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Tiroler Suchtberatung beim PSP im City Center |
„Schätzungsweise 30 bis 40 % der jungen Erwachsenen im Bezirk haben schon einmal Cannabis ausprobiert, ein Suchtverhalten entwickeln aber nur sehr wenige, nur 1 % hat damit ein ernsthaftes Problem“, berichtet Birgit Keel, Geschäftsführerin der Suchtberatung Tirol (Bild rechts), spricht sich für eine Entkriminalisierung von Cannabis-Konsum aus und bringt weitere Zahlen aus der Statistik: „Maximal fünf Prozent der Bevölkerung haben Erfahrungen mit anderen illegalen Drogen wie Heroin, Amphetamin und anderen psychoaktiven Substanzen – bei einem Bruchteil davon führt der Drogenkonsum zur Sucht.“ Hingegen seien rund 20 % der Bevölkerung nikotinabhängig und jeder Zehnte erkrankt in Österreich durch Alkoholmissbrauch. „Die Suchtproblematik betrifft die gesamte Gesellschaft“, so Keel, wobei zur Entstehung von Sucht viele Faktoren beitragen.
„In der Suchtberatung Tirol steht nicht die Droge sondern der Mensch im Mittelpunkt. Ein multiprofessionelles Team hilft bei der Bewältigung des Alltages, von der Sozial- bis zur Rechtsberatung“, betont Keel. Die Suchtberatung Tirol bietet psychosoziale und klinisch-psychologische Beratung, Betreuung und Begleitung von drogengefährdeten und drogenabhängigen Personen mit illegalem Substanzkonsum. Tirolweit suchen jährlich rund 850 Personen Rat und Hilfe, in Wörgl waren es im vergangenen Jahr 122 Menschen aus dem Tiroler Unterland, darunter 26 Angehörige. Ein Drittel der Betroffenen kommt freiwillig, ein Drittel auf Zuweisung durch Gesundheits- und Jugendamt und ein Drittel unfreiwillig im Justizvollzug.
„Die Anzahl der freiwilligen Kontakte nimmt zu“, weiß Suchtberatungs-Mitarbeiterin Sabine Höller (Bild links) und gibt Einblick in die Arbeit. Die Beratung erfolgt anonym und kostenlos, reicht von einmaligen Kontakten bis hin zu mehrjähriger Begleitung und umfasst die Betreuung Suchtkranker im Substitutionsprogramm, wobei eng mit der Drogenambulanz Wörgl zusammengearbeitet wird. Das Alter der Klienten reicht von 15 bis 62 Jahren, das Durchschnittsalter liegt bei 27 Jahren, wobei hier die Männer in der Mehrzahl sind – bei den ratsuchenden Angehörigen hingegen sind es die Frauen. „Wir unterliegen der Schweigepflicht und geben keine Informationen weiter“, erklärt Höller die Basis für das erforderliche Vertrauen zum Aufbau einer Beziehung. „Seit kurzem besteht die Möglichkeit aufsuchender Sozialarbeit – wir begleiten Betroffene etwa bei Behördengängen. Ein großes Anliegen ist uns die Präventionsarbeit an Schulen, mit Projekten und Workshops“, so Keel. Bei den flexiblen Arbeitszeiten der Suchtberatung Tirol erfolgt die Kontaktaufnahme am besten telefonisch unter 0664-1117460.