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Gedenkfeier am 12. Februar 2009
vero / 13.02.2009 00:50
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Wörgl  Politik  Geschichte  SPÖ  Bürgerkrieg1934  Gedenkfeier 

Am 12. Februar 1934 kam es im Bereich Bahnhof und Zellulosefabrik zur bewaffneten Auseinandersetzung zwischen dem Schutzbund und der Heimwehr. Bürgermeister Michael Unterguggenberger und Kooperator Franz Wesenauer erzielten durch ihr mutiges Einschreiten am Verhandlungsweg zunächst einen Aufschub des Standrechtes und bewegten die Schutzbündler zur Aufgabe des bewaffneten Widerstandes. Beim Schusswechsel im Bereich der Zellulosefabrik gab es zwar Verletzte, aber keine Toten. Zwölf  "Aufwiegler" wurden im April 1934 zu Kerkerstrafen verurteilt, die Strafverfahren gegen weitere 77 an den Kämpfen beteiligte Arbeiter wurden 1935 eingestellt. (Quelle: Wörgler Heimatbuch).

Zur 50-Jahr-Feier der Stadt Wörgl 2001 erinnerten sich Zeitzeugen an die Zwischenkriegszeit in Wörgl. Jutta Seethaler zeichnete die Interviews auf, die im Rahmen des Projektes "WÖRGLER GESCHICHTEn" vom Kulturverein SPUR in einer Ton-Bildinstallation zu hören waren. Die Erinnerungen von Rudolf Buratti, Anna und Josef Elsner, Maria und Thomas Ladstätter, Johanna Manzl und Josef Zangerl hören Sie hier...


Gedenkfeier am Mahnmal für die Opfer des Faschismus

Wörgls Vizebürgermeisterin Hedi Wechner begrüßte zur Gedenkfeier zahlreiche SPÖ-Mitglieder,  Wörgls Bürgermeister Arno Abler und mit Bruno Lenk ein Familienmitglied von Johann Lenk, der 1934 als einer der Rädelsführer verhaftet wurde. "Wörgl begeht heuer das Jahr der Werte. Für uns gehört dazu gelebte Demokratie, freie Meinungsäußerung und die Akzeptanz anderer Meinungen", betonte Hedi Wechner in ihrer Ansprache. Das Gedenkjahr 1809 2009 sollte sich nicht in Reliquienverehrung erschöpfen: "Wir stehen vor neuen Herausforderungen. Es braucht die Bereitschaft, uns mit unserer Identität und Geschichte auseinander zu setzen", so Wechner, die "nichts vom Aufrechterhalten einer Kollektivschuld" hält. "Ein Bürgerkrieg ist einer der schlimmsten Kriege, weil er in der gleichen Gemeinschaft ausgetragen wird. Es geht dabei nicht um Bodenschätze oder Rohstoffe, sondern um Ideologie - und da kann es keine Gewinner geben", so Wechner. Die Ereignisse des Februar 1934 seien "eine Mahnung, demokratiefeindliche Ansätze heute zu erkennen und dagegen aufzustehen."

Ein junges Saxophon-Quartett der Bundesmusikkapelle Bruckhäusl umrahmte die Feier musikalisch (Bild links). Bild Mitte: Vizebgm. Hedi Wechner bei ihrer Ansprache.

Landeshauptmannstellvertreter Hannes Gschwentner erinnerte an die historischen Vorgänge und ging auf den Vorwurf ein, die Gedenkfeiern zum Bürgerkrieg 1934 seien "nach hinten gerichtet": "Es geht darum, daran zu erinnern, was durch die Vernichtung der Demokratie und durch faschistische Systeme angerichtet wird." Gschwentner wertete die Anwesenheit von Bürgermeister Arno Abler als Vertreter der Volkspartei als "gutes Symbol. Politische Polarisierung bis zur Eskalation bringt nichts. Es braucht ein Grundverständnis unter den Parteien. Es macht eine Demokratie aus, wie man mit Mehrheiten und mit Minderheiten umgeht. Dieses Denkmal ist ein Mahnmal dafür, dass die Demokratie unser wichtigstes Gut ist. Totalitäre Machtausübung ist nicht vom Volk legitimiert und führt ins Verderben."

Unter den Teilnehmern der Gedenkfeier war auch der ehemalige Landtagsabgeordnete Ing. Andreas Obitzhofer (links im Bild rechts), der vor 25 Jahren an der Aufstellung des Mahnmals für die Opfer des Faschismus maßgeblich beteiligt war.