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Presseaussendung des Landes Tirol
vero / 12.05.2008 11:05
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Umfahrung  Verkehr  Tirol  Brixen  Straßen 

 LH van Staa und LR Steixner eröffneten

Umfahrung Brixen im Thale!

 

Am Samstag, 10. Mai, eröffneten LH Herwig van Staa, LR Anton Steixner, Bgm. DI Ernst Huber und zahlreiche Ehrengäste in Brixen im Thale die neue Umfahrung im Zuge der B170 Brixentalstraße. Im April 2005 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, etwa 40 Mio. EURO wird das Projekt bis zum Abschluss aller Arbeiten voraussichtlich kosten.

 

Mit der aufwändigen Umfahrung wurden seitens des Landes Tirol die wesentlichen Wünsche der Gemeinde Brixen im Thale erfüllt.

„Diese Umfahrung bringt mehr Sicherheit und besseren Verkehrsfluss und reduziert zugleich die Lärmbelastung für die verkehrsgeplagte Bevölkerung“, sind sich die Verantwortlichen um LH van Staa einig.

 

Die neue Umfahrung ist 2,85 km lang. Sie schwenkt im Ortsteil Hof vom Bestand nach Süden ab, unterquert in einer 410 m langen Unterflurtrasse die ÖBB sowie den Santenbach und mündet in den ca. 600 m langen offenen Straßenbereich entlang der bestehenden Waldgrenze.

Im Bereich des Erholungsgebietes beginnt eine weitere, 1.280 m lange, Unterflurtrasse und endet unmittelbar nach der Bahnquerung in Lauterbach. Im Anschluss daran erfolgt die östliche Einbindung der künftigen Gemeindestraße. Die Umfahrungstrasse endet mit der Einbindung in die bestehende Straße.

Die gesamte Trasse wird in maximal möglicher Tieflage geführt. Im offenen Trassenbereich wurde an der ortsnahen Seite aus Lärmschutzgründen ein 4,0 m hoher Damm aufgeschüttet. Die Fahrbahnbreite wurde mit 8,00 m festgelegt.

Zusätzlich zur Umfahrungstrasse wurden für die Aufrechterhaltung bestehender Verkehrsverbindungen 820 m Nebenwege mit einer befestigten Fahrbahnbreite von 5,50 bzw. 4,50 m ausgeführt. Für diese Nebenweganlage mussten zwei zusätzliche Bahnquerungen für den Viehtrieb sowie den Straßen- und Fußgängerverkehr errichtet werden.

 

„Im Zuge der weiteren Detailplanung wurde neben den technischen Standards auch auf die neuesten ökologischen Erkenntnisse Bedacht genommen“, freut sich LH van Staa. Dabei wurden folgende Grundsätze beachtet:

 

o    Alle Oberflächenwässer entlang der offenen Straße werden über definierte Bodenfilter in den Brixenbach eingeleitet.

o    Alle anfallenden Schmutz- und Waschwässer werden in dichten Behältern gesammelt und kontrolliert in das öffentliche Kanalnetz gepumpt.

o    Als Ausgleichsmaßnahme für die Verkleinerung bestehender Feuchtflächen wurden neue Musterbiotope angelegt.

o    Das bestehende Bachbett des Brixenbaches wurde teilweise aufgeweitet und naturnahe verbaut.

o    Vor der Einmündung des Winschbaches in den Schleicherbach wurde für den Hochwasserschutz ein Retensionsbecken angelegt.

o    Für die Sicherung der Amphibienwanderungen im Bereich der offenen Trasse wurden entsprechende Leiteinrichtungen sowie ein multifunktionales Überführungsbauwerk errichtet.

 

Alle notwendigen Behördenverfahren (Straßenbauverhandlung mit Grundeinlösung, eisenbahnrechtliche Genehmigung, wasser-, naturschutz- und forstrechtliche Genehmigung) konnten auf Grund der positiven Grundeinstellung aller Betroffenen bis zum Baubeginn im April 2005 erledigt werden.

 

Die Ausführungsplanung und die Bauausführung von vier Bahnbrücken, die Tunnelbauwerke Hof und Brixen mit einer Gesamtlänge von 1690 m, zwei Überführungsbauwerke für bestehende Wasserläufe und Amphibien sowie zwei Brücken (Brixenbach und Winschbach) haben alle beteiligten Fachplaner, Baufirmen sowie die Projektleitung massiv gefordert.

