texte, Bilder – nur wer bezahlt, hat Zugang.“ Der Trend gehe dabei vom in Europa gültigen Urheberrecht hin zur angloamerikanischen Rechtsauffassung zum Schutz des Nutzungsrechtsinhabers.

Mit welchem rasanten Tempo die digitale Revolution uns überrollt und wie sehr sich bereits Welten zwischen den Generationen auftun, verdeutlichte Hafner mit einem beispielhaften Tischgespräch, bei dem ein Kind seine Oma fragte: „Hattest du, als du jung warst, einen PC? Die Großmutter verneinte, worauf das Kind fragte – ja Oma, wie bist du denn dann ins Internet gekommen?“ Die Informationstechnik entstand erst ab 1995 und vollzog sich in Wellen: Der erste Investitionsschub im Silicon Valley, dem weltweiten Zentrum der IT-Technik, ging in elektronische Hardware, dann in Halbleitertechnik, in Softwareunternehmen, in Telecom, Internet-Shopping und aktuell in die SMART-Technologie, auch bezeichnet als „Internet der Dinge“. Die anfänglich über Jahrzehnte dauernden Entwicklungszyklen des technischen Fortschritts verkürzen sich rasant. „Pro Jahr werden mindestens 50 Milliarden Dollar in den Markt investiert – pro Woche sind das ca. 100 Millionen Dollar, die Investoren in die IT-Branche pumpen“, so Hafner. Der risikoreiche Kapitalmarktsektor führt zu Unternehmenskonzentration und zur Entstehung von Marktmonopolen – große Konzerne kaufen innovative Ideen und Kleinunternehmen auf.

IT-Technik verändert alle Lebensbereiche

„Derzeit findet ein massiver Wandel des Verhaltens unter den Aspekten mobil und social media statt, der Märkte und Branchen revolutioniert“, stellt Hafner fest. Wer kennt nicht die Internetplattformen airbnb zur Vermittlung von Übernachtungen oder UBER für weltweite Taxidienste? „Der gesamte Einkaufs- und Dienstleistungssektor ändert sich komplett“, schildert Hafner die Auswirkungen. Der technische Fortschritt wird alle Branchen verändern – manche schnell und laut, andere leise und langsam. Wie die Baubranche. Durch computergesteuerte, individuelle Fertigbauweise und 3D-Druck werden Maurer auf den Baustellen zum Luxus für jene, die sich die traditionelle Bauweise noch leisten wollen.

„Und dabei stehen noch weit heftigere Regeländerer in den Startlöchern“, so Hafner und nennt als Beispiel eine Weiterentwicklung des QR-Codes zum fälschungssicheren Erkennungsmerkmal, das etwa in Südamerika verwendet wird, um Bierflaschen als Originalabfüllung von Bierfälschungen zu unterscheiden. „Die Technik wird unsichtbar werden und alles, was Strom braucht, vernetzen“, erklärt Hafner und erläuterte bereits bestehende „smarte“, also intelligente Systeme am Beispiel eines bereits voll extern überwachten Lkw-Fahrers und stellte fest: „Die Freiheit ist damit gestorben.“

Aktuelles Datenschutz-Thema - das Auto!

So sei derzeit das größte Datenschutzthema das Auto. „Autos erfassen schon jetzt jede Menge elektronische Daten und übermitteln diese online, etwa zu Servicezwecken. Neue Modelle werden in Zukunft mit einer Vielzahl an Sensoren und Kameras ausgestattet, natürlich auch für den Innenraum. Amerikanische Modelle sind schon jetzt „per remote“ abstell- und verriegelbar. In Kombination mit GPS und Gesichtserkennungssoftware gibt es keinen Schutz mehr gegen Lokalisierung & Erkennung“, so Hafner und nennt eine weitere Auswirkung der „smarten“ Technologie: „Jedes Gaspedaltreten wird mitprotokolliert. Wer zu oft Vollgas gibt, schädigt den Motor – das kann sich in Zukunft dann bei der Versicherung auswirken.“

 

Heinz J. Hafner beantwortete nach dem Vortrag auch Fragen aus dem Publikum.

