(0)
Infoabend in Bruckhäusl am 21. Oktober 2008 zur Deponie-Stilllegung und dem Wasserbauprojekt Brixentaler Ache |
Beim Infoabend im Pfarrheim stellte Ing. Jakob Scherer das Wasserbau-Projekt zur Aufweitung der Brixentaler Ache im Bereich Pinnersdorf vor.
Zum Infoabend im Pfarrheim Bruckhäusl am 21. Oktober 2008 begrüßte BI-Obmann Thomas Gasteiger mit Kirchbichls Vizebgm. Arno Raich, Wörgls GR Mario Wiechenthaler und Maria Ringler von den Wörgler Grünen auch Vertreter der Gemeindeführungen. Zunächst erläuterte Ing. Jakob Scherer vom Baubezirksamt Kufstein das Projekt zur Aufweitung der Brixentaler Ache im Bereich Bruckhäusl, das nun nach dem Bau der Bruckhäusler Umfahrung in den nächsten fünf Jahren umgesetzt werden soll.
Für die Schaffung eines Retensionsraumes kaufte das Land vier Hektar Grund vom Pinnersdorfer Bauern an, um hier im Falle eines Hochwassers Platz zu haben, um "das Wasser auf die Seite parken zu können", wie es Ing. Scherer formulierte. Durch das Fluten der Fläche sollen Hochwasserspitzen gekappt und ein kontinuierlicher Abfluss des Wassers ermöglicht werden. Scherer: "Die Erfahrungen seit 1985 zeigen, dass Hochwasserereignisse immer extremer werden - der Wasseranstieg nach Unwettern schneller erfolgt, aber auch Perioden mit lang anhaltendem Starkregen zunehmen."
Derzeit erfolgen die Abflussberechnungen. 2009 wird ein Abflussmodell in Auftrag gegeben, dessen Ergebnis im Mai/Juni vorliegen soll. Danach entscheidet sich, wie das Gelände gestaltet wird.
Im Bereich des Rückhaltebeckens befindet sich das Tiwag-Kraftwerk Pinnersdorf sowie die Druckrohrleitung. "Derzeit plant die Tiwag einen Kraftwerksneubau", kündigte Scherer hier Änderungen an. Der Retensionsraum soll der Bevölkerung künftig als Naherholungsbereich zur Verfügung stehen: "Der ökologische Wasserbau bietet hier bei einem vernünftigem Miteinander von Freizeit- und Naturschutz-Interessen viele Möglichkeiten, das Gelände für die Freizeitnutzung zu adaptieren, es mit Nebenarmen und Spazierwegen auszustatten. Anregungen aus der Bevölkerung dazu sind uns willkommen", schloss Scherer die Präsentation des Projektes, dessen Umsetzung rund vier bis fünf Millionen Euro kosten wird.
Das Stilllegungsprojekt des Ing.Büro Passer aus Innsbruck stellte DI Martin Rottler vor. Er wurde von der Landesregierung bis 2011 als Projektmanager für die Durchführung der Arbeiten bestellt und leitet seit Mai die Durchführung. Als Bauaufsicht wirkt Baumeister Ing. Gebhard Buchauer gemeinsam mit dem ehemaligen Deponieleiter Gerhard Müllner mit.
Im Juni 2008 erstellte Rottler einen Bauzeit- und Kostenplan auf Grundlage des Schließungsbescheides vom 28. Februar 2008. Rottler stellte vor, was gemacht wird: "Sofortmaßnahmen sind eine wirksame Oberflächenentwässerung zur Verringerung des Sickerwasseranfalls, die Erweiterung und Ertüchtigung der Entgasungsanlage, die Einrichtung von Messpunkten zur Kontrolle der Standsicherheit der Deponie, Oberflächenabdeckungen und die Auffüllung des Schüttniveaus im Süden zur Abdeckung der Folie. Weitere Maßnahmen sind eine Optimierung der Abluftbehandlung. Wenn die Gasqualität es erlaubt, wollen wir in einem Blockkraftwerk daraus wieder Strom gewinnen." Die abschließende Maßnahme wird die Aufbringung einer vollständigen Deponieabdeckung sowie Rekultivierung der Fläche sein.
