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Jrtzt prämiert auch Tirol nach Vorarlberger Vorbild wertvolle Wiesen
vero / 02.07.2007 15:15
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Umwelt  Tirol  Landwirtschaft  Land  Ökologie 

Mit einem ambitionierten Gemeinschaftsprojekt stellen das Ländliche Fortbildungsinstitut, die Landwirtschaftskammer Tirol, die Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol und der Tiroler Landesumweltanwalt hohe Anforderungen an die Teilnehmer. Die Kulturlandschaft, deren Erhaltung und das damit verbundene fachliche Können stehen dabei im Vordergrund.

„Wiesen bedecken gut ein Viertel der Tiroler Landesfläche. Der Großteil davon sind Almen und Bergmähder, somit nur unter schwersten Bedingungen zu bewirtschaften,“ erklärt LK-Präsident Josef Hechenberger und weiter: „Die Reichhaltigkeit an Pflanzenbeständen ist Basis für die landwirtschaftliche Produktion. Wirkstoffreiche Futtergräser, Klee und Kräuter fördern die Futterqualität für unsere Tiere. Je hochwertiger das Futter, desto besser sind Tiergesundheit und Milchqualität. In der Produktionskette muss das Ausgangsprodukt passen, damit das Endprodukt höchste Qualität aufweist. Daneben brauchen unsere Bauern natürlich auch das notwendige Gespür für die Natur. Der richtige Zeitpunkt des Mähens ist ebenfalls maßgeblicher Faktor für die Futterqualität. Die Wiesenmeisterschaft soll den Beitrag unserer Bauern klar in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken.“

Naturschutzlandesrätin Anna Hosp hofft ebenfalls auf spürbare Impulse der „1. Tiroler Wiesenmeisterschaft“: „Bergmähder auf ca. 1600m – 2200m sind die höchstgelegenen landwirtschaftlich genutzten Wiesen. Mit bis zu 80 Pflanzenarten und hunderten Insektenarten zählen sie zu den artenreichsten Flächen in der Landwirtschaft. Dieser Reichtum ist Ergebnis jahrelanger, nachhaltiger Bewirtschaftung!“

 

Aufgrund ihrer Extremlage sind Bergmähder für eine Beweidung meist ungeeignet. Sie können nur einmal im Jahr gemäht werden. Manche sogar nur jedes zweite Jahr. Diese wertvolle Bewirtschaftung der Bergmähder hat vor allem in den letzten 50 Jahren um geschätzte 87 % abgenommen (aktuelle Schätzungen gehen inzwischen sogar von 94% aus).

 

 

DIE WIESENMEISTERSCHAFT – ein Wettbewerb der anderen Art

 

Die Wiesenmeisterschaft ist ein Wettbewerb nach Vorarlberger Vorbild, der solche traditionell genutzten, artenreichen Wiesen ins Rampenlicht rückt. Ihre Pflege geht oft auf lange Erfahrung mit dem Standort und auf die Kenntnis der Bewirtschaftungstraditionen zurück. Bislang waren diese Wiesen nur ein wenig bedanktes Nebenprodukt bäuerlicher Arbeit. Das soll sich mit der Wiesenmeisterschaft ändern. Im Zentrum des Wettbewerbes stehen Bauern, die sich den Anforderungen einer multifunktionalen Landwirtschaft stellen und Wiesen nachhaltig bewirtschaften und betrieblichen einbinden. Sie praktizieren eine Wiesenkultur, die ökonomische und ökologische Gesichtspunkte verbindet und tragen so zum Erhalt einer vielfältigen Kulturlandschaft bei.

 

Der Wettbewerb bietet die Möglichkeit, die Leistungen der Bauern einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und entsprechend zu würdigen.

 

Wie werden die Wiesen bewertet?

Die Beurteilung erfolgt durch eine Jury. Folgende Kriterien sind relevant: Pflanzenbestand – Artenzusammensetzung; Wiesenstruktur; Bewirtschaftungsaufwand; Vorkommen wertvoller Landschaftsstrukturen; Bestandesqualität;

 

Wer wird Sieger?