Wenn beim „Internet der Dinge“ künftig zu den bestehenden Datensammel-Quellen wie Videoüberwachung, Computer, Handys, Smartphones etc. noch mehr Daten, etwa von Haushaltsgeräten gesammelt werden und „Big Data“ noch größere Ausmaße annimmt – wem nützt das dann? Wer hat Interesse an einer Auswertung dieser Datenberge? Und was bedeutet das für den Konsumenten?

Konsument ist nicht Kunde, sondern Ware...

„Der Konsument ist heute vielfach nicht mehr Kunde, sondern selbst Ware. Wer Gratis-Internetdienste nützt, muss davon ausgehen, dass das Geschäft mit seinen Daten gemacht wird“, so Hafner und erklärt, warum Google und andere ständig weitere Unternehmen aufkaufen - wie jüngst Facebook mit dem Kauf von What´s App oder Google mit NEST: „IT-Geräte protokollieren unser Verhalten, bei jedem Click im Internet hinterlassen wir eine Spur. Aus diesen Daten lassen sich Trends und Verhaltensmuster erkennen, Persönlichkeitsprofile und Risikoprognosen ableiten“, erklärt Hafner und prognostiziert: „In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird alles erfasst, alles vernetzt, alles virtuell – dann wird alles eine Frage des Zuganges, nicht des Besitzes.“ Einen Vorgeschmack dazu gibt´s schon, wenn jemand ein e-book kauft – während man das Buch beim Kauf in Papierform mit nach Hause nimmt und besitzt, bleibt das e-book in der digitalen Bibliothek, die trotz Bezahlung des Kaufpreises vom Anbieter durch zukünftige Kontosperrung „entzogen“ werden kann.

Was bedeuten nun all diese Entwicklungen für das individuelle Verhalten? Kann man sich dem entziehen? Und Hafner lud zu einem Gedankenexperiment: „Was heißt es für mich, wenn bei google, apple, microsoft, amazon und facebook oder dropbox der Bildschirm dunkel bleibt, diese ihr Geschäftsmodell ändern und dann Geld für den Zugang zu meinen Daten wollen?“ Sorgsamer Umgang mit eigenen Daten und Erhalt einer lebenswerten Struktur außerhalb der schönen neuen Internet-Welt sind zwei der Schlüsse, die sich aus dem Abend ziehen lassen, zu dem das Unterguggenberger Institut und das Tagungshaus Wörgl geladen hatten.

Wobei sich danach die Frage stellte, ob die Datenschutzgesetzgebung ausreicht. „Die Verbraucherschutzgesetze wären ausreichend – aber sie werden nicht eingehalten. Wir leben in einer Vertragsindustrie. Wer den Konditionen nicht zustimmt, kann die Dienste nicht nutzen. Wer unterschreibt, gibt seine Daten frei.“ Diese Problematik veranlasste Heinz Hafner zur Entwicklung seines Schutzbox-Konzeptes, das dem deutschen Datenschutzgesetz entspricht und mit dem er garantiert, dass die Daten ausschließlich im Besitz der Kunden bleiben. Der IT-Profi, der sich u.a. ehrenamtlich seit 2003 im Vorstand des Unterguggenberger Institutes engagiert, bietet mit seinem neuen Unternehmen für 10 Euro im Monat eine hochsichere, leistungsfähige Plattform zur persönlichen Datenverwaltung. Weitere Infos zur Schutzbox und die Vortragspräsentationsfolien gibt´s online – auf schutzbox.de sowie auf Heinz Hafner‘s digitaler Visitenkarte www.heinzhafner.de unter Vorträge.

Der Direkt-Link zum Vortrag:

http://schutzbox.de/pilcrows_schutzbox_datenschutz_und_informationsfreiheit.html