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Gasthof Bad Eisenstein: Sanierung als Flüchtlingsunterkunft und Ausbaupläne |
Mit dem Ausräumen wurde bereits begonnen – das historische Gasthaus Bad Eisenstein soll saniert werden und ab Dezember für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung stehen. Die Bausubstanz ist gut erhalten – die Sanierung behält den Charakter des historischen Bestandes bei. „Die Holzteile der Fassade werden sandgestrahlt“, erklären Roland Ponholzer (rechts) und Architekt Christoph Eigentler.
„Das Hauptziel ist eine in Mitteleuropa vorbildliche und richtungsweisende Integrations-work-life-balance-Wohlfühloase für möglichst viele Bevölkerungsschichten zu schaffen“, erklärt Projektleiter Roland Ponholzer bei der Erläuterung der vom Innsbrucker Architekten Christoph Eigentler geplanten vier Ausbauphasen zur Wiederbelebung eines der schönsten Naherholungsgebiete in Wörgl.
Phase 1 sieht die Sanierung des Badl-Haupthauses mit einer Nutzfläche von 600 Quadratmetern vor. „Vorgabe war, die Veranda und Grundarchitektur des über 100 Jahre alten Hauses beizubehalten“, so Ponholzer. Das Erdgeschoß wird barrierefrei erschlossen und mit einer rollstuhlgerechten Wohneinheit ausgestattet. Die oberen Geschoße werden durch einen neuen Stiegenaufgang an der Südwestseite des Gebäudes erschlossen, der Innenausbau inklusive Dachgeschoßausbau sieht Gästezimmer ebenso vor wie Appartements, beibehalten wird die Gaststube als Schulungsraum. Einen öffentlichen Gasthausbetrieb wird es im Haus nicht mehr geben, vorgesehen ist die Unterbringung von Flüchtlingen und am Gelände tätiger Personen. Zur Phase 1 zählt weiters die Errichtung eines Tiroler Tee-Hauses mit Shop anstelle der Kegelbahn – hier sollen Tees aus dem geplanten Integrationsgarten verkauft werden. Das am Gelände bestehende Kraftwerk wird vorerst nicht als Schaukraftwerk aktiviert, da die Stadtwerke das in ihrem Themenpark verwirklichen wollen.
Die Adaptierung des ehemaligen Gasthofes Bad Eisenstein als Flüchtlingsunterkunft durch die Eisenstein Wörgl GmbH bietet Adnan, anerkannter Flüchtling aus Afghanistan, seinen ersten Job - er hilft beim Ausräumen.
Der bestehende Schießstand- und Umkleidetrakt westlich des Haupthauses wird abgerissen, hier ist ab 2016 auf einer Nutzfläche von 520 Quadratmetern ein Hotel Garni mit ebenfalls 48 Betten, Seminar- und Tagungsflächen geplant, die allerdings nicht ausschließlich für Flüchtlingsunterbringung, sondern auch für Pensionsgäste und Handelsreisende vorgesehen sind. Die Ansiedelung von drei Dienstleistungs-Start-Up-Unternehmen sowie die Errichtung von 35 Parkplätzen nördlich des bestehenden Gasthauses komplettiert diese Ausbaustufe.
„Das Herz des Gesamtkonzeptes bildet der 4000 Quadratmeter große Integrationsgraten, um den am südlichen Waldrand acht Pavillons mit einer Grundfläche von 8x8 Metern in E+1 Holzfertigteilbauweise gruppiert werden“, erläutert Ponholzer Phase 3. Die Nutzung dieser Häuschen sei flexibel – Wohnen, Therapie, Start-Up-Unternehmen. Parallel zum derzeitigen Tennisplatz soll ein weiterer Baukörper entstehen, genutzt als Schule, Seminar- und Weiterbildungszentrum mit Kaffee und Terrasse, wobei die Landschaftsgestaltung ein Biotop ebenso vorsieht wie einen Pflanzen-Lehrpfad und einen Spielplatz, eventuell auch einen Beachvolleyballplatz.
Phase 4 betrifft die bestehenden Tennisplätze, für die der Pachtvertrag 2016 ausläuft. „Derzeit ist alles offen, der Tennisclub ist noch nicht an uns herangetreten“, so Ponholzer. „Für uns ist alles denkbar, auch eine Verwertung.“ Und diese könnte auf den 1.550 Quadratmetern so aussehen: 78 überdachte Stellplätze, darauf ein zweigeschoßiger Baukörper für Veranstaltungen, Hotel, Tagungen. Derzeit besteht eine Beherbergungs-Großbetriebswidmung für 200 Betten mit einer Baudichte von 2,5 bis 5,5. „Das wäre lukrativ, kommt aber nicht in Frage“, so Ponholzer. Man bleibe beim Gesamtkonzept unter 2,0 Baumassendichte. Die Sanierung des Haupthauses kostet 400.000 bis 600.000 Euro, der weitere Ausbau bei Weiterbestand der Tennisplätze 6 Millionen Euro, andernfalls 10 Millionen Euro.
„Wir haben das Projekt der Stadt vorgestellt, es durchläuft jetzt die Instanzen. Bauverhandelt wurde die Sanierung des Haupthauses, jetzt warten wir auf den Baubescheid. Ab Phase 2 benötigen wir eine Verkehrsanalyse und ein Verkehrskonzept, wobei wir hier keine großen Busse haben wollen“, so Ponholzer. Mit den weiteren Ausbauplänen wird sich nun der Raumordnungsausschuss und in der Folge der Gemeinderat befassen. „Das Gelände bleibt öffentlich zugänglich, wir errichten keinen Zaun und wünschen uns, dass hier ein Ort des Miteinanders und Lernens entsteht“, so Ponholzer, der die Einzigartigkeit des „Energiezentrum – Integrationsmodell Wörgl“ in der Verbindung von „wirtschaftlichem, renditeorientiertem Ansatz mit philantropischer Basis und Integration sämtlicher Gesellschaftsschichten“ sieht.
„Die bei der Bauverhandlung am 4. August eingereichte Sanierung des Bestandes des Gasthofes Bad Eisenstein ist genehmigungsfähig, das passt soweit. Die weiteren Ausbauschritte begutachtet jetzt unsere Raumordnungsfirma Terra Cognita, dann kommt das Projekt in den Raumordnungsausschuss und soll in einer Fraktionsführersitzung vorgestellt werden“, teilt Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner zu den weiteren Schritten mit.