Besonders erschwerend kam hinzu, dass zwei Bahnbrücken (Hof und Erlensee) und Teile der Tunnelbauwerke bis zu 5 m tief im Grundwasser stehen. So musste z.B. das Wannenbauwerk der Bahnbrücke Erlensee zur Auftriebssicherung mittels korrosionsgeschützter Daueranker in den Boden verankert werden.

Auf die Ausstattung der Tunnelbauwerke wurde besonders geachtet. Die Tunneldecken wurden aus Brandschutzgründen in Faserbeton ausgeführt. Die Fahrbahn der langen Unterflurtrasse (Tunnel Brixen) wurde mit einer Betondecke ausgestattet. Die sicherheitstechnische Ausstattung sowie die Anlage einer Notausfahrt und Notstiegenhäuser wurden nach den neuesten EU-Richtlinien geplant.

Die umfangreichen Bauarbeiten einschließlich der aufwändigen technischen Ausstattung konnten in rd. 3 Jahren abgewickelt werden. Aufgeteilt in 3 Baulose kamen einschließlich der technischen Ausrüstung 12 Firmen zum Einsatz. Von den bauausführenden Firmen wurden weitere 66 Subunternehmer und Lieferanten beschäftigt.

 

Erdbewegungen, Beton- und Stahlmengen:

Offene Abträge und Baugrubenaushübe                 750.000 m3

Dammschüttungen                                                200.000 m3

Anschüttungen, Deponien                                      275.000 m3

Beton                                                                    62.500 m3

Betonstahl                                                               4.600   to


Hintergrund/Entwicklung:

 

Die ersten Planungen für eine Umfahrung der Gemeinde Brixen im Thale gehen zurück in das Jahr 1966. Damals wurde vom Wiener Planungsbüro Dr. Paul Petrovic ein Straßendetailprojekt für den Bereich Windau bis Kirchberg ausgearbeitet.

 

1981 wurde seitens der Landesbaudirektion ein weiterer Planungsauftrag für die Teilstrecke Westendorf Kirchberg an das Büro Dipl.Ing. Fritz Bültemeyer in Innsbruck vergeben.

Diese Planung enthält bereits Grundsätze, die der heutigen Situation nahe kommen.

Bei dieser Planung war erstmals für die Gemeinde Brixen vom Freischwimmbad bis zum Feuringweg eine 790 m lange Unterflurtrasse vorgesehen. Die Brücken für die Bahnquerungen wären, wie bei Petrovic, hoch über die Gleisanlagen der ÖBB geführt worden.

 

1992 wurde die Planungsarbeit fortgesetzt und es wurden zwei auf Geländehöhe liegende Umfahrungsvarianten (bahnnahe Trasse und Südtrasse) ausgearbeitet. Für diese Lösungen konnte von der Gemeindeführung keine Zustimmung erreicht werden.

 

Auf Grund der Verkehrsentwicklung auf der Brixentalstraße und der touristischen Entwicklung in der Region wurde der Ruf nach einer Umfahrungslösung für Brixen immer stärker. An der automatischen Zählstelle in Gundhabing wird ein durchschnittlicher Tagesverkehr von mehr als 11000 Fahrzeugen innnerhalb von 24 Std. gemessen. Seit 1990 hat der Verkehr in diesem Abschnitt um mehr als 30% zugenommen.

 

Nach der Eröffnung der Umfahrung Kirchberg im November 1997 wurden ab 1998 konkrete Planungsschritte für den Neubau der Ortsumfahrung Brixen im Thale eingeleitet. Die Gemeindeführung wurde vom Anfang an in die Planungsarbeit eingebunden. Vom Gemeinderat wurden klare und eindeutige Meinungen artikuliert. Die Gemeindeführung hat sich einstimmig für die Südtrasse ausgesprochen und sich stark für die Planung von Unterflurtrassen in den Bereichen von verbauten Gebieten, Erholungseinrichtungen und im Bauerwartungsland eingesetzt.

Auf Basis dieser Vorgaben wurde das Generelle Straßenprojekt ausgearbeitet und im März 1999 im Rahmen einer öffentlichen Bürgerversammlung der Bevölkerung vorgestellt. Die präsentierte Trasse erhielt die uneingeschränkte Zustimmung aller anwesenden BürgerInnen.

 

Text und Foto: Mag. Christian Mück/Landespressedienst