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Freunde zeitgenössischer Kunst erinnern an Walter Caldonazzi
vero / 27.03.2007 13:12
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Dr. Martin Seiwald (links) bei der Enthüllung der Gedenktafeln, die vom Kramsacher Bildhauer Alois Schild (Bild Mitte stehend) angefertigt wurden, im Kunstforum Troadkastn in Kramsach.

Mit dem Vortrag "Gegen die Verharmlosung der NS-Zeit" wurden den Besuchern die in Zahlen gefasste und doch unfassbare Schreckensbilanz des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialistischen Regimes vor Augen geführt. Der Referent Karl Schärmer befasst sich seit Jahren mit der Thematik und stellte eine aussagekräftige, sehr umfangreiche Präsentation zusammen. Obwohl er keiner Opfergruppe angehört, versucht er mit der Ausstellung und seinem Vortrag einen Beitrag dazu zu leisten, "dass so etwas nie wieder passiert".

Nach der Vorführung des bedrückenden Zeitdokumentes "Nacht und Nebel" - der mehrfach preisgekrönte Film gilt als der eindrucksvollste, der je über die Nazi-Vernichtungslager gedreht wurde - fiel es Kunstvereinsobmann Dr. Martin Seiwald nicht leicht, die richtigen Worte zu finden und das betroffene Schweigen im Kunstforum zu brechen. "Warum erinnern wir als Kunstverein an all das? Weil es sonst niemand tut", begründete er die Initiative des Kunstvereins, für den am 9. Jänner 1945 hingerichteten NS-Widerstandskämpfer DI Walter Caldonazzi eine Gedenkstätte zu schaffen.

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Walter Caldonazzis Biografie ist Teil der umfangreichen Ausstellung "Humanismus gegen Faschismus" im Kramsacher Kunstforum Troadkastn. Das Bild rechts zeigt Walter Caldonazzi (links) mit seinen Eltern.

Walter Caldonazzi kam am 3. Juni 1916 in Südtirol zur Welt und verbrachte seine Kindheit und Jugend mit seiner Familie in Kramsach, Mariathal 71. Er besuchte das Kufsteiner Gymnasium und legte 1934 die Matura ab, worauf er an die Hochschule für Bodenkultur in Wien ging. Er arbeitete am Aufbau des österreichischen Widerstandes mit, wurde am 15. Jänner 1944 von der Gestapo verhaftet und am 9. Jänner 1945 hingerichtet. Er war einer von 2.700 in Österreich von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfern.

Nach Kufstein, wo seit 11. Mai 2002 ein Gedenkstein am Fuß der Festung an ihn erinnert, und Wien, wo es seit 7. Juni 2006 einen Walter Caldonazzi Platz gibt, soll nun in Kramsach nicht nur eine Gedenktafel, sondern auch eine offizielle Platzbezeichnung an den Widerstandskämpfer erinnern. Die von Alois Schild gefertigten Gedenktafeln werden an der Außenmauer des Troadkastns bei der Kreuzung an der Postbrücke in Kramsach angebracht. Der Kunstverein schlägt außerdem vor, den Platz an der Kreuzung nach Walter Caldonazzi zu benennen. Die bei der Vernissage anwesende Kramsacher Kulturreferentin Walburga Brunner sagte auch spontan zu, einen dementsprechenden Antrag im Kramsacher Gemeinderat einzubringen. Bis zum offiziellen Akt bleiben die Tafeln im Kunstforum.

Die dazugehörige Ausstellung "Humanismus gegen Faschismus" ist von 26. bis 31. März 2007 täglich von 13 bis 18 Uhr geöffnet.