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Heuernte in der Filz - 26. und 28. September 2015

Zusammenrechnen am Samstag - dabei halfen wieder Ehrenamtliche, darunter mit Monir, Abdul-Rahman, Hussein und Hussein vier in Wörgl lebende Kriegsflüchtlinge (Bild Mitte) und Philipp Larch, Schutzgebietsbetreuer im Kaisergebirge (Bild rechts).

"Die Filz ruft!" - Besser gesagt für den wichtigen Pflegeeinsatz im Feuchtbiotop rufen alljährlich Filz-Aktivistin Maria Ringler und Umweltreferent GR Richard Götz die Bevölkerung auf, sich in den Dienst der guten Naturschutz-Sache zu stellen und mit anzupacken. Das insgesamt fünf Hektar große Feuchtbiotop mit Moor zeugt vom früheren Fluss-Leben des Inns, der im Inntal mäanderte und damit die Grundlage für das ökologisch wertvolle Naturjuwel schuf, das heute Rückzugsgebiet für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten ist. Mit dem Pflegeschnitt im Herbst wird gewährleistet, dass die auf den Standort spezialisierten Pflanzen und Tiere ihren Lebensraum weiterhin vorfinden. Würde der Grasschnitt liegenbleiben, käme das einer Düngung und damit einer Änderung der Pflanzenzusammensetzung gleich.

 

Das ehrenamtliche Arbeitsteam am Samstag (Bild links). Am Montag wurde mithilfe einer Seilwinde das Schnittgut auf Planen aus der Feuchtwiese gezogen. Die ausgesteckte "Insel", die nicht gemäht wurde, dient als Rückzugsgebiet.

 

Die Filz wurde über Jahrhunderte landwirtschaftlich extensiv als gemeinschaftlich bewirtschaftete Jungviehweide sowie als Streuwiese genützt - was die Tiere nicht fraßen, wurde im Herbst geschnitten und als Einstreu in den Ställen verwendet. Maschineneinsatz ist aufgrund der Bodenbeschaffenheit nur sehr bedingt möglich. Um den Boden so wenig wie möglich zu verdichten, wird darauf  auch weitgehend verzichtet. Die mühsame Mäharbeit führten Mitarbeiter des Maschinenringes mit einem Balkenmäher durch. Am Samstag folgte ein Dutzend Freiwilliger dem Aufruf, beim Zusammenrechnen zu helfen, darunter vier in Wörgl lebende Flüchtlinge aus Syrien und Irak. Den Rechen schwang mit Philipp Larch auch der Schutzgebietsbetreuer des Naturschutzgebietes Wilder Kaiser, der sich seit Jahren in der Filz engagiert und heuer mit Flüchtlingen und Freiwilligen einen Springkraut-Aktionstag im Kaisertal durchführte, um die unerwünschten Neophyten zu entfernen. Dank wiederholter Freiwilligeneinsätze und der Aufmerksamkeit von Maria Ringler und weiterer FilzbesucherInnen, die während der gesamten Vegetationsperiode das aus dem Himalaya eingewanderte Springkraut "zupfen", konnte das Eindringen der alles überwuchernden Pflanzenart in der Filz bisher hintangehalten werden.

Zum dritten Mal beteiligte sich heuer die Volkshilfe am Arbeitseinsatz. Das Moor wird nicht jedes Jahr gemäht - hier gilt es, nachwachsendes Gebüsch zu entfernen. Trotz "Springkraut-Monitoring" schaffen es einzelne Pflanzen immer wieder in die Filz. Die Samen bleiben im Boden über Jahre keimfähig, dazu kommt neuerlicher Eintrag durch Wind oder Tiere. Wo das "Indische Springkraut" (Bild rechts) gesichtet wird gilt generell - nicht nur in der Filz: am besten vor Samenbildung ausreißen, um eine weitere Verbreitung einzudämmen.

Mit Rechen und Gabeln rückten am Montagmorgen rund 30 Leute von den Volkshilfe-Einrichtungen Werkbank und dem Jugendprojekt BETA an, um beim Auflegen des angetrockneten Schnittgutes zu helfen.  "Wir sind heuer das dritte Mal hier im Einsatz", erklärt Werkbank-Projektleiter Christian Glarcher  beim ehrenamtlichen Einsatz, der mit einem Picknick vor Ort belohnt wird. Die Jause spendiert die Stadt, Kuchen wurden gespendet  -  der Freiwilligeneinsatz für die Filz findet nämlich nicht nur dort, sondern auch in den Küchen der herzlich willkommenen KuchenbäckerInnen statt.

In den vergangenen Jahren wurden die Abläufe der herbstlichen Heuernte optimiert, um die körperliche Schwerarbeit zu verringern. Wurde früher das Material auf Planen gepackt und händisch herausgezogen, so übernimmt diesen kräftezehrenden Part jetzt der Maschinenring mit Traktor und Seilwinde, wobei der Taktor am Rand der Feuchtwiese stehen bleibt. 

Beim Hilfseinsatz am Montag beteiligte sich auch der Gemüsegärtner Moritz Jahn aus Schleswig-Holstein in Norddeutschland. Die "Brücke" in die Filz schlug Christiane Ringler. Sie studierte an der Universität für Bodenkultur in Wien ökologische Landwirtschaft und arbeitete ein Jahr lang in zwei Landwirtschaftsbetrieben mit Menschen mit besonderen Betreuungsbedingungen. Beim Auslandseinsatz lernte sie Moritz kennen. "Wir sind auf Heimaturlaub, haben den Aufruf in der Zeitung gelesen und unterstützen dieses gute Naturschutzprojekt gern", erklären die Beiden. "Ich habe jetzt sechs Wochen frei - und da tut es gut, wieder mal körperlich zu arbeiten", ergänzt Moritz.

Montag abends hieß es dann: "Eigheig is!" Glücklich darüber zeigt sich Filz-Aktivistin Maria Ringler, vollauf zufrieden: "Es ist super gelaufen!" - und bedankt sich bei allen Mitwirkenden, zu denen auch Mitarbeiter des städtischen Bauhofes zählen. Sie übernehmen den weiteren Transport des Schnittgutes, von dem ein Teil wieder in den Wörgler Freigarten zum Mulchen gebracht wird. Hier wartet der nächste ehrenamtliche Arbeitseinsatz in den nächsten Tagen, der Termin wird noch bekannt gegeben.  

Beim Arbeitseinsatz in der Filz von links: Georg Rendl vom Maschinenring, Filz-Aktivistin Maria Ringler und Christian Glarcher, Projektleiter Werkbank bei der Volkshilfe Wörgl. Bild Mitte die Arbeitsmannschaft am Montag, im Bild rechts Moritz Jahn und Christiane Ringler.

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