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Gemeinderatsbeschluss am 18. Dezember 2008 |
Die Stadtwerke Wörgl planen mit Partnern die Errichtung eines Biomassekraftwerkes in Wörgl-Lahntal, um mit Holzvergasung Strom und Wärme zur Beheizung des Erlebnisbades herzustellen. Das dafür ins Auge gefasste Grundstück auf der Wiese gegenüber vom Erlebnisbad wies bisher allerdings nicht die erforderliche Widmung auf.
Diese zu erlangen war das Ziel von drei Anträgen im Wörgler Gemeinderat am 18. Dezember 2008: 1. Aufhebung der Grünzonenverordnung, die durch das Land Tirol vorgenommen werden muss. 2. Änderung des Raumordnungskonzeptes von landwirtschaftlicher Freihaltefläche in eine Sondernutzung und 3. die Umwidmung der erforderlichen Grundparzellen von Freiland in Sonderfläche Biomassekraftwerk. Mit dem Hinweis, hier keine Inselwidmung durchführen zu wollen, beantragte Raumordnungsreferentin DI Bettina Müller zudem eine Grünzonenänderung für angrenzende Felder entlang der Hauptstraße, um diese ebenfalls für eine gewerbliche Nutzung aufschließen zu können. Im gleichen Ausmaß sollten allerdings dann bei der Umwidmung Baulandreserven rückgewidmet werden.
Bgm. Arno Abler wies darauf hin, dass es zur Änderung der Grünzone im Raumordnungskonzept einen Beschluss der Tiroler Landesregierung braucht, der Gemeinderat dafür nur den Antrag stellen könne.
Innovative Technik: Biomassekraftwerk als Prototypen-Projekt
"Die Technik ist sehr alt und wurde in der Zwischenkriegszeit zum Antrieb von Autos, den Holzvergasern, verwendet", erläuterte Stadtwerkedirektor DI Helmuth Müller (Bild links) das Projekt. Dabei würden Hackschnitzel unvollständig verbrannt, das dabei entstehende, brennbare Gas gereinigt und dann in einer Gasturbine der Jenbacher GE zu Strom verarbeitet. Die im Blockkraftwerk erzeugte Wärme soll die Beheizung des Erlebnisbades unterstützung und damit den Energieträger Erdgas ersetzen.
"Die Technik wurde weiterentwickelt. Bei der alten Produktionsweise fiel Teer an, was stört. Das MCI hat ein neues Verfahren entwickelt und patentieren lassen, das diese negativen Effekte beseitigt", so Müller. Das Holzgas sollte einen besseren Wirkungsgrad als Erdgas aufweisen, eine Pilotanlage laufe in den Jenbacher Werken nun seit einem Jahr. "Da wir hier eine neue Technik erproben und ein Prototypen-Kraftwerk errichten wollen, bekommen wir 60 % Forschungsförderungsgelder für die Investition wie auch für die Entwicklungsarbeit über zwei Jahre", teilte Müller mit. Die Abgaswerte sollten besser als bei Erdgas und feinstaubfrei sein.
Die Diskussion zum Projekt
Grün-GR Alexander Atzl verließ zu Beginn der Biomassekraftwerks-Tagesordnungspunkte den Sitzungssaal. Als Aufsichtsrat der Stadtwerke befürworte er das Projekt, habe aber Bedenken aus der grünen Fraktion zu vertreten, die durch das Projekt die Eröffnung eines zweiten Gewerbegebietes durch die Hintertür befürchtet. "Das ist eine dumme Situation für mich - ich erkläre mich befangen und stimme nicht mit."
Die Bedenken brachte seine Fraktionskollegin Evelyn Huber vor: "Der Gemeinderat ist nicht ausreichend informiert. Was kostet das? Können wir uns das leisten? Wer beschließt den Bau - der Gemeinderat oder die Stadtwerke? Diese sind nur zu einem Viertel beteiligt - wer sind die anderen Partner? Wir befürworten die Verwendung erneuerbarer Energien - aber ist dieses Konzept ausgegoren? Mit der Aufhebung der Grünzone sehen wir außerdem, dass hier die Tür für ein weiteres Gewerbegebiet aufgetan wird. Gibt es für das Kraftwerk nicht auch einen anderen Standort im Gewerbegebiet?" "Nein, weil das Wave der einzig mögliche ganzjährige Wärmeabnehmer ist", erklärte Bgm. Arno Abler.
Vizebgm. Maria Steiner stellte die Frage, woher die Biomasse komme und wie diese Versorgung gesichert sei."Die Errichtungsentscheidung ist noch nicht getroffen. Bevor wir weiterverhandeln und solche Fragen klären, braucht es die Grundstücksentscheidung", antwortete Helmuth Müller. Bis Mitte 2009 sollten alle Fragen hinsichtlich Auflagen der BH, Forschungsförderung, der Hackschnitzellieferverträge aus der Region geklärt sein. Müller vertrat zudem die Ansicht, dass die grundsätzliche Entscheidung über die Errichtung der Gemeinderat zu treffen hat: "Wie beim Kraftwerk Ehreit würde dazu eine eigene Gesellschaft gegründet."
Die Verkehrsproblematik durch weitere Ansiedelungen entlang der Innsbrucker Straße sprach Vizebgm. Hedi Wechner an und forderte ein Verkehrskonzept. Ihr Fraktionskollege Christian Pumpfer ging noch einen Schritt weiter: "Das heißt noch mehr Stau. Solange die Nordtangente nicht da ist, kann man alles vergessen! Am 21.9.2006 versprach der Bürgermeister, dass die Nordtangente in Bau und der Kreisverkehr West noch 2006 fertig sei. Zwei Jahre sind vergangen, er steht immer noch nicht." Bei der Abstimmung, die mehrheitlich zugunsten der erforderlichen Widmungs- und Raumordnungsänderungen ausging, stimmte Pumpfer mit Huber dagegen.
Neues Gewerbegebiet?
Die Bedenken, dass hier ein neues Gewerbegebiet angerissen werde, teilte auch GR DI Gerhard Wibmer (Liste Petzer) und verwies auf die Stadtgrenze. "Diese Tür öffnet nicht die Grünzonenverordnung, sondern der Gemeinderat. Wir geben heute ja keine Zustimmung für die Ansiedelung weiterer Betriebe", argumentierte Bettina Müller.