Nach einer Erstbewertung werden die „besten“ Wiesen noch einmal von der Jury besichtigt und dann die endgültige Siegerwiese bzw. deren Bewirtschafter als „Wiesenmeister“ ermittelt.

 

Die 1. Tiroler Wiesenmeisterschaft 2007 „Bergmähder“ läuft heuer als Pilotprojekt. Erfährt die Idee eine ausreichende Resonanz, ist die inhaltliche Weiterentwicklung des Wettbewerbes und eine Ausdehnung auch auf andere Wiesentypen geplant.

 


 

 


PILOTPROJEKT WIESENMEISTERSCHAFT: ZAHLEN, DATEN, FAKTEN


 

Bergmahdflächen in Tirol.

Bezirk Innsbruck: 1.317 ha

Bezirk Lienz: 1.059 ha

Bezirk Imst: 622 ha

Bezirk Reutte: 55 ha

Bezirk Imst: 9 ha

Bezirk Schwaz: 2 ha

Tirol gesamt: 3.064 ha

Anteil Bergmahdflächen in Österreich.

Tirol: 67,8 %

Kärnten: 21,8 %

Salzburg: 8,3 %

Vorarlberg: 2 %

Niederösterreich: 0,2 %

Oberösterreich: 0 %

 

Zum Projekt:

 

       Teilnehmerzahl

     Insgesamt 53 Teilnehmer aus allen Bezirken Tirols. Aufteilung nach Bezirken:

     Innsbruck/Innsbruck-Land: 13

     Kitzbühel: 1

     Kufstein: 3

     Schwaz: 2

     Reutte: 3

     Imst: 1

     Landeck: 7

     Lienz: 23

       Start der Kartierung: Anfang Juli 2007

       Jury: Insgesamt 10 Vertreter aus Landwirtschaft und Naturkunde. Mit dabei auch der international anerkannte Wiesenexperte Dr. Walter Dietl aus der Schweiz.

       Weiterführende Aktivitäten: Innsbrucker Ferienzug

Es findet dieses Jahr im Rahmen des Innsbrucker Ferienzuges eine Aktion für 7-15Jährige zum Thema ‚Bergmähder’ statt:

Donnerstag, 9. August, Trins

Donnerstag, 16. August, Ellbögen

Donnerstag, 23. August, Trins

          Programm:

Spiele zur Entdeckung der Wiesenwelt; Sagen und Geschichten zu Bergblumen und Kräutern. Ziel der Veranstaltung: Bewusstseinsbildung: Arbeit der Bauern; Bewusstmachen der Artenvielfalt, Freude an der Natur wecken

 

Zu den Wiesen:

 

       Bergmähder sind Wiesen in Extremlagen 

       sie zählen mit durchschnittlich 60-80 Pflanzenarten und hunderten Insektenarten zu den artenreichsten und wertvollsten landwirtschaftlich genutzten Wiesen (Vergleich intensiv genutzte Wiesen im Tal mit 15-25 Pflanzenarten)

       Bergmähder - ‚Hotspots der Arten’: Beispiel Sajatmähder in Osttirol (Nationalpark Hohe Tauern): nachgewiesene 673 Schmetterlingsarten, davon 3 Neuentdeckungen! Dies entspricht fast weltweit einer der höchsten Schmetterlingsdichten auf Wiesen! (Quelle: Dr. Tarmann, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum).

       durchschnittliche Anzahl von Schmetterlingsarten auf Bergmähdern ca. 250 (Vergleich: normal intensiv genutzte Wiesen im Inntal durchschnittlich nur mehr rund 10 Arten)

 

Projektfahrplan:

 

       Projektstart:  Ende Jänner 07

       Beginn der Felderhebungen/Erstbewertung: Anfang Juli – bis Ende August

       Treffen der Jury/Festlegung der 'Siegerwiesen': Ende August/Anfang September

       Abschlußveranstaltung mit Pressekonferenz: Anfang Oktober


 

Text: Landeslandwirtschaftskammer Tirol und Landespressedienst/Mag. Eva Horst