Die Umsetzung erfolgt in Bauabschnitten nach einer Prioritätenreihung, an der die wirksame Oberflächenentwässerung an erster Stelle steht. Rund die Hälfte der vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen wurden bereits umgesetzt und zeigen beim Sickerwasseranfall auch schon Wirkung. Dieser ging von 120 Kubikmeter am Tag auf 50 bis 60 Kubikmeter zurück, was erhebliche Kosten bei der Abwasserreinigung spart.
Durch das Aufstellen eines weiteren Moduls bei der Umkehr-Osmoseanlage zur Reinigung der Sickerwässer wurde auch der Sickerwasserstau in der Deponie bereits abgebaut. "Seit Juni 2008 haben wir wieder freie Vorflut", so Rottler.
Baumaßnahmen im Zuge der Deponiestilllegung: Die bereits erstellte Oberflächen-Entwässerung wirkt - wie die Grafik rechts zeigt, ging der Sickerwasseranfall deutlich zurück. Bildmitte: Derzeit erfolgt der Bau weiterer Gasdome zur Optimierung der Gasabsaugung, was vorübergehend zu Geruchsbelästigungen in unterschiedlicher Intensität führt.
Keine Gefahr bestehe derzeit für das Grundwasser. "Alle Messwerte zeigen, dass bei keinem Stoff Grenzwerte überschritten werden", beruhigt Rottler. Die Erhebung aller Messdaten diene jetzt zudem als Basis und Vergleichswert für weitere Messungen.
Zu Geruchsbelästigungen kommt es derzeit durch Bauarbeiten auf der Deponie zur Reparatur und Ergänzung der Entgasungsanlage. Die Arbeiten sollen bis Dezember 2008 abgeschlossen sein. "Danach können wir berurteilen, ob die anfallende Gasmenge ausreicht, um sie zur Stromerzeugung zu nützen", so Rottler. Wenn nicht, wird es weiterhin abgefackelt.
Weitere Aufschüttungen - allerdings keinesfalls mehr mit Müll - werden im Süden der Deponie erforderlich sein. Zum Lichtschutz für die Folie soll die Böschung mit Bodenaushubmaterial abgedeckt werden. Zudem soll hier, wenn es die Statik erlaubt, ein Weg für die künftige Betreuung entstehen. Nachdem bereits eine Anfrage zur Anlieferung von Bodenaushub aus dem Eisenbahnbau eingelangt ist, erfolgt auch diesbezüglich eine Prüfung der Statik. Rottler: "Müll hat eine andere Dichte, ist leichter als dieses Material. Es braucht erst eine Statikuntersuchung, ob die Lagerung möglich ist - es könnten sonst Abrutschungen drohen."
Als Abdeckmaterial wurde bisher vollständig ausgerottete Komposterde von der Kläranlage Kirchbichl verwendet. "Hier kam uns der Neubau der Kompostanlage im Klärwerk zu Gute - wir erhielten das Material kostenlos", erklärte Rottler. Das organische Matrial sei bestens geeignet, da es gut durchwurzelt wird und so einer Gasdiffundierung entgegenwirkt. Vom Kompost selbst gehe kein Geruch aus.
Fragen der Anrainer betrafen die Brandgefahr, die DI Rottler gering einschätzt, sowie eventuell radioaktiv belasteten Krankenhausmüll: "Das Material ist feucht, außerdem kommt kein Sauerstoff mehr dazu. Was den Krankenhausmüll betrifft: Dieser darf, solange er strahlt, garnicht transportiert werden. Diese Stoffe haben eine so kurze Halbwertszeit, dass sie schnell zerfallen. Selbst wenn belasteter Müll am Riederberg gelandet sein sollte, sind die Stoffe bereits abgebaut."
Nach Fertigstellung der Stilllegungsarbeiten soll die Deponieüberwachung in Form einer Fernüberwachung erfolgen. Derzeit befindet sich die Deponie noch im Eigentum des Masseverwalters. Die Kosten für die anfallenden Arbeiten trägt das Land, das sich diese aber so gut es geht im Konkursverfahren aus der Masse zurückholen will. Das Verfahren soll Ende des Jahres abgeschlossen sein, dann geht die Deponie in das Eigentum des Landes über.